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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Thron zu stoßen und selbst den ihm zustehenden Platz im Chefsessel einzunehmen. Aber dieses Tête-à-tête hier - wirklich blöd, daß er sich nicht näher heranwagen konnte! - zeigte alle Merkmale eines heimlichen Stelldicheins zweier Verliebter: die einander zugeneigten Köpfe, die gekrümmten Schultern zur Abschirmung atemloser Dialoge, Luxfords Manöver, um näher an sie heranzurücken, dieser zärtliche Moment körperlicher Berührung, als er ihr die Hand auf den Arm legte, Ersatz dafür, daß er sie ihr nicht unter den Rock schieben konnte. Und dazu das eindeutigste Zeichen überhaupt: getrennte Ankunft und getrenntes Weggehen. Es gab keinen Zweifel, der gute alte Den ging fremd.
    Der Idiot muß den Verstand verloren haben, dachte Rodney, während er der Frau in einigem Abstand folgte und ihr Maß nahm. Sie hatte schöne Beine und einen knackigen kleinen Arsch, und der Rest war vermutlich auch nicht übel, wenn man nach dem streng geschnittenen Kostüm gehen konnte. Doch eins war nicht zu vergessen: Während Rodney zu Hause seiner Pummel-Paula das Bett wärmte, zierte Luxfords häuslichen Herd die schöne Fiona. Fiona, die Göttliche, mit den interessantesten Wangenknochen, die je die Titelblätter exklusiver Modezeitschriften geschmückt hatten. Wie konnte man, wenn einen so eine Frau zu Hause erwartete - und Rodney konnte sich nur hitzigen Fantasien darüber hingeben, welch einen Empfang eine ätherische Circe wie Fiona ihrem Herrn und Meister bei seiner Heimkehr aus der Fleet Street allabendlich zu bereiten pflegte -, überhaupt auf die Idee kommen, mit einer andern Maulwurf ins Loch zu spielen?
    Rodney konnte absolut nicht verstehen, wieso man als Mann das Bedürfnis haben sollte, eine Frau wie Fiona zu betrügen. Aber so ein heißer kleiner Seitensprung konnte in der Tat Luxfords derzeitige Zerstreutheit, den schlechten Zustand seines Nervenkostüms und sein mysteriöses Verschwinden am vergangenen Abend erklären. Nicht zu Hause, der spektakulären Gattin zufolge. Nicht in der Redaktion, den Siebengescheiten im Nachrichtenraum zufolge. Nicht im Auto unterwegs, den vergeblichen Versuchen zufolge, ihn am Autotelefon zu erreichen. Rodney hatte die Erklärung, daß Luxford wahrscheinlich beim Essen war, zunächst akzeptiert. Jetzt jedoch wußte er, daß er es mit der Dunkelblonden getrieben hatte.
    Sie kam ihm irgendwie verdammt bekannt vor, obwohl er nicht wußte, wo er sie einordnen sollte. Aber sie war jemand. Eine prominente Anwältin oder Managerin.
    Er schob sich dichter an sie heran, als sie sich der Rolltreppe näherte. Er hatte nur einmal kurz ihr Gesicht gesehen, als sie aus dem Restaurant gekommen war; sonst immer nur ihren Hinterkopf. Wenn es ihm irgendwie gelänge, ihr einmal fünfzehn Sekunden lang ins Gesicht zu sehen, würde er ihr bestimmt einen Namen geben können.
    Aber das schien unmöglich. Er hätte sich schon auf der Rolltreppe an ihr vorbeidrängen und rückwärts hinunterfahren müssen, um das zu schaffen. Nein, er würde sich damit begnügen müssen, ihr auf den Fersen zu bleiben und zu hoffen, daß irgend etwas sie verraten würde.
    In Menschenmassen eingekeilt, fuhr sie direkt ins Erdgeschoß hinunter, wo sie von einem wogenden Strom mit grünen Einkaufstaschen bepackter Kaufwütiger erfaßt und zum Ausgang getrieben wurde. Die Leute schrien in den verschiedensten Sprachen wild durcheinander und fuchtelten in der Luft herum, um ihre Worte zu unterstreichen. Zum zweitenmal an diesem Tag - beim erstenmal hatte er hinter Luxford auf der Rolltreppe nach oben gestanden - wurde er daran erinnert, warum er Harrod's mied.
    Um diese Uhrzeit war es im Erdgeschoß brechend voll. Als die Dunkelblonde im Getümmel zum Ausgang drängte, betete Rodney darum, daß sie sich auf die Straße zum U-Bahnhof Knightsbridge begeben würde. Ihrem Auftreten und ihrer Kleidung nach hätte er zwar eher auf Taxi, Chauffeur oder eigenen Wagen getippt, aber hoffen konnte man ja. Wenn sie nämlich die Untergrundbahn nahm, würde sie ihn nicht mehr loswerden. Dann brauchte er ihr nur noch nach Hause zu folgen, und die Frage ihrer Identität wäre im Handumdrehen gelöst.
    Leider wurden seine Hoffnungen enttäuscht, als er ungefähr zehn Sekunden nach ihr die Tür zur Straße erreichte. Auf der Suche nach dem glatten dunkelblonden Haar ließ er seinen Blick über die Menschenmengen schweifen, die an der Basil Street in Richtung Knightsbridge um die Ecke bogen, und glaubte, als er sie entdeckte, im ersten Moment,

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