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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ergriff seine Hand. »Ich habe Vertrauen in dich.«
    Doch ihre Stimme verriet die Angst um das Kind, dessen Leben auf dem Spiel stand.

    Charlotte trieb aus den Tiefen des Schlafs empor, wie sie sich beim Tauchen in der Fermain-Bucht emportreiben ließ, wenn sie auf Guernsey Ferien machten. Aber sie erwartete kein strahlender Sommertag, sondern undurchdringliche Dunkelheit.
    Ihre Zunge fühlte sich an wie das Fell einer Katze. Ihre Augen kamen ihr wie verklebt vor. Ihr Kopf schien ihr schwerer als Mrs. Maguires Mehlsack, wenn sie Scones buk, und ihre Hände waren so matt, daß sie kaum die muffig riechende Decke fassen konnte, um sie fester um ihren fröstelnden Körper zu ziehen. Richtig zermatscht, dachte sie und konnte beinahe ihre Großmutter hören, wie sie zu Großvater sagte: »Peter, sieh dir doch mal das Kind an. Ich glaube, sie brütet was aus.«
    Zuerst war ihr schwindlig geworden. Dann hatten ihre Beine zu zittern angefangen. Sie hatte sich nicht auf den Ziegelboden setzen wollen und versucht, zu den Kisten zurückzufinden, um sich auf einer von ihnen niederzulassen. Aber irgendwie hatte sie sich gedreht und war über die Decke gestolpert, die sie auf dem Boden hatte liegenlassen. Sie hatte die Decke ganz vergessen. Am Rand war sie von dem Wasser durchnäßt, das sie aus dem Eimer geschüttet hatte, als sie beschlossen hatte, ihn als Toilette zu benützen.
    Bei dem Gedanken an Wasser versuchte Lottie zu schlucken. Wenn sie es nicht ausgegossen hätte, hätte sie jetzt etwas zu trinken gehabt. So aber hatte sie keine Ahnung, wann sie Wasser oder Apfelsaft oder auch Suppe bekommen würde, um das Katzenfell in ihrem Mund wegzuspülen.
    Es war Bretas Schuld. Lottie klammerte sich an diesen Gedanken, um nicht wieder in der Schwärze zu versinken. Alles war Bretas Schuld. Das Wasser einfach auszuschütten, das war typisch Breta. Frech und unüberlegt.
    Breta bildete sich immer ein, sie wüßte alles. Sie sagte immer:
    »Du möchtest doch, daß ich deine beste Freundin bin, oder?«
    Und deshalb gehorchte Lottie, wenn sie sagte: »Tu das, Lottie Bowen« oder »Tu das auf der Stelle«. Denn es war ja etwas Besonderes, jemandes beste Freundin zu sein.
    Das hieß, daß man zum Geburtstag eingeladen wurde, immer jemanden zum Spielen hatte, jemanden, bei dem man ab und zu übernachten durfte, mit dem man unter der Bettdecke kichern konnte, von dem man in den Ferien Ansichtskarten bekam, mit dem man alle Geheimnisse teilte. Lottie wünschte sich eine beste Freundin mehr als alles andere auf der Welt. Darum tat sie immer, was nötig war, um eine zu gewinnen.
    Aber vielleicht hätte Breta das Wasser gar nicht ausgeschüttet. Vielleicht hätte sie sich einfach mitten vor ihn hingehockt und in dieses Tintenfischmaul gepinkelt, das er auf den Boden gestellt hatte, und ihm dabei ins Gesicht gelacht. Oder vielleicht hätte sie, sobald er weg war, gründlich nach irgendwas gesucht, was sie benützen konnte. Vielleicht hätte sie sich auch gar nicht die Mühe gemacht, etwas zu suchen. Vielleicht hätte sie sich einfach bei den Holzkisten hingehockt und gemacht. Wenn Lottie es so gemacht hätte, dann hätte sie jetzt Wasser zu trinken gehabt. Es wäre ihr gleich gewesen, ob es schmutzig oder brackig gewesen wäre, Hauptsache, sie wäre das pelzige Gefühl in ihrem Mund losgeworden.
    »Kalt«, murmelte sie. »Durst.«
    Breta würde fragen, warum sie denn auf dem Boden liegenblieb, wenn sie fror und durstig war. Breta würde sagen, hey, wir sind doch nicht beim Campen, Lottie. Was stellst du dich so an? Was spielst du das brave kleine Mädchen, hm?
    Lottie wußte, was Breta tun würde. Sie würde aufspringen und alles auskundschaften. Sie würde die Tür finden, durch die er reingekommen und wieder rausgegangen war. Sie würde rufen. Sie würde schreien. Sie würde an die Tür trommeln. Sie würde dafür sorgen, daß jemand aufmerksam wurde.
    Lottie merkte, wie ihr die Augen zufielen. Sie waren zu müde, um gegen die allgegenwärtige Finsternis zu kämpfen.
    Es war ja sowieso nichts zu sehen. Sie hatte gehört, wie er sie eingesperrt hatte. Es gab keinen Ausweg.
    Aber das würde Breta natürlich niemals glauben. Was, würde sie sagen, kein Ausweg? Bist du blöd? Er ist reingekommen, und er ist rausgegangen. Such die Tür und schlag sie ein. Hör auf, hier rumzuliegen und zu jammern, Lottie.
    Ich jammere ja gar nicht, dachte Lottie.
    Eben schon, würde Breta sagen. Eben schon. Eben schon. Du bist ein richtiges Baby.
    Lottie zog die

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