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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hindurchgezogen. Er machte einen Aufschwung, gerade wie beim Turnen am Reck, am Trapez oder an den Schwingen; dadurch kamen seine Beine empor, und er hing mit dem Kopf nach unten, so daß ihn die Krokodile nun nicht mehr erreichen konnten. Die Arme waren ihm zwar zusammen-, aber glücklicherweise nicht angebunden. Ein Riemen, der um das Fußgelenk ging, hielt ihm die Füße zusammen, aber er konnte doch die Knie bewegen und auseinander machen. Darauf hatte er seine Hoffnung, sich zu retten, gebaut. Er war stark und gewandt, weit mehr als der Graf, der an eine Rettung gar nicht gedacht hatte, als er am Baum hing. Es gelang ‚Bärenherz‘, den Lasso zu ergreifen und auch, zwei Fuß weiter oben, mit den Knien zu erfassen. Indem er nun den Körper zusammenbog und abwechselnd mit den Händen und Knien weitergriff, wozu allerdings eine ungewöhnliche Stärke gehörte, turnte er sich an dem Lasso empor, bis er, vor Anstrengung schwitzend, oben bei dem Ast anlangte und nun, indem er sich quer über denselben legte, eine Minute lang ausruhte. Er hatte während der ganzen Prozedur mit dem Kopf nach unten gehangen und war ganz schwindlig geworden.
    Für den Augenblick war er jetzt den Krokodilen entgangen, aber seine Lage war noch eine höchst gefährliche. Kam jetzt einer der Komantschen, oder gelang es nicht, die Fesseln zu lösen, so war er trotzdem verloren. Er lag mit dem Rücken quer auf dem Ast, gerade so, wie man sich auf das Reck legt, um die Rückenwelle zu machen. Er bog die Knie so weit wie möglich, und dadurch brachte er es fertig, mit den herabhängenden Händen hinten den Riemen zu erreichen, der seine Füße zusammenhielt. Er fand den Knoten und versuchte, ihn zu lösen. Es dauerte lange, sehr lange, aber endlich gelang es ihm, und nun waren die Beine frei. Er bog das eine seitwärts über den Ast herauf und erhob nun den Oberkörper. Dadurch kam er auf den Ast zu sitzen, und zwar so, daß er mit den über dem Rücken gefesselten Händen die Stelle erreichen konnte, an welcher das obere Lasso-Ende am Ast befestigt war. Nach langer Anstrengung, wobei ihm die Fingerspitzen zu bluten begannen, kam er endlich damit zustande, den Riemen zu lösen, und nun galt es nur noch, mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen am Baum hinabzuklettern. Dies wäre sicher ganz unmöglich gewesen, wenn der Baum gerade empor gestanden hätte, zum Glück aber war er sehr schief über das Wasser gewachsen.
    Der Apache ritt am Ast hin, bis er den Stamm erreichte. Er schlang die Beine um denselben und ließ den Oberkörper fallen. Dadurch hing er am Baum, mit dem Kopf niederwärts. Indem er nun die Beine lockerte und schnell wieder um den Stamm preßte, rutschte er in einzelnen kurzen Rucken abwärts und erreichte den Boden glücklich, aber bis auf das äußerste abgemattet. Er war gerettet.
    „Uff!“ Nur diese eine Silbe stieß er hervor, es war der einzige Jubelton, den er sich erlauben durfte. Er warf einen Blick auf die Krokodile, welche jetzt am Uferrand im Wasser lagen und ihn unter dem Auf- und Zusammenklappen ihrer Kinnbacken begierig betrachteten, und eilte dann zwischen die Bäume, um im Wald Sicherheit zu finden.
    Nun galt es nur noch, die Hände frei zu bekommen. Indem er zwischen Busch und Fels dahinglitt, blickte sein Auge forschend umher, und endlich fand er, was er suchte, ein Felsstück, dessen Kante scharf genug war, um den Riemen zu zerschneiden. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kante, und scheuerte nun an derselben die Fessel so lange auf und nieder, bis das Leder zersägt war. Jetzt nun war er vollständig frei und wieder ganz sicher. –
    Der Kampf, welcher zuerst innerhalb der Verpalisadierung der Hacienda gewütet hatte, war dann außerhalb derselben im freien Feld fortgesetzt worden; dort hatte er sich zum Einzelkampf gestaltet, der sich weit von der Wohnung fortgezogen und über eine Stunde in Anspruch genommen hatte.
    Dann hatte ‚Büffelstirn‘ die Besatzung der Hacienda zusammengerufen. Die erlegten Indianer lagen in einem weiten Bogen um die Hacienda zerstreut umher, und es war bereits jetzt während der Dunkelheit anzunehmen, daß ihrer weit über hundert gefallen seien.
    „Sie haben eine fürchterliche Lehre erhalten und werden nicht so leicht wiederkommen“, meinte Arbellez, der sich seines Sieges freute.
    „Seht diese Haufen, Señor“, sagte der alte Francesco, indem er auf die vor dem Portal hoch übereinander liegenden Indianer deutete, „das ist das Werk meiner Kanone. Dieses

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