08 - Im Angesicht des Feindes
aufmerksam im Auge, als er sagte: »Wir müssen Ihren Zeitungsbericht genau durchsehen, Mr. Luxford. Wenn Sie darin etwas falsch gemacht haben, müssen wir wissen, wie das kommt.« Luxford sah aus, als wollte er protestieren, als wollte er einwenden, daß sie ihre Zeit und ihre Kraft lieber darauf verwenden sollten, straßauf, straßab nach seinem Sohn zu suchen, anstatt in seinem Text nach einem Fehler zu suchen, um ihn korrigieren zu können und so vielleicht einen Mörder zu besänftigen. »Unsere Ermittlungen in Wiltshire machen Fortschritte«, erklärte Lynley, um diesem unausgesprochenen Protest zu begegnen. »Und wir sind auch hier in London ein Stück vorwärtsgekommen.«
»Inwiefern?«
»Unter anderem steht eindeutig fest, daß die Brille dem kleinen Mädchen gehört hat. Am selben Ort wurden Haare entdeckt, die ebenfalls von Charlotte Bowen stammen.« Was sich daraus ergab, sprach er nicht aus: Dennis Luxford bewegte sich auf sehr unsicherem Boden. Man konnte ihm deshalb nur raten, nach besten Kräften mit der Polizei zusammenzuarbeiten.
Die Botschaft kam bei Luxford an. Er war kein Dummkopf. Aber er sagte: »Ich weiß nicht, was ich sonst hätte schreiben können. Und mir ist unklar, was wir mit der Durchsicht des Textes überhaupt erreichen wollen.«
Seine Zweifel waren verständlich. »Vielleicht«, sagte Lynley, »hat sich in der Woche, die Sie und Eve Bowen zusammen in Blackpool verbracht haben, irgend etwas ereignet. Etwas, was Sie vergessen haben. Diese Episode -eine Zufallsbegegnung, ein verpatztes Zusammentreffen, eine Verabredung, die Sie abgesagt oder nicht eingehalten haben - könnte für uns der entscheidende Hinweis auf die Person sein, die für das, was Charlotte und Ihrem Sohn zugestoßen ist, verantwortlich ist. Wenn wir entdecken können, was genau Sie in Ihrem Artikel ausgelassen haben, erkennen wir vielleicht eine Verbindung zu einer bestimmten Person, die wir bis jetzt noch nicht gesehen haben.«
»Dazu brauchen wir Eve«, sagte Luxford. Als seine Frau den Kopf hob, fügte er hinzu: »Es geht nicht anders, Fi. Ich habe alles niedergeschrieben, woran ich mich erinnere. Wenn ich etwas ausgelassen habe, kann nur sie mir das sagen. Ich muß mit ihr sprechen.«
Fiona drehte den Kopf. Ihr Blick war stumpf. »Ja«, sagte sie, aber ihre Stimme war wie tot.
Luxford wandte sich wieder an Lynley. »Aber nicht hier. Nicht vor dieser Meute da draußen. Bitte.«
Lynley gab Nkata seine Wagenschlüssel und sagte: »Holen Sie Mrs. Bowen ab. Fahren Sie sie ins Yard. Wir treffen Sie dort.«
Nkata ging. Lynley sah Fiona Luxford an. »Sie müssen in den kommenden Stunden stark sein, Mrs. Luxford«, sagte er.
»Inspector Stewart bleibt bei Ihnen. Die Constables bleiben ebenfalls. Wenn der Entführer anrufen sollte, müssen Sie versuchen, das Gespräch auszudehnen, damit wir eine Chance haben, den Anruf zurückzuverfolgen. Der Mann mag ja ein Mörder sein, aber wenn Ihr Sohn gewissermaßen die letzte Karte ist, die er in der Hand hält, dann wird er ihm nichts zuleide tun, solange noch eine Möglichkeit besteht, daß er bekommt, was er will. Verstehen Sie?«
Sie nickte nur. Luxford berührte ihr Haar und sagte ihren Namen. Die Decke an die Brust gedrückt, richtete sie sich auf. Sie nickte noch einmal. Die Tränen schossen ihr in die Augen, aber sie weinte nicht.
»Ich brauche Ihren Wagen, John«, sagte Lynley zu Stewart.
Der warf ihm die Schlüssel zu. »Überfahren Sie gleich ein paar von den Schweinen da draußen, wenn Sie schon dabei sind.«
Luxford fragte seine Frau: »Kommst du allein zurecht? Soll ich jemanden für dich anrufen, ehe ich gehe?«
»Nein, geh nur«, erwiderte sie. Zumindest bei einem Thema schien ihr Verstand offenbar einwandfrei zu funktionieren.
»Das einzig Wichtige ist jetzt Leo.«
27
Lynley hatte sich schon vorher überlegt, daß es kaum etwas bringen würde, das Gespräch mit Dennis Luxford und Eve Bowen in einem der Vernehmungszimmer zu führen. Das Fehlen von Fenstern, das Tonbandgerät und eine Beleuchtung, die darauf angelegt war, den Teint gelbstichig zu machen und die Nerven flattrig, hätten sie vielleicht etwas aus der Fassung gebracht. Aber es kam jetzt weniger darauf an, die Selbstsicherheit der beiden zu erschüttern, als ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu gewinnen. Deshalb führte er Luxford direkt in sein Büro, um dort mit ihm auf die Rückkehr Nkatas mit Eve Bowen zu warten.
Dorothea Harriman streckte Lynley einen Packen Telefonzettel entgegen,
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