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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dem aus sie beobachten konnten, wann Robin Payne Lark'sHaven verlassen würde?
    Das Gespräch mit ihm war eine Qual gewesen. Ständig war sie sich der Gefahr bewußt gewesen, sie könnte - um wachsendes Vertrauen zu simulieren - eine falsche Frage stellen, durch die sie ungewollt verraten würde, daß sie von seiner Schuld wußte. Um das zu vermeiden, hatte sie erzählt. Es gab wenig genug Stoff, um ein Gespräch in Gang zu halten, und noch weniger, was sie mit ihm teilen wollte. Aber sie wußte, wenn sie ihn glauben machen wollte, daß sie davon träumte, ihn nach ihrer Rückkehr nach London wiederzusehen, dann mußte sie irgendwie dafür sorgen, daß ihre Stimme voll seliger Vorfreude war. Sie mußte ihn direkt ansehen. Sie mußte ihm den Eindruck vermitteln, daß sie es darauf anlegte, als Frau von ihm wahrgenommen zu werden. Sie mußte ihn zum Reden bringen, und wenn sie ihn soweit hatte, mußte sie an seinen Lippen hängen, als wäre jedes seiner Worte Manna für sie.
    Es war nicht gerade eine Nummer, die ihr lag. Am Ende der Mahlzeit war sie völlig erledigt gewesen. Und als sie gemeinsam den Tisch abgedeckt hatten, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
    Sie hatte gesagt, sie sei zum Umfallen müde, es sei ein langer Tag gewesen, sie müsse morgen in aller Frühe los, sie müsse um spätestens halb neun im Yard sein, und bei dem zu erwartenden Verkehr ... Wenn er nichts dagegen hätte, würde sie jetzt zu Bett gehen.
    Er hatte nichts dagegen. »Du hast heute eine Menge verkraften müssen, Barbara«, hatte er gesagt. »Du hast dir deinen Schlaf verdient.« Er war mit ihr bis zur Treppe gegangen und hatte ihr beim Gute-Nacht-Sagen den Hals gestreichelt.
    Sobald sie aus seinem Blickfeld war, wartete Barbara auf Geräusche, die ihr sagen würden, daß er ins Eßzimmer oder in die Küche zurückgekehrt war. Als sie hörte, daß er angefangen hatte, das Geschirr zu spülen, huschte sie in das Badezimmer, in dem sie zuvor nach Corrines Inhalator gesucht hatte.
    So leise wie möglich, beinahe mit angehaltenem Atem, sah sie die Medikamente durch, die immer noch im Waschbecken lagen. Begierig las sie jedes Etikett. Sie fand Mittel gegen Übelkeit, Infektionen, Nervosität, Durchfall, Muskelkrämpfe und Verdauungsstörungen, alle derselben Patientin verschrieben: Corrine Payne. Das Fläschchen, das sie suchte, war nicht darunter. Aber es mußte hier sein - wenn Robin wirklich der war, für den Lynley ihn hielt.
    Dann fiel es ihr ein. Er hatte Corrine Tabletten gegeben. Wenn sie wie die anderen Medikamente ursprünglich im Apothekerschränkchen gestanden hatten, dann hätte er im Waschbecken kramen müssen - genau wie sie eben -, um sie zu finden. Und als er sie entdeckt hatte, hatte er die Flasche vermutlich genommen und zwei Tabletten in seine Hand fallen lassen und ... Was hatte er dann mit der verdammten Flasche getan? Im Apothekerschränkchen stand sie nicht. Auch nicht auf der Ablage über dem Becken. Und im Papierkorb lag sie auch nicht. Wo zum Teufel ...? Da sah sie die Flasche. Sie stand auf dem Wassertank der Toilette. Triumphierend packte sie sie. Valium las sie auf dem Etikett. Und darunter die Anweisungen für den Patienten: »Eine Tablette bei beginnenden Angstzuständen.« Noch eine Zeile tiefer stand die Warnung: »Kann Müdigkeit verursachen. Keine Einnahme bei Alkoholgenuß. Nur nach Verordnung des Arztes einzunehmen.«
    Sie hatte die Flasche wieder auf den Wassertank gestellt. Hab' ich dich, hatte sie gedacht und war in ihr Zimmer gegangen.
    Eine Viertelstunde lang hatte sie diverse Geräusche produziert, um den Anschein zu wecken, sie mache Abendtoilette. Danach hatte sie sich auf ihr Bett fallen lassen und das Licht ausgeknipst. Sie hatte fünf Minuten gewartet, dann war sie leise aufgestanden und zum Fenster geschlichen. Und da stand sie jetzt und wartete auf irgendein Zeichen, daß die Beobachter auf ihren Posten waren.
    Wenn sie da waren - und Lynley hatte versprochen, daß sie dasein würden -, dann müßte sie doch eine Spur von ihnen entdecken, sagte sie sich. Einen harmlosen Lieferwagen? Ein gedämpftes Licht hinter einem Vorhang in diesem Haus da drüben auf der anderen Straßenseite? Eine Bewegung bei den Bäumen dort an der Einfahrt? Aber sie sah gar nichts.
    Wieviel Zeit war seit Lynleys Anruf vergangen? Zwei Stunden? Mehr? Er hatte vom Yard aus angerufen, aber er hatte gesagt, sie würden sofort losfahren. Und auf dem motorway würden sie um diese Zeit gut vorwärts kommen, wenn es

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