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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verschanzung und lauschte auf das leiseste Geräusch.
    An dem Parterrefenster rechts von dem Portal stand der Apache und an demjenigen links der Häuptling der Mixtekas. Beide hatten ihre Büchsen in der Hand und durchforschten die Finsternis mit ihren scharfen Augen, die an die Dunkelheit gewohnt waren. Da erschallte, wie schon erwähnt, die Stimme des Ochsenfrosches, und in demselben Augenblick wurde es auf den Palisaden lebendig. Zweihundert Köpfe erschienen über ihnen, und zweihundert dunkle, behende Gestalten sprangen in den Hof herab. Eben traten die fünfzig, welche durch die Fenster eindringen sollten, eng zusammen, da streckte der Apache seine Doppelbüchse heraus.
    „Shne ko – gebt Feuer!“ rief er.
    Seine Büchse krachte, und dieses Zeichen hatte eine Wirkung, welche ebenso schnell wie wunderbar war. Kaum erscholl seine Stimme, so steckten die Mädchen oben auf der Plattform ihre Lunten in das Pulver, und im Nu loderten vier hohe Feuer auf, welche den ganzen Umkreis mit Tageshelle beleuchteten. Die Indianer standen erschrocken still.
    Beim Schein der Feuer erblickte der alte Francesco die fünfzig eng beisammenstehenden Komantschen; sie befanden sich kaum fünfzehn Ellen von ihm entfernt. Sein Schuß krachte und war bei dieser Nähe von einer fürchterlichen Wirkung. Der ganze Haufen schien zusammenzubrechen; es entstand ein wirrer Knäul von am Boden ringenden Gestalten, dessen Auflösung so lange Zeit dauerte, daß Francesco Zeit erhielt, wieder zu laden. Sein zweiter Schuß hatte ganz dieselbe Wirkung. Auch die anderen Kanonen krachten; aus jedem Fenster des Hauses und auch von der Plattform herab blitzten Schüsse, und da – von der Plattform aus konnte man es deutlich sehen – da draußen prasselte plötzlich ein leuchtendes Feuerwerk empor; dazwischen hinein erscholl das hundertstimmige Wiehern und Schnauben der erschreckten Pferde, welche sich losrissen und davonflogen, daß unter dem Stampfen ihrer Hufe die Erde zitterte.
    Dazwischen hinein erscholl das Wutgeheul der Wilden. Sie alle waren hell erleuchtet und boten ein sicheres Ziel, die Zimmer aber waren dunkel; so daß die Komantschen keinen sicheren Schuß bekommen konnten, selbst wenn sie bei der allgemeinen Panik, von welcher sie überfallen worden waren, sich zu einem ruhigen Schuß Zeit genommen hätten. Sie hatten einen solchen Empfang nicht erwartet; in den ersten zwei Minuten bereits hatten sie die Hälfte ihrer Leute verloren, und jetzt begannen sie zu fliehen.
    Nur einer stand fest, nämlich der ‚Schwarze Hirsch‘. Er feuerte die Seinigen an, auszuhalten; aber es half ihm nichts. Er hatte sich bisher an der Seite des Hauses befunden, jetzt aber eilte er nach der Vorderfront, um zu sehen, wie der Kampf dort stehe. Hier stand es noch schlimmer; Francesco hatte mit seinen gut gezielten Schüssen den Platz rasiert; Indianerleiche lag an Indianerleiche; der Häuptling erkannte, daß alles vorüber sei und sprang über die Palisade hinaus.
    In dem Augenblick, als er auf der Palisade hing, erblickte ihn der Apache. „Tokvi-tey, der ‚Schwarze Hirsch‘!“ rief er.
    Er erkannte den Komantschen, konnte ihn aber nicht töten, da er eben seine Büchse abgeschossen hatte.
    „Der ‚Schwarze Hirsch‘!“ rief er abermals, indem er die Büchse fortwarf und den Tomahawk aus dem Gürtel zog. „Wendet der ‚Schwarze Hirsch‘ dem Feind den Rücken?“
    Er sprang aus dem Fenster, stürzte über den Hof hinüber und schwang sich über die Palisaden hinweg. Da, vor ihm floh der Komantsche.
    „Der ‚Schwarze Hirsch‘ halte an! Hier kommt ‚Bärenherz‘, der Häuptling der Apachen. Will der Häuptling der Komantschen vor ihm fliehen?“
    Als der Komantsche diesen Namen hörte, stand er still.
    „Du bist ‚Bärenherz‘? So komm heran!“ rief er. „Ich werde deine Eingeweide den Geiern zu fressen geben!“
    Die beiden Häuptlinge gerieten aneinander; sie nahmen nur den Tomahawk zur Waffe, und dies ist die fürchterlichste, welche es gibt. ‚Bärenherz‘ war dem Komantschen überlegen; das zeigte sich sofort; aber da schnellte sich eine Gestalt heran, mit der Büchse in der Hand; es war Alfonzo.
    Er war klug gewesen und zunächst nicht über die Palisaden gestiegen; er hatte ja nicht die geringste Lust, sein Leben und seine Glieder den feindlichen Schüssen preiszugeben. So hockte er hinter den Palisaden und wartete den Erfolg des Angriffes ab. Es war nicht der erwartete, sondern ein ganz anderer. Die Komantschen flohen. In

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