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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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her.«
    »Was?« fragte Lynley wieder.
    Die Frau sagte nichts weiter als: »Mein Gott!«
    Lynley konnte kaum noch an sich halten. »Wenn Sie uns etwas sagen können, was uns hilft, Ihren Sohn zu finden, dann schlage ich vor, Sie tun es endlich, und zwar sofort. Ein Kind ist schon tot. Das Leben von zwei weiteren Menschen steht auf dem Spiel. Wir können es uns nicht leisten, Zeit mit langem Nachdenken zu verschwenden. Also -«
    »Ich hab' in Wirklichkeit gar nicht gewußt, wer's war.« Sie sprach mit gesenktem Kopf, ohne die beiden Männer anzusehen. »Woher hält' ich's denn auch wissen sollen? Aber irgendwas hab ich ihm sagen müssen. Er hat ja nicht lockergelassen ... Immer wieder hat er gefragt, immer wieder. Er hat mir keine Ruhe gelassen.« Sie schien sich in sich selbst zurückzuziehen.
    Nkata bemerkte: »Das führt doch zu nichts, Mann.«
    »Suchen Sie sein Zimmer«, befahl Lynley. »Vielleicht gibt uns dort etwas einen Hinweis, wohin er gefahren ist.«
    »Aber wir haben keinen -«
    »Zum Teufel mit dem Durchsuchungsbefehl, Winston. Es geht um Havers. Sie kann in den größten Schwierigkeiten sein. Ich habe nicht die Absicht, hier herumzusitzen und darauf zu warten -«
    »Gut. Ich bin schon unterwegs.« Nkata steuerte auf die Treppe zu.
    Lynley hörte ihn oben schnell durch den Korridor gehen. Türen wurden geöffnet und geschlossen. Kommodenschubladen knarrten und Schranktüren quietschten, und diese Geräusche mischten sich mit Corrine Paynes fortgesetztem Gebrabbel.
    »Ich hätte doch nie geglaubt ...«, sagte sie. »Aber als ich's in der Zeitung gesehen hab', kam es mir so einfach vor ... Als ich gelesen hab' ... Als da Baverstock gestanden hat - ausgerechnet Baverstock ... Und er hätte ja einer von ihnen gewesen sein können. Wirklich, er hätte einer von ihnen gewesen sein können. Weil ich ihre Namen nicht wußte, verstehen Sie. Ich hab' nie danach gefragt. Sie sind einfach nur ins Eishaus gekommen. Montags und mittwochs ... süße Jungs, wirklich ...«
    Wieder hätte Lynley sie am liebsten geschüttelt, daß ihr die Zähne klapperten. Sie brabbelte sinnloses Zeug vor sich hin, während Sekunde um Sekunde verrann. »Winston?« rief er.
    »Ist da oben irgendwas?«
    Nkata polterte die Treppe hinunter. Er hatte Zeitungsausschnitte bei sich. Sein Gesicht war ernst. Er reichte Lynley die Ausschnitte. »Das war in einer Schublade in seinem Zimmer.«
    Lynley sah sich die Ausschnitte an. Sie waren aus dem Magazin der Sunday Times. Er breitete sie auf dem Tisch aus, aber er brauchte sie gar nicht zu lesen. Es war derselbe Artikel, den Nkata ihm vor kurzem gezeigt hatte. Er las den Titel ein zweites Mal: »Ein Blatt wird gewendet«. Der Inhalt bestand im wesentlichen aus einer Kurzbiographie Dennis Christopher Luxfords, die mit Bildern Luxfords, seiner Frau und ihres gemeinsamen Sohnes illustriert war.
    Corrine Payne streckte den Arm aus und zeichnete mit zitterndem Finger die Umrisse von Dennis Luxfords Gesicht nach. »Da hat Baverstock gestanden«, sagte sie. »Da hat gestanden, er wär in Baverstock auf der Schule gewesen. Und Robbie wollte wissen ... Sein Vater ... Seit Jahren hat er immer wieder gefragt ... Er hat gesagt, er habe das Recht ...«
    Jetzt endlich verstand Lynley. »Sie haben Ihrem Sohn erzählt, Dennis Luxford sei sein Vater? Ist das richtig?«
    »Er hat gesagt, ich wär' ihm die Wahrheit schuldig, wenn ich jetzt heiraten wollte. Ich wär' ihm seinen wahren Vater schuldig, hat er gesagt. Aber ich hab's doch nicht gewußt, verstehen Sie. Es waren ja so viele. Und das konnte ich ihm doch nicht sagen. Das konnte ich nicht. Oder? Und da hab' ich ihm eben gesagt, es wär' nur einer gewesen. Ein einziges Mal. Am Abend. Ich hätt's nicht tun wollen, hab' ich gesagt, aber er war stärker als ich, und darum hätt' ich's tun müssen. Ich hätt's tun müssen, weil mir sonst was passiert wäre.«
    »Vergewaltigung?« fragte Nkata.
    »Ich hab' doch nie gedacht, daß Robbie ... Ich hab' ihm gesagt, daß es lang her ist. Ich hab' gesagt, daß es nicht wichtig ist. Daß er jetzt für mich wichtig ist. Mein Sohn. Mein kleiner Liebling. Nur er ist wichtig.«
    »Sie haben ihm erzählt, Dennis Luxford habe Sie vergewaltigt?« fragte Lynley, um es ganz klar zu verstehen. »Sie haben Ihrem Sohn erzählt, Dennis Luxford habe Sie vergewaltigt, als Sie beide noch Teenager waren?«
    »Sein Name war in der Zeitung«, murmelte sie. »Und Baverstock stand auch drin. Ich hab doch nicht gedacht ... Gott hilf mir. Ich

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