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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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können wir dann tun?«
    »Weitermachen. Hoffen, daß die Bowen recht hat.«
    »Aber du glaubst es nicht?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    Sie senkte den Kopf. »Ach, Simon«, sagte sie unglücklich.
    »O Gott, das habe ich dir eingebrockt, nicht wahr?«
    Er konnte nicht bestreiten, daß er die Sache auf ihre Bitte hin übernommen hatte, aber er wußte, daß jetzt mit Vorwürfen, sei es gegen Deborah oder sich selbst, nichts zu gewinnen, aber einiges zu verlieren war. Darum sagte er: »Rein verstandesmäßig sehe ich, daß wir gewisse Fortschritte gemacht haben. Wir wissen, welchen Weg Charlotte von der Schule und von der Musikstunde nach Hause genommen hat. Wir wissen, in welchen Läden sie regelmäßig aufgetaucht ist. Wir haben eine ihrer Freundinnen gefunden und haben gute Anhaltspunkte, um auch die andere zu finden. Und trotzdem fühle ich mich bei dieser Sache überhaupt nicht wohl. Ich frage mich, wohin wir eigentlich steuern.«
    »Hast du dir darum die Briefe noch einmal angesehen?«
    »Ich habe mir die Briefe noch einmal vorgenommen, weil ich im Moment nicht weiß, was ich sonst tun kann. Und das gefällt mir noch weniger als das Unbehagen, das mich befällt, wenn ich mich frage, was ich bis jetzt eigentlich erreicht habe.«
    Er griff an ihr vorbei und knipste die beiden starken Lampen aus, deren grelles Licht auf den Arbeitstisch fiel. Nur der sanftere Schein der Deckenbeleuchtung erhellte jetzt noch den Raum.
    »So fühlt sich Tommy vermutlich ständig, wenn er mitten in einer Untersuchung steckt«, meinte Deborah.
    »Kann sein, aber er ist Polizeibeamter. Er hat die erforderliche Geduld, um die Fakten zu sammeln, sie zu sichten und zu ordnen, bis sich eins ans andere fügt. Ich besitze diese Geduld nicht. Und ich bezweifle, daß ich sie zu so später Stunde noch lernen werde.« St. James nahm die Plastikhüllen mit den Briefen und der Schriftprobe und legte sie auf einen Aktenschrank neben der Tür. »Und wenn es sich hier um eine echte Entführung handelt und nicht, wie Eve Bowen hartnäckig behauptet, um eine Gemeinheit, die Dennis Luxford eingefädelt hat, um der Regierung zu schaden und die Auflage seiner Zeitung zu erhöhen, dann besteht höchste Dringlichkeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Aber das scheint außer mir keiner so zu sehen.«
    »Doch, Dennis Luxford.«
    »Ja, aber er lehnt es genauso kategorisch ab wie Eve Bowen, die Polizei einzuschalten.« Er kam zu ihr zum Arbeitstisch zurück. »Und genau das beunruhigt mich bei dieser ganzen verfahrenen Angelegenheit. Und das gefällt mir nicht. Es lenkt mich ab. Es macht alles noch undurchsichtiger. Und das gefällt mir auch nicht, weil bei mir im allgemeinen alles absolut glasklar ist.«
    »Ja, weil Pistolenkugeln und Haare und Fingerabdrücke dir nicht widersprechen können«, meinte sie. »Sie haben keinen Standpunkt zu vertreten.«
    »Ich bin es eben gewohnt, mit Dingen umzugehen, nicht mit Menschen. Die Dinge bleiben nett und freundlich unter dem Mikroskop oder im Chromatographen liegen und damit basta. Menschen tun das nicht.«
    »Aber im Moment ist der Kurs doch klar.«
    »Der Kurs?«
    »Wie wir weitermachen müssen. Wir müssen uns bei der Shenkling-Schule nach dieser Breta erkundigen. Und wir müssen uns die leerstehenden Häuser in der George Street ansehen.«
    »Welche leerstehenden Häuser?«
    »Helen und ich haben dir doch heute nachmittag von ihnen erzählt, Simon. Im Pub. Weißt du nicht mehr?«
    Doch, jetzt erinnerte er sich. Eine Zeile verlassener Häuser unweit der St.-Bernadette-Schule und des Hauses von Damien Chambers. Helen und Deborah hatten ihm beim Tee mit Feuereifer von ihnen berichtet. Sie waren in der Nähe des möglichen Entführungsorts, lagen günstig zum Zuhause des Kindes und waren gleichzeitig zu heruntergekommen und abschreckend, um einen Passanten zu einer neugierigen Besichtigungstour zu verlocken. Doch für jemanden, der ein Versteck suchte, waren sie ideal. Sie konnten bei Charlottes Verschwinden gut eine Rolle spielen. An diesem Tag hatten sie nicht in den Zeitplan gepaßt, aber Helen und Deborah hatten vor, sie morgen in angemessener Ausrüstung - Jeans, Tennisschuhe, Sweatshirts und Taschenlampen - zu erkunden. St. James seufzte, gereizt über seine Vergeßlichkeit. »Noch ein Grund, weshalb ich als Privatdetektiv wahrscheinlich verhungern würde«, sagte er.
    »Wir wissen auf jeden Fall, was wir als nächstes zu tun haben.«
    »Wohler fühle ich mich deshalb aber auch nicht.«
    Sie

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