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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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miteinander reden? Reden! Ha! Da kann ich doch nur lachen, Sie dreckiger Heuchler.‹ Das hat mir zu denken gegeben ... Evelyn, es muß jemand sein, der beim Parteitag in Blackpool war. Dort haben wir miteinander gesprochen, du und ich. Damit hat es angefangen.«
    »Ich weiß, wie es angefangen hat«, entgegnete sie eisig.
    »Wir dachten, wir wären diskret, aber wir müssen nicht gut genug aufgepaßt haben. Und irgend jemand hat seitdem nur auf den geeigneten Moment gewartet.«
    »Um was zu tun?«
    »Um dich zu Fall zu bringen. Hör mal.« Dennis drehte seinen Stuhl und schob ihn näher an den ihren heran. Sie unterdrückte den Impuls, von ihm abzurücken. »Glaub von mir, was du willst, aber bei der Entführung Charlottes geht es nicht darum, die gesamte Regierung zu stürzen.«
    »Wie kannst du das behaupten, wo doch jeder sehen kann, wie deine Zeitung seit dem vergangenen Freitag, als die Geschichte mit Sinclair Larnsey herauskam, das Messer wetzt.«
    »Weil die Situation eine völlig andere ist als beim Profumo-Skandal. Natürlich steht die Regierung mit ihrer Rückbesinnung auf die wahren, britischen Grundwerte dank Larnsey jetzt ziemlich dumm da, aber es besteht kaum eine Chance, daß sie deswegen gleich untergehen wird. Nicht wegen Larnsey und deinetwegen auch nicht. Das sind doch kleine Sexskandale. Das ist was anderes, als wenn ein Abgeordneter das Parlament belügt. Es sind keine russischen Spione im Spiel. Es handelt sich also nicht um eine Verschwörung. Das hier ist eine rein persönliche Angelegenheit, die dich betrifft. Dich und deine Karriere. Das mußt du doch einsehen.«
    Er hatte beim Sprechen impulsiv über den Tisch gegriffen und ihren Arm umfaßt. Als sie die Wärme seiner Finger spürte, wurde ihr bis zum Hals hinauf heiß. An ihm vorbeisehend, sagte sie: »Nimm bitte deine Hand weg.« Als er nicht gleich reagierte, sah sie ihn kalt an. »Dennis, ich habe gesagt -«
    »Ich hab's gehört.« Noch immer rührte er sich nicht.
    »Warum haßt du mich eigentlich so furchtbar?«
    »Mach dich nicht lächerlich. Um dich zu hassen, müßte ich mir die Zeit nehmen, an dich zu denken. Und das tue ich nicht.«
    »Du lügst.«
    »Und du machst dir was vor. Nimm jetzt bitte deine Hand von meinem Arm, ehe ich dir Kaffee darübergieße.«
    »Ich wollte dich heiraten, Evelyn. Du wolltest nicht.«
    »Du brauchst mir meine Lebensgeschichte nicht zu erzählen. Ich kenne sie gut genug.«
    »Es kann also nicht daran liegen, daß wir nicht geheiratet haben. Vielleicht deswegen, weil du von Anfang an wußtest, daß ich dich nicht liebe. Hat das deine puritanischen Prinzipien verletzt? Verletzt es sie immer noch? Daß du für mich nur ein sexuelles Abenteuer warst? Daß du mit einem Mann geschlafen hast, der nichts weiter wollte, als mit dir vögeln? Oder war der Akt selbst keine so schwere Sünde wie der Genuß, der damit verbunden war? Dein Genuß übrigens. Für meinen spricht schließlich schon Charlottes Existenz.«
    Sie hätte ihn am liebsten geschlagen. Wären sie nicht an einem öffentlichen Ort gewesen, sie hätte es getan. Es verlangte sie danach, ihn ins Gesicht zu schlagen.
    »Du bist widerwärtig«, sagte sie.
    Er zog seine Hand weg. »Weshalb? Weil ich dich damals berührt habe? Oder weil ich dich jetzt berühre?«
    »Du berührst mich nicht«, gab sie zurück. »Du hast mich nie berührt.«
    »Du machst dir etwas vor, Eve. War das nicht das Wort, das du gebraucht hast?«
    »Wie kannst du dich unterstehen -«
    »Was? Die Wahrheit zu sagen? Was wir getan haben, haben wir getan, und wir haben es beide genossen. Du solltest nicht versuchen, die Geschichte umzuschreiben, nur weil du sie nicht wahrhaben möchtest. Und du solltest es mir nicht nachtragen, daß ich dir die einzigen lustvollen Stunden bereitet habe, die du wahrscheinlich je erlebt hast.«
    Sie stieß ihre Kaffeetasse in die Mitte des Tisches. Er kam ihrer Absicht zuvor, indem er aufstand. Er legte eine Zehn-Pfund-Note neben sein Glas und sagte: »Dieser Kerl will morgen die Story in der Zeitung sehen. Auf der Titelseite. Er will die ganze Geschichte, von Anfang bis Ende. Ich bin bereit, sie zu schreiben. Ich kann bis neun Uhr warten, dann müssen wir in Druck gehen. Wenn du dich entschließt, die Sache ernst zu nehmen, weißt du, wo ich zu finden bin.«
    »Deine Aufgeblasenheit war immer schon dein abstoßendster Zug, Dennis.«
    »Und bei dir war es der Drang, immer das letzte Wort haben zu müssen. Aber in dieser Situation wirst du es nicht

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