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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatte, und ihn dann wie Charlotte ertränken, oder er würde ihn einfach totschlagen. Jedenfalls war er entschlossen, Leo zu töten.
    Barbara rannte den Pfad entlang zum Licht. Sie hatte ja das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, sagte sie sich. Sie hatte das Montiereisen und das Moment der Überraschung.
    Mit einem brüllenden Schrei raste sie die Treppe hinunter und stürzte sich in die Gruft. Sie donnerte die Holztür krachend gegen die Steinmauer. Robin hielt den hellhaarigen Kopf eines kleinen Jungen in seine Armbeuge eingeklemmt und preßte dem Kleinen einen Plastikbecher an die Lippen.
    Sie sah auf den ersten Blick, wie er es diesmal anstellen wollte. Das unterirdische Gewölbe war eine alte Grabkammer. Sechs Bleisärge überspannten einen Graben im Fußboden. Der Graben war voll mit schleimigem Wasser, das nach Fäulnis, Exkrementen und Seuche stank. Dieses Wasser würde man in Leos Leiche finden. Nicht Leitungswasser dieses Mal, sondern etwas, was für den Pathologen weit reizvoller war.
    »Loslassen!« schrie Barbara. »Verdammt noch mal, Sie sollen ihn loslassen, hab' ich gesagt.«
    Robin ließ den Jungen los. Er stieß ihn zu Boden. Aber er wich nicht etwa zurück vor Schreck darüber, als Mörder entlarvt worden zu sein. Nein, er griff sie an.
    Barbara schwang das Montiereisen. Es traf ihn an der Schulter. Er zuckte zusammen, aber er war nicht aufzuhalten. Sie holte von neuem aus. Seine Hand schoß in die Höhe. Er packte das Montiereisen, entwand es ihrer Hand und schleuderte es weg. Klirrend schlitterte es über den Steinboden, prallte gegen einen Sarg und fiel klatschend in den wassergefüllten Graben. Robin lachte bei dem Geräusch und rückte weiter vor.
    »Leo!« rief Barbara. »Lauf weg.« Aber das Kind schien wie gelähmt. Es kauerte neben dem Sarg, gegen den das Montiereisen geprallt war. Der Junge hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und beobachtete sie durch gespreizte Finger.
    »Nein!« schrie er laut. »Nicht.«
    Robin war schnell. Er hatte sie schon gegen die Mauer geworfen, noch ehe sie wußte, wie ihr geschah. Er rammte ihr seine Fäuste in den Körper; eine in den Magen, um sie noch fester gegen den Stein zu drücken, die andere von der Seite in die Niere. Brennende Hitze durchzuckte ihren Körper. Sie packte ihn bei den Haaren, zog hart und riß seinen Kopf nach hinten. Mit den Daumen suchte sie seine Augen. Er zuckte instinktiv zurück. Er entkam ihr. Er schlug ihr die Faust ins Gesicht.
    Sie hörte, wie ihr Nasenbein brach. Sie fühlte den Schmerz, der sich wie züngelndes Feuer über ihr ganzes Gesicht ausbreitete. Sie stürzte zur Seite, aber sie packte ihn noch einmal. Sie riß ihn mit sich zu Boden, und gemeinsam schlugen sie auf die Steine.
    Sie warf sich über ihn. Blut strömte aus ihrer Nase auf sein Gesicht hinunter. Sie packte seinen Kopf mit beiden Händen. Sie hob ihn hoch. Sie hämmerte ihn auf den Steinboden. Sie donnerte ihre Fäuste auf seinen Adamsapfel, dann auf die Ohren, die Wangen, die Augen.
    »Leo!« brüllte sie wieder. »Lauf weg! Mach, daß du wegkommst.«
    Robins Hände grapschten nach ihrem Hals. Er strampelte und wand sich unter ihr. Wie durch einen Nebel sah sie, daß Leo aufsprang. Aber er wich zurück. Er rannte nicht zur Tür. Er kroch zwischen die Särge, als wollte er sich verstecken.
    »Leo!« schrie sie wie eine Wahnsinnige. »Lauf doch weg!«
    Mit einem dumpfen Stöhnen schleuderte Robin sie von sich. Sie trat wie eine Wilde mit den Füßen nach ihm, als sie zu Boden fiel. Sie fühlte, wie ihr Fuß sein Schienbein traf, und als er zurücktaumelte, sprang sie auf.
    Sie fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht. Die Hand war blutverschmiert, als sie sie wieder wegzog. Sie schrie Leo zu, er solle weglaufen. Sie sah sein Haar - hell leuchtend vor dem stumpfen Blei der Särge -, und dann sprang Robin ebenfalls auf.
    »Du beschissene, gottverdammte ... « Er raste mit gesenktem Kopf auf sie zu und stieß sie krachend gegen die Mauer. Er grunzte. Er bearbeitete ihr Gesicht mit seinen Fäusten.
    Eine Waffe, dachte Barbara. Ich brauche eine Waffe. Sie hatte nichts. Und wenn sie keine Waffe hatte, dann waren sie verloren. Beide. Sie und Leo. Er würde sie beide töten, weil sie versagt hatte. Versagt. Versagt. Der Gedanke daran - Sie stieß ihn mit Gewalt von sich weg, indem sie ihm ihre Schulter in die Brust rammte. Er wehrte sie ab, doch sie riß ihn an sich, die Arme um seine Taille. Sie stemmte die Füße in den Boden, um besseren Halt zu haben,

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