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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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neun Wörter noch einmal. ›Verwenden Sie die Titelseite, um Ihr erstgeborenes Kind anzuerkennen.‹ Charlotte, dachte er.
    Seit zehn Jahren gestattete er sich höchstens einmal im Monat, an Charlotte zu denken, sich eine Viertelstunde lang zu der Vaterschaft zu bekennen, die er vor aller Welt erfolgreich geheimgehalten hatte. Den Rest der Zeit verdrängte er die Existenz des Kindes aus seiner Erinnerung.
    Nie hatte er mit einem Menschen über es gesprochen. Manchmal schaffte er es sogar, völlig zu vergessen, daß er mehr als ein Kind hatte.
    Er nahm Brief und Umschlag und ging damit zum Fenster. Schweigend sah er zur Farrington Street hinunter, von der gedämpfter Verkehrslärm heraufdrang.
    Jemand, den er kannte, jemand aus seiner nächsten Nähe, aus der Fleet Street vielleicht oder aus Wapping oder aus dem gigantischen Glasturm drüben auf der Isle of Dogs, wartete nur darauf, daß er einen falschen Schritt tun würde. Jemand da draußen, der aus Erfahrung wußte, wie eine Story, die mit den aktuellen Ereignissen überhaupt nichts zu tun hatte, sich in der Presse aufblähen und die Gier der Öffentlichkeit nach einem spektakulären Sündenfall wachkitzeln konnte, rechnete damit, daß er in Reaktion auf diesen Brief unüberlegt eine Spur legen und dadurch eine Verbindung zwischen sich und Charlottes Mutter herstellen würde. Und sobald das geschehen war, würde die Presse zuschlagen. Ein Blatt würde die Geschichte aufdecken. Die anderen würden folgen. Und Charlottes Mutter und er würden für ihren Fehltritt bezahlen. Sie würde mit öffentlicher Brandmarkung und politischer Entmachtung bestraft werden. Er durch einen Verlust mehr persönlicher Natur.
    Mit einer gewissen bitteren Belustigung vermerkte er, wie er da mit seinen eigenen Waffen angegriffen wurde. Wäre nicht gewiß gewesen, daß der Regierung weitaus mehr Schaden drohte als ihm selbst, wenn die Wahrheit über Charlotte publik wurde, so hätte Luxford vermutet, daß ihm der Brief aus der Downing Street Nummer zehn zugesandt worden war, etwa nach dem Motto, wie du mir, so ich dir. Doch die Regierung hatte mindestens genausoviel Interesse daran, die Wahrheit über Charlotte ruhen zu lassen, wie er selbst. Und wenn die Regierung nichts mit diesem Schreiben und der versteckten Drohung, die es enthielt, zu tun hatte, dann mußte irgendein anderer Feind dahinterstecken.
    Und Feinde gab es wie Sand am Meer. Aus jedem Lebensbereich. Feinde, die begierig warteten. Die hofften, daß er sich verraten würde.
    Dennis Luxford war zu geübt in der Kunst, den Konkurrenten immer um eine journalistische Nasenlänge voraus zu sein, um einen falschen Schritt zu tun. Eben weil er mit den Methoden der Presse, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, bestens vertraut war, hatte er es geschafft, die Talfahrt der Source zu bremsen und das Steuer herumzureißen. Er beschloß darum, den Brief wegzuwerfen und zu vergessen. Sollten seine Feinde sehen, was sie damit anfangen konnten. Und wenn er einen zweiten erhalten sollte, würde auch der in den Papierkorb wandern.
    Er knüllte das Schreiben ein zweites Mal zusammen und ging vom Fenster weg, um das Papier zu den anderen zu werfen. Doch da fiel sein Blick auf die Korrespondenz, die bereits geöffnet auf dem Konferenztisch lag. Was, wenn tatsächlich ein weiterer Brief eintreffen würde, diesmal nicht ausdrücklich an ihn persönlich gerichtet, sondern ohne Vermerk auf dem Umschlag, so daß jeder ihn öffnen konnte, oder mit dem Namen Mitch Corsico oder eines der anderen Reporter versehen, die derzeit das Lotterleben der Politiker unter die Lupe nahmen? Der Brief würde in diesem Fall gewiß nicht so verschlüsselt formuliert sein. Er würde Namen, Daten und Ortsangaben enthalten, und was als Bluff begonnen hatte, würde sich zu einem vielstimmigen Schrei nach der Wahrheit auswachsen.
    Das konnte er verhindern. Es bedurfte nur eines Anrufs und einer Antwort auf die einzige Frage, die im Moment zählte: Hast du es jemandem gesagt, Eve? Irgend jemandem? Irgendwann während der letzten zehn Jahre? Über uns? Hast du es jemandem erzählt?
    Wenn sie es nicht getan hatte, war der Brief nichts als ein Versuch, ihn zu erschrecken. Das war leicht wegzustecken. Wenn doch, mußte sie erfahren, daß ihnen beiden eine Belagerung mit schwerem Geschütz bevorstand.

2
    Nachdem Deborah St. James ihr Publikum gebührend vorbereitet hatte, legte sie drei große Schwarzweißfotografien auf einen der Arbeitstische im Labor ihres Mannes. Sie stellte

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