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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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und aufräumte. Am liebsten hätte sie sich sofort auf ihn gestürzt und die Wahrheit aus ihm herausgeprügelt. Und sie wünschte sich, es würde sich herausstellen, daß Robin doch der war, der er zu sein schien. Aber sie wußte, daß sie gar nichts tun konnte. Leo Luxfords Leben war ungleich wichtiger als ihre Erkenntnis, was diese zwei Minuten Zärtlichkeit zwischen Handtüchern und Bettwäsche wirklich zu bedeuten hatten. Als sie »Soll ich das Telefon ...?« sagte, sah Robin zu ihr auf, und sie erkannte, warum er gar so versessen darauf gewesen war, in die Küche zu gehen und zu kochen, selbst das Durcheinander aufzuräumen, das sie angerichtet hatte, sie zu umgarnen und von dem abzulenken, was sie unwissentlich aufgedeckt hatte, als sie den Wäscheschrank ausgeleert hatte. Er hatte die Kerzen in der Hand. Er wollte sie gerade wieder in den Schrank legen. Aber unter den Kerzen war eine silberne, die gar keine Kerze war. Es war ein Teil einer Flöte. Charlotte Bowens Flöte.
    Robin stand auf. Er stopfte das, was er in der Hand hielt, neben einen Stapel Handtücher in den Schrank. Barbara bemerkte in dem restlichen Chaos auf dem Boden noch einen Teil der Flöte. Er lag neben dem Kasten, aus dem er herausgefallen war. Mit einer Handvoll Kopfkissenbezüge hob Robin das silberne Ding vom Boden auf und schob alles in den Schrank. Dann nahm er ihr das Telefon ab. »Ich bring's schon weg«, sagte er und strich ihr mit den Fingern leicht über die Wange, als er auf dem Weg in sein Zimmer an ihr vorbeiging.
    Sie hatte erwartet, sein vorgetäuschtes Feuer würde erkalten, sobald die Flöte sicher verstaut war. Aber als er aus seinem Zimmer kam, ging er sofort lächelnd auf sie zu. Er streichelte mit einem Finger ihren Hals und neigte sich über sie.
    Barbara dachte darüber nach, wie weit sie in Erfüllung ihrer Pflicht zu gehen bereit wäre. So weit jedenfalls bestimmt nicht. Seine Zunge in ihrem Mund fühlte sich an wie ein ekelhaftes Reptil. Am liebsten hätte sie zugeschnappt und so lange mit den Zähnen gemahlen, bis sie sein Blut geschmeckt hätte. Sie wünschte, sie könnte ihm das Knie in die Eier rammen, daß ihm Hören und Sehen verging. Nie im Leben würde sie mit einem Mörder schlafen, nicht für Geld und gute Worte, nicht fürs Vaterland und Königreich, und schon gar nicht aus Lust am perversen Kick. Aber genau das, erkannte sie, war der Grund, weshalb Robin Payne mit ihr schlafen wollte. Aus der Lust am perversen Kick. Was für ein tierischer Spaß, genau das Bullenschwein aufs Kreuz zu legen, das ihm an den Kragen wollte. Ebendas hatte er nämlich die ganze Zeit schon getan, in dieser oder jener Form. Er hatte sie aufs Kreuz gelegt und sich dabei ins Fäustchen gelacht.
    Barbara war so wütend, daß sie ihm am liebsten das Gesicht zertrümmert hätte. Aber sie konnte Lynley hören, der ihr sagte, sie solle weitermachen wie bisher. Darum überlegte sie, wie sie am besten Zeit gewinnen konnte. Sie glaubte nicht, daß es schwierig sein würde. Sie hatte ja einen Vorwand direkt hier im Haus. Sie entzog sich Paynes Kuß und flüsterte: »Robin, nicht. Deine Mutter.
    Sie ist doch gleich nebenan in ihrem Zimmer. Wir können nicht -«
    »Sie schläft. Ich hab' ihr zwei Tabletten gegeben. Vor morgen früh wacht sie bestimmt nicht auf. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    Leb wohl, Plan eins, dachte Barbara. Und dann ging ihr blitzartig auf, was er gesagt hatte. Tabletten. Tabletten. Was für Tabletten? Sie mußte sofort ins Badezimmer. Sie hatte zwar kaum Zweifel daran, was sie unter den Medikamenten finden würde, die sie aus dem Apothekerschränkchen gefegt hatte, aber sie wollte ganz sicher sein.
    Payne hielt sie gefangen. Mit einem Arm stützte er sich an der Wand ab, den anderen hatte er um ihren Hals geschlungen. Sie spürte seine Hand an ihrem Nacken, die sehnige Kraft seiner Finger. Wie leicht mußte es für ihn gewesen sein, Charlotte Bowen unter Wasser zu halten, bis sie gestorben war.
    Er küßte sie wieder. Seine Zunge bohrte sich in ihren Mund. Barbara wurde steif in seinem Arm. Er zog sich zurück. Er sah sie forschend an. Er war ja nicht dumm. »Was ist?« fragte er.
    »Was ist los?«
    Er wußte, daß etwas nicht in Ordnung war. Und er würde es nicht schlucken, wenn sie noch einmal versuchte, sich ihn mit ihrer Angst vor seiner Mutter vom Leib zu halten. Sie sagte ihm deshalb die Wahrheit. Etwas an ihm, was ihr zuvor nicht aufgefallen war - eine Art räuberischer Sexualität -, verriet ihr,

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