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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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brachte, setzte er Corrine an den Tisch und kippte ihr das Gebräu eigenhändig in den Mund.
    »Wir müssen unbedingt wissen, wo Ihr Sohn ist«, sagte er.
    »Mrs. Payne, können Sie mich hören? Ihr Sohn Robin ist nicht im Haus. Wissen Sie, wohin er gefahren ist?«
    Ihre Augen wurden etwas wacher, als beginne das Koffein endlich auf ihr Gehirn zu wirken. Ihr Blick flog von Lynley zu Nkata, bei dessen Anblick sie voller Entsetzen die Augen aufriß.
    »Wir sind von der Polizei«, erklärte Lynley, ehe sie angesichts eines unbekannten - und daher automatisch bedrohlichen - Schwarzen in ihrem piekfeinen Eßzimmer in Schreckensgeheul ausbrechen konnte. »Wir suchen Ihren Sohn.«
    »Robbie ist bei der Polizei«, erklärte sie ihm. Dann aber schien ihr die Bedeutung seiner Worte »Wir suchen Ihren Sohn« zu dämmern. »Wo ist Robbie?« rief sie. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Wir müssen mit ihm sprechen«, antwortete ihr Lynley.
    »Können Sie uns helfen, Mrs. Payne? Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Mit ihm sprechen?« Ihre Stimme bekam einen schrillen Klang. »Warum? Warum müssen Sie mit ihm sprechen? Es ist mitten in der Nacht. Er ist in seinem Bett. Er ist ein guter Junge. Er war immer gut zu seiner Mama. Er ist -«
    Lynley legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
    Ihre Atemzüge waren unregelmäßig.
    »Asthma«, sagte sie erklärend. »Manchmal bleibt mir die Luft weg.«
    »Haben Sie ein Medikament?«
    »Einen Inhalator. Im Schlafzimmer.«
    Nkata holte ihn. Sie pumpte ein paarmal kräftig, und das schien sie wiederherzustellen. Die Kombination von Kaffee und Inhalator weckten sie aus ihrer Benommenheit. Sie zwinkerte mehrmals, als wäre sie jetzt ganz munter. »Was wollen Sie von meinem Sohn?«
    »Er hat in London zwei Kinder verschleppt. Er hat sie hier aufs Land gebracht. Eins der Kinder ist tot. Das andere ist vielleicht noch am Leben. Wir müssen ihn finden, Mrs. Payne. Wir müssen dieses Kind finden.«
    Sie schien völlig entgeistert. Sie schloß ihre Hand um den Inhalator, und Lynley glaubte, sie werde gleich wieder zu pumpen anfangen. Statt dessen starrte sie Lynley an, ihr Gesicht ein Bild der Verständnislosigkeit.
    »Kinder?« wiederholte sie. »Mein Robbie? Sie sind ja verrückt!«
    »Nein, leider nicht.«
    »Niemals würde er Kindern was tun. Das käme ihm gar nicht in den Kopf. Er liebt Kinder. Er will selbst mal Kinder haben. Er will noch dieses Jahr Celia Matheson heiraten und dann einen Stall voll Kinder haben.« Sie zog ihren Morgenrock fester um sich, als wäre ihr plötzlich kalt. »Wollen Sie vielleicht behaupten - wollen Sie mir allen Ernstes weismachen -, daß mein Robbie ein Sittenstrolch ist, ein Perverser?« fragte sie leise und empört, »Mein Robbie? Mein Sohn? Mein eigener Sohn, der nicht mal seinen eigenen kleinen Piephahn anrührt, wenn ich ihn ihm nicht in die Hände lege?«
    Die Worten hingen einen Moment zwischen ihnen in der Luft. Lynley sah Nkata interessiert eine Braue hochziehen. Die Fragen der Frau ließen auf trübe, wenn auch nicht tiefe Wasser schließen, aber jetzt war keine Zeit zu Spekulationen.
    »Die Kinder, die er verschleppt hat«, fuhr Lynley fort, »haben denselben Vater. Ihr Sohn scheint etwas gegen diesen Mann zu haben.«
    Die Frau sah noch verwirrter drein als vorher. »Wer?« fragte sie. »Welchen Vater?«
    »Es handelt sich um einen Mann namens Dennis Luxford. Besteht eine Verbindung zwischen Robin und Dennis Luxford?«
    »Zwischen Robbie und wem?«
    »Dennis Luxford. Er ist der Chefredakteur einer Zeitung namens The Source in London. Er hat hier in der Gegend vor ungefähr dreißig Jahren die Schule besucht. Er war in Baverstock auf dem Internat. Das erste Kind, das Ihr Sohn entführt hat, war Luxfords uneheliche Tochter. Das zweite ist Luxfords ehelicher Sohn. Offenbar glaubt Robin, daß es ein drittes Kind gibt, ein Kind, das älter ist als die beiden anderen. Er verlangt von Dennis Luxford, daß er sich in seiner Zeitung öffentlich zu diesem Kind bekennt, und droht damit, das zweite Kind zu töten, wenn Luxford die Forderung nicht erfüllt.«
    Die Veränderung trat allmählich ein, während Lynley sprach. Mit jedem Satz schien ihr Gesicht mehr zu verfallen. Schließlich sagte sie leise: »Der Chefredakteur einer Zeitung, sagen Sie? In London?«
    »Ja. Er heißt Dennis Luxford.«
    »Mein Gott!«
    »Was ist?« »Ich hab' doch nicht gedacht ...«, murmelte sie. »Er sollte doch nicht glauben ...«
    »Was?«
    »Es ist so lange

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