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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Leuchtstofflampen ein und trat zurück, um das Urteil ihres Mannes und seiner Mitarbeiterin, Lady Helen Clyde, abzuwarten. Seit vier Monaten experimentierte sie mit dieser neuen Fotoserie, und wenn sie auch mit den Ergebnissen recht zufrieden war, so fühlte sie sich doch in letzter Zeit zunehmend unter Druck, einen echten finanziellen Beitrag zum gemeinsamen Haushalt zu leisten. Es sollte ein regelmäßiger Beitrag sein, nicht wie bisher abhängig von den Zufallsaufträgen, die sie ergatterte, indem sie bei Werbeagenturen, Talentagenturen, Zeitschriften, Nachrichtenagenturen und Verlagen hausieren ging. In den Jahren seit Abschluß ihrer Ausbildung hatte Deborah immer mehr das Gefühl, dreiviertel ihrer Zeit damit zu verbringen, ihre Mappe kreuz und quer durch London zu schleppen, obwohl sie doch vom ersten Tag an nichts anderes gewollt hatte, als mit ihrem Fotografieren reine Kunst zu produzieren. Andere, von Stieglitz bis Mapplethorpe, hatten es doch auch geschafft. Warum nicht sie?
    Deborah preßte die Hände zusammen und wartete darauf, daß ihr Mann oder Helen Clyde etwas sagen würden. Sie waren mitten in der Auswertung eines Gutachtens über Wasser-Gel-Sprengstoffe gewesen, das Simon vor vierzehn Tagen für eine Gerichtsverhandlung erstellt hatte, und hatten danach eigentlich im Auftrag eines Strafverteidigers, der sich davon eine Entlastung seines des Mordes angeklagten Mandanten erhoffte, zu einer Analyse von Spuren übergehen wollen, die irgendein Werkzeug auf der Metallumrandung eines Türknaufs hinterlassen hatte. Doch sie hatten nichts dagegen gehabt, eine Pause einzulegen. Sie waren seit neun Uhr morgens an der Arbeit, hatten sich nur zwei kurze Unterbrechungen zum Mittag- und zum Abendessen gegönnt, und soweit Deborah sehen konnte, war zumindest Helen jetzt, um halb zehn Uhr abends, bereit, für heute Schluß zu machen.
    Simon beugte sich über die Fotografie eines Skinheads von der National Front, Helen studierte eine kleine Westinderin, die einen riesigen flatternden Union Jack hochhielt. Sowohl der Skinhead als auch das Mädchen standen vor einer tragbaren Kulisse, die Deborah aus großen Dreiecken einfarbig bemalter Leinwand angefertigt hatte.
    Als weder Simon noch Helen sich äußerten, sagte sie: »Die Bilder sollen persönlichkeitsspezifisch sein, versteht ihr? Ich möchte das Subjekt nicht objektivieren, wie ich das früher immer getan habe. Ich bestimme den Hintergrund - das ist die Kulisse, an der ich im letzten Februar gearbeitet habe, weißt du noch, Simon? -, aber die Person bestimmt das Bild. Sie kann sich nicht verstecken. Sie kann sich nicht verstellen, weil die Verschlußgeschwindigkeit zu gering ist und das Modell die Verstellung nicht so lange aufrechterhalten kann, wie die Belichtungszeit es verlangen würde. Also, was meint ihr?«
    Sie sagte sich, es spiele keine Rolle, was die beiden dazu meinten. Sie war mit diesem neuen Ansatz auf dem richtigen Weg und entschlossen, dabei zu bleiben. Aber es täte gut, von unabhängiger Seite zu hören, daß die Arbeit gut war, wie sie glaubte, selbst wenn diese unabhängige Seite ihr eigener Mann war, der Mensch, von dem am wenigsten zu erwarten war, daß er an ihren Bemühungen etwas auszusetzen finden würde.
    Er trat von dem Foto des Skinheads weg, ging um Helen herum, die noch immer die kleine Fahnenträgerin betrachtete, und sah sich das dritte Foto an, einen Rastafari mit einem eindrucksvoll mit Perlen bestickten Schal, der sein durchlöchertes T-Shirt bedeckte. Er sagte: »Wo hast du die aufgenommen, Deborah?«
    »Covent Garden. In der Nähe vom Theatermuseum. Als nächstes möchte ich zur St.-Botolph's-Kirche. Zu den Obdachlosen. Du weißt schon.« Sie wartete gespannt, während Helen zu einem anderen Bild trat. Sie konnte es sich gerade noch verkneifen, an ihrem Daumennagel zu kauen.
    Endlich sah Helen auf. »Ich finde sie großartig.«
    »Wirklich? Ganz ehrlich? Ich meine, findest du ... sie sind anders, nicht? Was ich wollte ... ich meine ... ich arbeite mit einer Polaroid, und ich habe die Abdrücke von der Transporttrommel gelassen und ebenso die Spuren der Chemikalien auf den Abzügen, weil ich möchte, daß sie sich als Bilder zu erkennen geben. Sie sind die künstliche Wirklichkeit, während die Sujets selbst die Wahrheit sind. Wenigstens ... na ja, so möchte ich es gern sehen ... « Deborah hob ihre Hände zu ihrem Haar und schob sich die kupferroten Locken aus dem Gesicht. Sie war nicht wortgewandt. Das war schon immer

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