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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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'orange nur weiterhin mit Huhn macht, wird es nie Probleme geben. Du weißt ja, Enten und Kaninchen, habe ich ihm gesagt. Ente, Kaninchen oder Reh würde Simon niemals essen. Dad versteht es nicht recht. Aber er hat ja auch Donald, Klopfer und Bambi nie so geliebt wie du.«
    »Zuviel Walt Disney als Kind.«
    »Hmm. Ja. Ich habe selbst immer noch Mühe, mich mit dem Tod von Bambis Mutter abzufinden.«
    Er lachte. »Erinnere mich nicht daran. Ich mußte dich aus dem Kino tragen, weil du so geschluchzt hast. Nicht einmal ein Eis hat geholfen. Wärst du bis zum Ende des Films geblieben, hättest du gesehen, daß er ein Happy-End hat.«
    »Aber damals hat's mich eben sehr persönlich betroffen, mein Lieber.«
    »Natürlich, das wurde mir später klar. Nicht einmal ein Jahr nach dem Tod deiner Mutter ... Was wohl mit meinem Verstand los war? Aber damals dachte ich nur, ich lade die kleine Deborah zum Geburtstag in diesen niedlichen Film ein. Ich hatte ihn selbst gesehen, als ich in dem Alter war, und fand ihn herrlich. Ich dachte, dein Vater würde mir den Kragen umdrehen, als ich ihm erklärte, warum du völlig aufgelöst warst.«
    »Aber er hat dir inzwischen verziehen. Und ich auch. Obwohl du dir zur Feier meiner Geburtstage wirklich immer die merkwürdigsten Dinge ausdenkst. Mumien anschauen. Das Chamber of Horrors bei Madame Tussaud. Der Tod von Bambis Mutter.«
    »Tja, im Umgang mit Kindern bin ich eben besonders talentiert«, sagte er. »Ist vielleicht ganz gut, daß wir keine -« Er brach ab. Er nahm ihre Hände und hielt sie fest, ehe sie sich ihm entziehen konnte. »Entschuldige«, sagte er.
    Als sie nicht gleich reagierte, drehte er sich auf seinem Hocker herum und sah sie an. Sie sah aus, als drehte und wendete sie seine Worte im Geiste, damit ihr auch keine Bedeutungsnuance entging.
    »Entschuldige«, sagte er noch einmal.
    »War das dein Ernst?«
    »Nein. Ich hab nur drauflos geredet. Ohne nachzudenken. Ich war unvorsichtig.«
    »Ich will nicht, daß du meinst, mir gegenüber vorsichtig sein zu müssen.« Sie trat einen Schritt von ihm weg. Ihre Hände, die ihn eben noch gewärmt hatten, zerrten am Gürtel ihres Morgenrocks. »Ich möchte, daß du dich so gibst, wie du bist. Ich möchte, daß du sagst, was du denkst. Warum glaubst du immer, daß du mich davor beschützen mußt?«
    Er dachte über ihre Frage nach. Warum verbarg man seine Gedanken vor anderen? Warum verschleierte man seine Sprache? Was fürchtete man? Den Verlust natürlich. Das, was jeder fürchtete, obwohl man den Verlust meistens überlebte, wenn er eintrat. Das wußte Deborah besser als jeder andere.
    Er streckte die Arme nach ihr aus, spürte ihren Widerstand.
    »Deborah, bitte«, sagte er, und sie kam zu ihm. »Ich möchte das, was du möchtest. Aber im Gegensatz zu dir wünsche ich es mir nicht mehr als alles andere auf der Welt. Das Wichtigste auf der Welt bist du für mich. Jedesmal, wenn du ein Kind verloren hast, habe ich einen Teil von dir verloren. Ich wollte nicht, daß es so weitergeht, weil ich wußte, wo es enden würde. Und wenn ich es auch ertragen konnte, einen Teil von dir zu verlieren, so könnte ich doch niemals ertragen, dich ganz zu verlieren. Und das, Liebes, ist die unverhüllte Wahrheit. Du wünschst dir Kinder um jeden Preis. Ich nicht. Manche Preise sind mir zu hoch.«
    Sie begann zu weinen, und er dachte verzweifelt, nun würden sie wieder in den Sog einer jener schmerzhaften Diskussionen hineingezogen werden, die bis zum Morgen dauern konnte, ohne eine Lösung oder einem von ihnen Frieden zu bringen, und Deborah wieder in eine tiefe Depression stürzen würde. Aber sie überraschte ihn, wie so oft.
    »Danke dir«, sagte sie leise und wischte sich mit dem Ärmel ihres Morgenrocks die Augen. »Du bist ein wunderbarer Mann.«
    »Na, so wunderbar fühle ich mich aber nicht.«
    »Nein, das merke ich. Dich beschäftigt irgendwas, seit du nach Hause gekommen bist, nicht? Was ist es?«
    »Zunehmendes Unbehagen.«
    »Wegen Charlotte Bowen?«
    Er berichtete ihr von seinem Gespräch mit der Mutter des Kindes. Er erzählte ihr von der Drohung des Entführers, Charlotte umzubringen, und sah ihr Entsetzen.
    »Jetzt liegt alles an mir«, erklärte er. »Ich muß das Kind finden.«
    »Kannst du nicht Tommy anrufen?«
    »Das ist sinnlos. Von ihrer Position im Innenministerium aus kann Eve Bowen eine polizeiliche Ermittlung bis in alle Ewigkeit blockieren. Und sie ließ keinen Zweifel daran, daß sie das tun würde.«
    »Aber was

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