Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Geschichte - so unmittelbar nach dem Skandal um Sinclair Larnsey und seinen Strichjungen - mich doch meine Karriere kosten. Sicher, ich werde fürs erste weiterhin Abgeordnete bleiben. In einem Wahlbezirk, in dem ich mit einer Mehrheit von gerade achthundert Stimmen angefangen habe, wird man mich kaum auffordern, mein Amt niederzulegen und so eine Nachwahl erforderlich machen. Aber es spricht alles dafür, daß ich vom Wahlausschuß bei der nächsten Wahl nicht mehr aufgestellt werde. Und selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, selbst wenn die Regierung es schaffen sollte, diesen neuesten Schlag zu überleben - was glauben Sie wohl, wie weit ich in der Politik noch aufsteigen kann, wenn meine Affäre mit Dennis Luxford publik ist? Es handelte sich hier ja nicht um eine lange, innige Liebesbeziehung, die mir mein törichtes kleines Herz gebrochen hat, weil ich den Mann, der mich verführt hatte und den ich anbetete, nicht heiraten konnte. Nein, hier handelte es sich um reinen Sex, um gemeine sexuelle Lust. Der ich mich ausgerechnet mit dem Erzfeind der Konservativen hingegeben habe. Also, Mr. St. James, erwarten Sie im Ernst, daß der Premierminister mich dafür belohnen wird? Aber eine tolle Story für die Titelseite der Source gibt es ab, das werden Sie mir wohl glauben.«
    Jetzt war sie doch erschüttert, sah St. James. Ihre Hand zitterte, als sie sie hob, um ihre Brille zurechtzurücken. Sie blickte sich in ihrem Büro um, und es war, als sähe sie in den Büchern, Akten, Berichten, Fotografien und gerahmten Urkunden, die sie umgaben, die neu abgesteckten Grenzen ihres politischen Lebens. »Er ist ein Monstrum«, sagte sie. »Der einzige Grund, weshalb er die Story nicht schon viel früher gebracht hat, ist, daß er auf die rechte Gelegenheit gewartet hat. Nach der Sache mit Larnsey und dem Strichjungen ist sie da.«
    »Aber in den letzten zehn Jahren sind doch eine ganze Reihe sexueller Fehltritte enthüllt worden«, meinte St. James. »Ich verstehe nicht, warum Luxford bis jetzt gewartet haben sollte.«
    »Sehen Sie sich die Meinungsumfragen an, Mr. St. James.
    Die Popularität des Premierministers hat einen absoluten Tiefstand erreicht. Einen besseren Moment gibt es nicht für eine Labour-Zeitung, um den Tories eine gehörige Tracht Prügel zu verpassen und zu hoffen, daß die Prügel ausreichen werden, um darüber die gesamte Regierung stürzen zu lassen. Und mich wird man für diese Prügel verantwortlich machen.«
    »Aber wenn Luxford wirklich hinter dieser Entführung steckt«, entgegnete St. James, »riskiert er doch selbst alles. Er muß damit rechnen, wegen Kindesentführung ins Zuchthaus zu wandern, wenn wir ihm die Täterschaft nachweisen können.«
    »Er ist ein Zeitungsmann«, sagte sie. »Diese Leute sind immer bereit, alles zu riskieren, wenn dabei eine Story herausspringt.«

    Ein gelber Schimmer an der Tür zum Labor zog St. James' Aufmerksamkeit auf sich, und er blickte auf. In der Dunkelheit des Korridors stand Deborah im gelben Morgenrock.
    »Kommst du zu Bett?« fragte sie. »Du warst gestern die halbe Nacht auf. Willst du wieder so lang machen?«
    Er legte das Vergrößerungsglas auf die Plastikhülle, in der das an Dennis Luxford gerichtete Entführerschreiben steckte. Als er sich auf seinem Hocker aufrichtete, verzog er vor Schmerz das Gesicht und griff sich mit beiden Händen in den Nacken, der vom langen Sitzen in unveränderter Haltung verkrampft war. Deborah runzelte die Stirn, als sie das sah. Sie ging zu ihm und schob behutsam seine Hände weg. Sie teilte sein langes Haar, drückte ihm einen liebevollen Kuß auf den Nacken und begann selbst, ihn zu massieren. Er lehnte sich dankbar zurück.
    »Lilien«, murmelte er, während seine Muskeln sich unter ihren Händen zu lockern begannen.
    »Lilien? Wieso?«
    »Dein Parfüm. Riecht gut.«
    »Das freut mich, besonders wenn es hilft, dich zu einer halbwegs vernünftigen Zeit ins Bett zu locken.«
    Er nahm ihre Hand und küßte sie. »Ja, das tut es, und zu jeder Zeit.«
    »Das hier wäre sowieso im Schlafzimmer viel einfacher.«
    »Eine ganze Menge Dinge sind im Schlafzimmer einfacher«, versetzte er. »Soll ich ein paar aufzählen?«
    Sie lachte und legte ihre Arme um seine Mitte, um ihn an sich zu drücken. »Woran arbeitest du?« fragte sie. »Du warst beim Abendessen die ganze Zeit so still. Dad hat mich hinterher gefragt, ob du seine Ente a l'orange plötzlich nicht mehr magst. Ich hab' ihm gesagt, solange er seine Ente à l

Weitere Kostenlose Bücher