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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nach ihr«, befahl Lynley Nkata, und der Constable ging. »Ich brauche ein Foto von Ihnen, Mr. Luxford«, fuhr Lynley fort. »Und ich möchte auch gleich eins von Ihrer Frau.«
    »Wozu?«
    »Für meine Mitarbeiterin in Wiltshire. Sie haben uns nicht gesagt, daß Sie erst kürzlich in Wiltshire waren.«
    »Wann zum Teufel soll ich in Wiltshire gewesen sein?«
    »Sagt Ihnen Baverstock etwas?«
    »Baverstock? Sie meinen, als ich mir die Schule angesehen habe? Warum hätte ich Ihnen von einem Besuch in Baverstock erzählen sollen? Das hatte mit den Geschehnissen hier überhaupt nichts zu tun. Ich bin hingefahren, weil ich Leo anmelden wollte.«
    Luxford warf Lynley einen scharfen Blick zu, als versuchte er zu erkennen, was dieser von seiner Erklärung hielt, und als er es sah, rief er ungläubig: »Mein Gott! Was ist hier eigentlich los? Was stehen Sie hier herum und starren mich an, als erwarteten Sie, daß mir gleich eine lange Nase wächst? Der Kerl wird meinen Sohn töten. Sie haben es doch gehört, oder nicht? Er wird ihn morgen töten, wenn ich nicht tue, was er verlangt. Wieso zum Teufel verschwenden Sie Zeit damit, meine Frau zu verhören, wenn Sie längst unterwegs sein und etwas tun könnten - ganz gleich, was -, um meinen Sohn zu retten? Ich schwöre bei Gott, wenn Leo etwas passiert ... « Er schien sich bewußt zu werden, wie heftig er keuchte, und brach ab. Tonlos sagte er: »O Gott, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Aber Inspector Stewart wußte, was er zu tun hatte. Er machte einen Küchenschrank auf, nahm eine Flasche Kochsherry heraus und goß etwas davon in ein Glas. »Trinken Sie das«, sagte er und reichte Luxford das Glas. Während dieser trank, kehrte Nkata mit Fiona Luxford zurück.
    Wenn Lynley ernstlich vermutet hatte, Fiona Luxford sei in die Ermordung Charlotte Bowens und die spätere Entführung ihres eigenen Sohnes verwickelt, wenn er ernstlich vermutet hatte, sie habe mit einem schnurlosen Telefon irgendwo in diesem Haus den Anruf getätigt, so wurde diesen Vermutungen allein durch die äußere Erscheinung der Frau augenblicklich der Boden entzogen. Ihr Haar war stumpf und strähnig, das Gesicht verschwollen, ihre Lippen waren rissig. Sie hatte Leggings an und ein zerknittertes Herrenhemd, das vorn befleckt war, von Erbrochenem, wie es schien. Und tatsächlich ging ein säuerlicher Geruch von ihr aus. Um die Schultern hatte sie eine Wolldecke, in die sie sich, eher schutz- als wärme-suchend, hineinkuschelte. Als sie Lynley sah, blieb sie stehen. Dann bemerkte sie ihren Mann und schien ihm die Katastrophe vom Gesicht abzulesen. Ihr eigenes Gesicht verzog sich.
    »Nein!« schrie sie. »Nein! Nein! Nein!« Immer schriller wurde der Ton der Angst in ihrer Stimme.
    Luxford nahm sie in seine Arme. Stewart goß noch einmal Sherry ein. Lynley führte sie alle ins Wohnzimmer hinüber.
    Behutsam drückte Luxford seine Frau aufs Sofa hinunter. Sie zitterte am ganzen Körper. Er zog die Decke enger um sie und hielt sie fest in seinem Arm.
    »Leo ist nicht tot«, sagte er. »Fiona! Er ist nicht tot. Hörst du mich?«
    Schwach lehnte sie sich an seine Brust. »Er muß solche Angst haben«, sagte sie leise. »Er ist doch erst acht ...« Wie unter Schmerzen schloß sie die Augen.
    Luxford drückte sachte ihren Kopf an seine Schulter. »Wir werden ihn finden«, versicherte er. »Wir holen ihn zurück.«
    Der Blick, den er auf Lynley richtete, fragte: Wie können Sie glauben, daß diese Frau die Entführung ihres eigenen Sohnes veranlaßt hat?
    Lynley mußte zugeben, daß er selbst nicht an ihre Schuld glauben konnte. Seit er Fiona Luxford gestern nachmittag das erstemal gesehen hatte, als sie mit der Schulmütze ihres kleinen Sohnes in den Händen nach Hause gekommen war, hatte er nicht einen einzigen falschen Ton bei ihr entdeckt. Es bedurfte mehr als einer glänzenden Schauspielerin, um die Verzweiflung und die Angst, die sie ausstrahlte, so überzeugend darzustellen. Es bedurfte einer Soziopathin. Und seine Intuition sagte ihm, daß Leo Luxfords Mutter keine Soziopathin war. Sie war schlicht und einfach Leos Mutter.
    Diese Erkenntnis jedoch tat nichts dazu, Dennis Luxford zu entlasten. An der Tatsache, daß man in seinem Porsche Charlottes Brille sowie Haare vom Kopf des Kindes gefunden hatte, war nicht zu rütteln. Gewiß, jemand konnte ihm diese Indizien untergeschoben haben, aber allein auf diese Möglichkeit hin war er aus dem Kreis der Verdächtigen nicht auszuschließen. Lynley behielt ihn

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