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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Verhalten auf ihre Eltern wirken wird.«
    »Kinder handeln nicht oft so, sondern immer.« Sie schaute zum Parliament Square hinunter, blickte dann auf, als meditierte sie über die gotische Architektur von Westminster, und sagte, ohne sich umzudrehen: »Wenn dieses andere Mädchen in die Shenkling-Schule geht, hat Charlotte sie vermutlich in meinem Bezirksbüro kennengelernt. Dort ist sie jeden Freitagnachmittag. Breta kam wahrscheinlich mit ihren Eltern zu meiner Sprechstunde, und während ich mit ihnen sprach, ging sie auf Erkundung. Wenn sie ins Konferenzzimmer geschaut hat, wird sie dort Charlotte bei ihren Schularbeiten angetroffen haben.« Sie wandte sich vom Fenster ab. »Aber es geht hier nicht um Breta, wer immer dieses Kind auch sein mag. Charlotte ist nicht bei Breta.«
    »Dennoch muß ich mit dem Mädchen sprechen. Das ist unsere beste Chance, eine Beschreibung von Charlottes Entführer zu bekommen. Es ist möglich, daß sie ihn gestern nachmittag gesehen hat. Oder auch früher, wenn er Ihre Tochter beobachtet hat.«
    »Sie brauchen Breta nicht, um sich eine Beschreibung von Charlottes Entführer zu beschaffen. Sie haben seine Beschreibung schon. Sie haben ihn selbst kennengelernt. Dennis Luxford.«
    Vor dem Fenster stehend, umrahmt vom abendlichen Licht, berichtete sie ihm von ihrem Zusammentreffen mit Luxford, von dem Anruf, den er von dem Entführer erhalten haben wollte. Sie berichtete von der Drohung, Charlotte umzubringen, und der Forderung, Dennis Luxford solle die Geschichte ihrer Geburt - mit Namen, Daten und Ortsangaben - persönlich schreiben und auf der ersten Seite der morgigen Ausgabe der Source veröffentlichen.
    Bei St. James schrillten sämtliche Alarmglocken, als er von der Todesdrohung hörte. Er sagte entschieden: »Das ändert alles. Charlotte ist in Gefahr. Wir müssen -«
    »Unsinn! Dennis Luxford möchte mich glauben machen, daß sie in Gefahr sei.«
    »Mrs. Bowen, das stimmt nicht. Wir rufen jetzt die Polizei an. Auf der Stelle.«
    Sie ging wieder zur Kredenz und goß sich noch einen Becher Wasser ein. Ohne den Blick von St. James zu wenden, trank sie es und sagte dann mit kühler Ruhe: »Augenblick, Mr. St. James. Ich darf Sie vielleicht darauf aufmerksam machen, wie leicht ich völlig überflüssige polizeiliche Ermittlungen in dieser Angelegenheit blockieren kann. Ein einziger Anruf genügt. Und wenn Sie glauben, ich kann - oder werde - das nicht tun, dann haben Sie wenig Ahnung von den Machtverhältnissen in der Regierung.«
    St. James war sprachlos. Er hätte nicht für möglich gehalten, daß ein Mensch in einer solchen Situation eine derartig starrköpfige Unvernunft an den Tag legen konnte. Doch als sie im selben Tenor weitersprach, erkannte er nicht nur, wie die Dinge standen, sondern auch, daß es jetzt nur noch einen Weg für ihn gab. Er verfluchte sich dafür, daß er sich in diese elende Sache hatte hineinziehen lassen.
    Als wüßte sie, was in ihm vorging und zu welchem Schluß er gekommen war, fuhr sie fort: »Sie können sich gewiß vorstellen, wie sich eine Veröffentlichung der Story auf die Auflagenzahl und die Werbeeinnahmen von Mr. Luxfords Zeitung auswirken würde. Die Tatsache, daß er selbst eine Hauptrolle in dieser Geschichte spielt, wird für den Verkauf der Zeitung kaum von Nachteil sein. Im Gegenteil, seine direkte Beteiligung wird den Verkauf wahrscheinlich noch ankurbeln, und das weiß er auch. Oh, es wird ihm sicher ein wenig peinlich sein, ertappt worden zu sein, aber Charlotte ist schließlich der lebende Beweis für Mr. Luxfords männliche Potenz. Sie stimmen mir doch sicher zu, wenn ich sage, daß sich bei Männern in die flüchtige Verlegenheit angesichts öffentlicher Enthüllungen über ihre männlichen Heldentaten immer auch eine gehörige Portion Stolz mischt. In unserer Gesellschaft zahlt stets die Frau den höheren Preis für einen Fehltritt dieser Art.«
    »Aber es ist doch kein Geheimnis, daß Charlotte unehelich geboren ist!«
    »Nein. Das ist richtig. Aber wer ihr Vater ist, habe ich geheimgehalten. Und diese Vaterschaft - meine unglückselige Partnerwahl und die damit verbundene Heuchelei -ist es, was man mir ankreiden wird. Denn es geht hier um Politik, Mr. St. James, auch wenn Sie das nicht sehen. Es geht hier nicht um Leben oder Tod. Es geht hier nicht einmal um Moral. Und wenn ich auch nicht an so exponierter Stelle sitze wie der Premierminister oder der Innenminister oder der Schatzkanzler, so wird die Veröffentlichung dieser

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