Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
del Erina kein Mensch daran denke, daß Indianer in der Nähe sein könnten. Der Kundschafter schien der Ruhe nicht sehr zu bedürfen, denn er schweifte auf der Hacienda und in ihrer nächsten Umgebung unermüdlich herum und setzte sich am Nachmittag auf sein Pferd, um weiterzureiten.
    Natürlich wandte er sich nicht nach der Grenze hin, sondern er kehrte auf einem Umweg zu den Komantschen zurück, wo sein Bericht mit Spannung erwartet wurde. Als er dem Häuptling erzählte, was er gesehen hatte, nickte dieser mit einem blutdürstigen Lächeln und sagte:
    „Die Hacienda wird schrecklich aus dem Schlaf erwachen, und die Söhne der Komantschen werden mit Beute und vielen Skalpen heimkehren in ihre Wigwams.“
    Er ließ sich von dem Grafen und dem Kundschafter die Lage und Beschaffenheit des Gebäudes genau beschreiben, und dann wurde großer Kriegsrat gehalten.
    Das Ergebnis desselben war, daß man mit Einbruch der Dunkelheit aufbrechen wolle. Um Mitternacht langte man in der Nähe der Hacienda an. Diese sollte von allen vier Seiten umschlossen werden; dann sollten die Komantschen auf ein Zeichen ihres Häuptlings über die Palisaden steigen und innerhalb des Hofes das Haus umzingelt halten. Fünfzig Mann sollten durch eines der Fenster steigen, um sich im stillen durch die Gänge zu verbreiten; dann könne das Morden losgehen. – Während dies in den Ruinen des Tempels besprochen wurde, wurde auf der Hacienda ein ähnlicher Kriegsrat gehalten.
    „Ist Feuerwerk da?“ fragte ‚Büffelstirn‘.
    „Ja, genug. Die Vaqueros können sich keinen Festtag ohne Feuerwerk denken“, sagte der Haziendero. „Warum?“
    „Die Hauptsache ist, den Komantschen die Pferde zu nehmen, damit sie nicht so schnell entkommen können. Man muß sehen, wo sie ihre Tiere lassen, und im geeigneten Augenblick Feuerwerk unter sie werfen.“
    „Das soll besorgt werden!“
    „Aber es gehören kühne und vorsichtige Leute dazu!“
    „Die habe ich. Wann fangen wir an, die Schanzen zu bauen?“
    „Eigentlich war bestimmt, die Dunkelheit abzuwarten; da aber der Kundschafter so sehr befriedigt davongeritten ist, so glaube ich nicht, daß wir noch weiter beobachtet werden. Wir können also anfangen.“
    Nun begann eine rege Geschäftigkeit zu herrschen. Es befand sich bei Anbruch des Abends kein Vaquero auf der Weide, wie zu anderer Zeit, sondern alle waren innerhalb der Palisaden bemüht, die Verteidigung des Hauses vorzubereiten.
    So verging der Abend in lebhafter Erwartung, und eine Stunde vor Mitternacht brach der Apache auf, um auf Kundschaft zu gehen. Er nahm zwei wohlbewaffnete Knechte mit, welche genug Feuerwerkskörper trugen, um eine Pferdeherde von tausend Stück in alle Winde zu zersprengen.
    Der Häuptling kam sehr bald zurück, aber allein.
    „Kommen sie?“ fragte der Haziendero.
    „Ja.“
    „Wo sind sie?“
    „Abgestiegen. Sie umzingeln die Palisaden; die Pferde stehen draußen am Bach.“
    „Sind viele Wächter bei Ihnen?“ fragte ‚Büffelstirn‘.
    „Nur drei.“
    „Uff! Unsre beiden Männer werden ihre Schuldigkeit tun.“
    Jetzt begab sich der Haziendero nach der Krankenstube, wo die beiden Mädchen bei dem Kranken saßen. Sie waren bleich, aber gefaßt.
    „Kommen sie?“ fragte Emma.
    „Ja. Schläft der Patient?“
    „Fest.“
    „So könnt ihr an euren Posten gehen. Nehmt die Lunten.“
    Sie zündeten ihre Lunten an und begaben sich hinauf auf die Plattform des Hauses, wo an jeder Ecke ein großer, mit Öl getränkter Holzhaufen lag. Auch mächtige Steine und einige geladene Gewehre gab es da, um den Frauen Gelegenheit zu geben, bei der Verteidigung mitzuwirken.
    Die Nacht war still. Nur das Murmeln des Baches ließ sich vernehmen, oder es drang das Schnaufen eines Pferdes von der Weide herüber. Und dennoch gab es so viele Herzen, welche jetzt schneller schlugen in der Erwartung des Kampfes.
    Da erklang der volle grunzende Ton eines Ochsenfrosches. Er war so täuschend nachgemacht, daß er unter anderen Umständen sicherlich gar nicht beachtet worden wäre, jetzt aber wußten sämtliche Bewohner der Hacienda sofort, daß es das Zeichen des Angriffes sei.
    Der alte Vaquero Francesco hatte sich die Bedienung derjenigen Kanone auserbeten, welche die vordere Front des Hauses zu verteidigen hatte. Sie war mit Glas, Nägeln und gehacktem Eisen geladen, und unter der Serape (Decke), welche er übergeworfen hatte, glimmte die Lunte, mit welcher der Schuß gelöst werden sollte. So kauerte er hinter der kleinen

Weitere Kostenlose Bücher