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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Niemand.
    »Scheiße!« fluchte Barbara unterdrückt. »Gottverdammter Mist. So ein Mist!« Sie schnappte sich ihre Schlüssel. Sie polterte die Treppe hinunter. Sie rannte durch die Küche ins Freie. Sie warf sich in ihren Mini. Heulend sprang der Motor an, das Getriebe krachte, als sie den Rückwärtsgang einlegte, dann schoß sie die Einfahrt hinunter und auf die Landstraße hinaus. Sie fuhr ohne Scheinwerfer und mit allem, was der Mini hergab, ins Dorf. Dabei betete und fluchte sie abwechselnd.
    In der Mitte des Dorfes, wo sich die Straße vor dem Standbild König Alfreds teilte, bremste sie ab. Wenn sie die linke Abzweigung nahm, würde sie in südlicher Richtung auf Amesford zufahren. Die rechte Abzweigung führte nach Marlborough im Norden und zu der kleinen Landstraße, die sich durch das Vale of Wootton schlängelte, durch Stanton St. Bernard, durch Allington und an dem geisterhaften Kreidepferd vorbei, das seit tausend Jahren über diese Hügel galoppierte. Sie entschied sich für die rechte Abzweigung. Sie drückte das Gaspedal bis zum Boden durch. Sie brauste an der in Dunkelheit gehüllten Polizeidienststelle vorüber, passierte Elvis Pateis Lebensmittelgeschäft, das Postamt. Der Mini schien abzuheben, als er die Brücke nahm, die sich über dem Kennet & Avon-Kanal wölbte.
    Mit dem Kanal ließ sie das Dorf hinter sich und erreichte das offene Land. Sie suchte den Horizont ab. Sie suchte die Straße ab, die sich vor ihr dehnte. Sie verfluchte Hillier und jeden, der daran schuld sein konnte, daß die Überwachung nicht geklappt hatte. Sie hörte Lynleys Stimme. Sie hörte ihn sagen, daß die Sicherheit des Jungen das allerwichtigste sei, daß Payne ihn töten würde, wenn er entdeckte, daß die Zeitung die Story nicht gebracht hatte. Sie sah Charlotte Bowens Leiche vor sich, wie sie bei der Autopsie ausgesehen hatte, und sie schlug mit der Faust auf das Lenkrad und schrie: »Verdammt noch mal! Wo bist du?«
    Dann sah sie plötzlich an einer Hecke etwa einen Kilometer vor sich den Widerschein von Autoscheinwerfern. Sie raste diesem Licht entgegen. Es war ihre einzige Hoffnung.
    Er fuhr ganz gemächlich dahin. Er glaubte ja, es bestünde keine Notwendigkeit zur Eile. Er glaubte, seine Mutter schliefe und Barbara ebenso. Weshalb also Aufsehen erregen, indem man wie ein Wilder die Straße entlangdonnerte? Barbara gelang es, Boden gutzumachen, und als er an einer hellerleuchteten Tankstelle kurz vor Oare vorbeizuckelte, sah sie, daß der Wagen vor ihr in der Tat Robin Paynes Escort war. Vielleicht, dachte sie, gibt es doch einen Gott.
    Aber niemand folgte ihr. Und das sagte ihr, daß sie ganz auf sich gestellt war. Ohne eine Waffe, ohne einen Plan und ohne wirklich zu verstehen, warum Robin Payne es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Leben so vieler Menschen zu zerstören.
    Lynley hatte gesagt, Luxford habe noch ein drittes Kind in die Welt gesetzt. Da der Kidnapper von Luxford gefordert hatte, sein erstgeborenes Kind anzuerkennen, und da es ihn nicht zufriedengestellt hatte, als Luxford sich zu Charlotte Bowen bekannt hatte, war die einzig mögliche Folgerung, daß es noch ein älteres Kind geben mußte. Und das war das Kind, von dem Robin Payne wußte. Um dessentwillen er so wütend war, daß er zu töten bereit war. Aber wer ...
    Er hatte sich verändert, hatte Celia gesagt. Bei seiner Rückkehr von dem - wie Celia annahm - Polizeilehrgang, war Robin völlig verändert. Als er aus Wootton Cross abgefahren war, hatte sie noch geglaubt, sie würden heiraten. Als er zurückgekommen war, hatte sie die Kluft gesehen, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Sie hatte daraus den Schluß gezogen, daß es in Robins Leben eine andere Frau geben müsse. Aber konnte es nicht so sein, daß Robin über sie selbst etwas herausgefunden hatte? Über Celia? Über eine Beziehung Celias zu einem anderen Mann? Über eine Beziehung Celias zu Dennis Luxford?
    Vor ihr bog Robin von der Hauptstraße nach links auf eine schmale Landstraße ab, die im Licht seiner Scheinwerfer einen gewundenen Verlauf durch Weiden und Felder nahm. Der Schwenk nach links bedeutete, daß Robin in den nördlichen Teil des Vale of Wootton wollte. Als Barbara die Nebenstraße erreichte, riskierte sie es, einen Moment ihre eigenen Scheinwerfer einzuschalten, um zu sehen, wohin sein Kurs führte. Auf einem Wegweiser entzifferte sie die Namen Fyfield, Lockeridge und West Overton. Darunter, mit einem richtungsweisenden Pfeil versehen, befand sich das Symbol

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