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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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eine Toilette stand, die seit Ewigkeiten nicht mehr gespült worden war; den beißenden Geruch von Mörtel und Gips aus Löchern, die in die Wände des Korridors geschlagen worden waren; den widerlich süßlichen Geruch verwesenden Fleisches. Er schien von einer teilweise angefressenen Ratte auszugehen, die am Fuß der Treppe zwischen dem Lagerraum und dem Laden vorn lag.
    Die Fußabdrücke führten nicht in den Laden, in dem es, dank den mit Metallplatten verschlossenen Fenstern und der ebenso gesicherten Tür, stockdunkel war, sondern die Treppe hinauf. Ehe sie ihrerseits die Treppe hinaufstiegen, leuchtete St. James mit der Taschenlampe den ehemaligen Ladenraum aus. Abgesehen von einem umgestürzten Zeitungsständer, einer uralten Kühltruhe, der der Deckel fehlte, einem Sortiment vergilbter Zeitungen und ein paar zerdrückten Kartons gab es hier nichts zu sehen.
    St. James und Helen wandten sich der Treppe zu, um den Fußabdrücken zu folgen. Helen ging mit einem Schaudern um die tote Ratte herum und faßte St. James impulsiv am Arm.
    »Sind das etwa Mäuse, was da herumraschelt?« flüsterte sie.
    »Wahrscheinlich eher Ratten.«
    »Schwer vorzustellen, daß sich hier überhaupt jemand aufhalten will!«
    »Ja, das Savoy ist es nicht«, meinte St. James und ging weiter, in den ersten Stock hinauf, wo durch die unversperrten Fenster Sonnenlicht fiel und die Räume erhellte.
    Es schien jeweils eine Wohnung in den oberen Stockwerken zu sein. Die Fußabdrücke, die kamen und gingen und sich auf der Treppe überschnitten, führten sie an der Wohnung im ersten Stock vorbei. Ein Blick durch die halb ausgehängte Tür zeigte ihnen nicht viel mehr als ein Zimmer mit besprühten Wänden - »Killt alle Bullen« in riesigen blauen Lettern, umgeben von Hieroglyphen, die wohl nur gleichgesinnte Graffiti-Künstler verstanden - und einen orangefarbenen Spannteppich, der teilweise herausgerissen war. Sonst gab es, abgesehen von einer unglaublichen Menge Zigarettenkippen, zerknüllten Zigarettenschachteln, leeren Flaschen, Bierdosen, Pappbechern und Papiertüten nichts zu sehen außer einem klaffenden Loch in der Decke, das ihnen verriet, daß die Deckenbeleuchtung geklaut worden war.
    Im nächsten Stockwerk sah es nicht viel anders aus, auch wenn die Graffitikünstler hier eine andere Farbe gewählt hatten. Von dem knalligen Rot hatten sie sich anscheinend inspirieren lassen, ihre Hieroglyphen mit blutrünstigen Bildern zu verzieren. Die Parole »Killt alle Bullen« war umgeben von Darstellungen niedergemähter Polizisten. Auch hier war der Teppichboden in Fetzen und mit Abfällen übersät. Ein Sofa und ein Sessel, die neben der Tür zur Küche standen, waren von Brandlöchern durchsetzt. Eins war so groß, daß es auf eine regelrechte Feuersbrunst schließen ließ.
    Die Fußabdrücke führten sie weiter ins oberste Stockwerk des Hauses, in die letzte Wohnung, und verloren sich dort auf dem Teppichboden. Er war, wie in den beiden anderen Wohnungen, orangefarben, schien jedoch, obwohl zunächst herausgerissen, vor kurzem wieder ausgebreitet und geglättet worden zu sein. Er war zwar nicht wie unten in Fetzen, aber von einer Vielfalt von Flecken übersät, deren Farben so ziemlich alles von Rotwein bis zu Hundepisse vermuten ließen.
    Die Tür zu dieser Wohnung stand ebenfalls offen, aber sie hing noch in ihren drei Angeln. Außerdem war an der Außenseite der Tür ein Überwurfschloß angebracht. Das Scharnier war am Türrahmen befestigt, die Krampe an der Tür. St. James sah sich das Scharnier nachdenklich an, während Helen an ihm vorbei in die Wohnung ging. Es war offensichtlich neu: Es war sauber und ohne Kratzer.
    St. James folgte Helen in die Wohnung. Das Scharnier und die Krampe legten die Vermutung nahe, daß hier irgendwo ein Vorhängeschloß herumliegen mußte, und danach sah er sich um. Ihm fiel auf, daß hier im Gegensatz zu den beiden anderen Wohnungen, die sie bereits gesehen hatten, keinerlei Abfälle herumlagen, wenn auch die Wände ebenso besprüht waren wie unten. Als er weder auf dem Boden noch auf einem der Borde des Metallregals, das an eine Wand gedübelt war, ein Schloß entdeckte, ging er weiter in die Küche, um sich dort umzuschauen.
    Er sah Schränke und Schubladen durch und fand nichts als einen Blechbecher, eine verbogene Gabel, ein paar Nägel und zwei schmutzige Gläser. Der Hahn an der Spüle tropfte. Er drehte ihn auf. Hell und klar floß das Wasser heraus, nicht trüb und braun wie Wasser, das

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