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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der sie auf allen seinen Fahrten mitgenommen hat. Dadurch ist sie das reine Mannsbild geworden, hat sich nur auf dem Wasser wohl befunden und es nach und nach so weit gebracht, ein Schiff noch besser als mancher erfahrene Käpt’n zu führen. Jeder Seemann weiß, das es dergleichen Frauenzimmer gegeben hat und wahrscheinlich auch heut noch gibt. Und wer noch mehr erfahren will, der mag nur den langen Tom fragen, der weiß Bescheid. Ich glaube, der Halunke ist schon einmal mit dem ‚Schwarzen Kapitän‘ gefahren und kennt den ‚l'Horrible‘ besser, als er gestehen will.“
    „Möglich; zuzutrauen ist es ihm. Und wenn es wirklich so gewesen ist, so fällt mir gar nicht ein, es ihm übel zu nehmen; denn so ein Hundeleben wie auf einem elenden Kauffahrer gibt es natürlich auf einem wackeren Kaper nicht. Ich will nicht weiter reden, aber, na, ihr wißt schon, was ich meine!“
    „Papperlapapp, heraus damit! Oder wenn du dich fürchtest, so will ich es sagen: Wenn der ‚Schwarze Kapitän‘ noch lebte und den ‚l'Horrible‘ noch hätte, ich ginge auf der Stelle zu ihm an Bord. Da hört ihr's, und ich meine, daß ihr mir recht gebt.“
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür von neuem und ein Mann trat in gebückter Stellung ein, den alle als alten Bekannten begrüßten.
    „Der lange Tom! Komm her, alter Swalker und verteie dich hier auf diesen Stuhl. Weißt du, daß wir soeben von dir gesprochen haben?“
    „Ja, von dir und dem ‚l'Horrible‘!“ bestätigte ein andrer.
    „Laßt den ‚l'Horrible‘ nur immer draußen auf dem Wasser, ihr alten Schwatzratten“, antwortete er, sich niedersetzend und dem Mann mit dem Feuermal unbemerkt zublinzelnd. „Was geht euch das Fahrzeug an, he?“
    „Uns nichts, aber dich desto mehr. Wir meinen, daß du es besser kennst als wir; oder bist du nicht einmal auf seinen Planken herumgelaufen?“
    „Ich sage nicht ja und nicht nein, aber möglich wäre es. Es sind wohl einige hübsche Dutzend guter Schiffe, die den Tom gesehen haben, und wer kann da etwas dawider haben, wenn der ‚l'Horrible‘ mit dabei gewesen ist?“
    „Niemand. Doch sag, ist es wirklich wahr, daß der Segelmeister des Kapers ein Weibsbild gewesen ist?“
    „Wie ich gehört habe, ja.“
    „Hm, da muß doch trotz alledem eine miserable Wirtschaft auf dem Fahrzeug stattgehabt haben!“
    „Wieso?“
    „Na, wenn ein Frauenzimmer das Kommando eines Schiffes führt, so möchte ich nicht dabei sein. Ich meine, daß grad dies und nichts andres daran schuld ist, daß der ‚l'Horrible‘ genommen ist.“
    „Meint Ihr – – –?“ ließ sich da mit gedehnt fragender Stimme der Fremde mit dem Feuermal vernehmen.
    „Ja, ich meine es. Oder habt Ihr vielleicht etwas dagegen?“
    „Geht Euch nichts an; wollte bloß wissen, ob Ihr das wirklich meint!“
    „Geht mich nichts an, he? Wenn sich ein Fremder in das mengt, was ich sage, so geht es mich nichts an? Nehmt Eure Zunge etwas fester hinter die Zähne, sonst schlage ich Euch eins auf das Maul, daß sie Euch hinunter bis auf die Zehen fährt!“
    „Seht ganz danach aus!“
    „Wie – was? Da – da habt Ihr, was Euch gehört!“
    Mit einem raschen Schritt stand er vor dem schmächtigen, um Kopfeshöhe kürzeren Mann und holte zu einem Schlag aus, der sicher keine wohltuende Liebkosung sein konnte. Der Bedrohte aber hatte ihn im Nu gefaßt, hob ihn in die Höhe und schmetterte ihn mit solcher Wucht zu Boden, daß er sich kaum aufzuraffen vermochte.
    Sofort sprang der ihm am nächsten Sitzende herbei, um die schmähliche Niederlage seines Kameraden zu rächen. Es wurde ihm ganz dasselbe Schicksal: mit wahrhaft katzenartiger Geschwindigkeit wich der Gegner seinen Streichen aus, unterlief ihn und warf ihn zur Erde nieder, daß es dröhnte.
    Schon wollte der dritte dem Beispiel folgen, als der lange Tom sich in das Mittel legte.
    „Stopp“, meinte er, ihm beim Arm packend und zurückhaltend. „Mach keine Dummheit, alter Bursche. Mit dem dort nimmst du es nicht auf und noch zehn andre ebenso!“
    „Oh! Das will ich sehen!“
    „Versuch's wenn du es nicht anders willst, aber ich meine, daß ihr einen Offizier vom ‚l'Horrible‘ respektieren werdet.“
    „Vom ‚l'Horrible‘`?“
    Auch die beiden andern, welche sich jetzt vom Boden erhoben hatten und Miene machten, den Angriff von neuem zu beginnen, stimmten überrascht in diese Frage ein.
    „Vom früheren oder jetzigen!“
    „Vom früheren natürlich; oder glaubt ihr etwa, daß sich so

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