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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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haben, und du tätest gut daran, dir das klarzumachen, ehe es zu spät ist. Es steht schließlich ein anderes Leben auf dem Spiel. Neben deinem eigenen.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging.
    Sie merkte, daß sich ihre Hals- und Schultermuskeln völlig verkrampft hatten. Einen Moment lang massierte sie sie mit den Fingern, um sich Erleichterung zu verschaffen. Alles - alles -, was sie an Männern verachtete, war in Dennis Luxford verkörpert, und dieses Zusammentreffen hatte nicht mehr bewirkt, als sie in dieser Überzeugung zu bestärken. Aber sie hatte sich nicht zu ihrer gegenwärtigen Position hinaufgekämpft, indem sie sich männlichem Dominanzstreben unterworfen hatte. Und jetzt würde sie bestimmt nicht klein beigeben. Sollte er ruhig versuchen, sie mit unechten Entführerbriefen, mit erfundenen Telefonanrufen, mit heuchlerischen Demonstrationen noch heuchlerischerer väterlicher Besorgnis zu manipulieren; sollte er versuchen, sie beim Mutterinstinkt zu packen, von dem er offensichtlich glaubte, er sei allen Frauen angeboren; sollte er doch ruhig den Entrüsteten, den Aufrichtigen, den politisch Weitsichtigen spielen. Das alles konnte nicht über die schlichte Tatsache hinwegtäuschen, daß die Source in den sechs Monaten, die sie nun unter Dennis Luxfords Leitung stand, alles in ihrer schmutzigen Macht Stehende getan hatte, um die Regierung zu demütigen und die Sache der Opposition zu fördern. Sie wußte das so gut wie jeder andere, der lesen konnte. Und wenn Luxford glaubte, daß Eve Bowen - nur weil er es geschafft hatte, ihre Tochter in seine gemeinen Machenschaften zu verwickeln - jetzt aufstehen und vor aller Öffentlichkeit ihre Sünden bekennen würde, um damit ihre Karriere zu zerstören und der Presse neues Kanonenfutter zum Abschuß der Regierung zu liefern ... Etwas Lächerlicheres hatte sie noch nie gehört.
    Denn in Wirklichkeit ging es ihm ja nur um seine Zeitung. Es ging hier um den Kampf um Auflagenhöhe und politischen Einfluß, um Werbeeinnahmen und redaktionelles Renommee. Sie sollte in Dennis Luxfords Spiel um die Macht als bloße Schachfigur herhalten. Aber er irrte sich, wenn er glaubte, sie würde sich nach seinem Belieben hin und her schieben lassen.
    Er war ein Schwein. Er war immer ein Schwein gewesen.
    Eve stand auf und ergriff ihren Aktenkoffer. Sie ging zum Ausgang des Restaurants. Dennis war längst weg, sie brauchte also nicht zu fürchten, daß jemand ihre Anwesenheit in Harrod's mit ihm in Verbindung bringen würde. Pech für ihn, dachte sie. Tja, es läuft eben im Leben nicht immer alles so, wie man es geplant hat.

    Rodney Aronson wollte seinen Augen nicht trauen. Er hatte bei den Kleiderständern und den Regalen voll flippiger schwarzer Kopfbedeckungen herumgelungert, seit Luxford im Restaurant verschwunden war. Die Ankunft der Frau hatte er versäumt - dank einem schwitzenden Verkäufer, der ihn dreißig Sekunden lang von seinem Lauerposten verdrängte, als er einen Ständer voll schwarzer zweireihiger Blazer mit silbernen Knöpfen von Frisbeegröße hereinrollte. Zwar hatte Rodney sich bemüht, sie doch noch ins Visier zu bekommen, sobald der schwitzende Jüngling zwei Ständer mit Hosen umrangiert hatte, aber er hatte nur noch einen Blick auf einen schmalen Rücken in maßgeschneiderter Kostümjacke und auf glattes dunkelblondes Haar erhascht. Alle Versuche, mehr zu entdecken, waren fehlgeschlagen. Er konnte es nicht riskieren, Luxfords Aufmerksamkeit zu erregen.
    Er hatte genau gemerkt, wie Luxford bei dem Anruf nach der Besprechung in Spannung geraten war und seinen Stuhl gedreht hatte, um sein Gesicht zu verbergen. Er hatte es sich gefallen lassen, mit einem kurzen »Kümmern Sie sich um die Strichjungen-Story, Rodney« entlassen zu werden, um auf Luxford zu lauern wie die Katze auf die Maus und ihm, als er hinausgeschlüpft und am Ludgate Circus in ein Taxi gesprungen war, in einem zweiten Taxi zu folgen wie ein Detektiv in einem billigen film noir. Das ließ sich mit der Begründung, er habe nur im Interesse der Zeitung gehandelt, leicht rechtfertigen. Dies hier jedoch - das war riskant. Die Intensität des Gesprächs zwischen Luxford und der Dunkelblonden legte nahe, daß es um etwas anderes als um eine rein geschäftliche Angelegenheit ging, um etwas, was sich dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Source vielleicht als Verrat an den Interessen der Zeitung verkaufen ließ. Und genau darauf hatte Rodney es natürlich abgesehen - auf eine Gelegenheit, Luxford vom

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