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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besser.“
    „Ihr bleibt natürlich dann auf dem Schiff!“
    „Versteht sich! Aber wer wird uns befehligen?“
    „Wer anders als der Kapitän?“
    „Der ‚Schwarze‘?“
    „Der ‚Schwarze‘!“
    „So lebt er wirklich noch?“
    „Er lebt noch, und ihr sollt mit ihm zufrieden sein, wenn ihr das Eurige tut.“
    „Wird an nichts fehlen, Sir, darauf könnt Ihr Euch verlassen!“
    „Gut; so hört, was ich euch sage!“
    Sie rückten erwartungsvoll zusammen. „Ihr kauft euch bessere Kleider, denn so wie jetzt darf euch niemand sehen!“
    „Soll geschehen.“
    „Ihr geht des Abends nicht aus, sondern bleibt hier, um auf mich oder einen Boten zu warten!“
    „Ist uns lieb. Die Spürnasen machen uns ja draußen genug zu schaffen.“
    „Sobald ich schicke, kommt ihr mit Tom zu – zu – in die Wohnung der Frau de Voulettre.“
    „Alle Teufel, das ist eine verdammt vornehme und reiche Miß. Ich habe von ihr sprechen hören. Was haben wir mit ihr zu schaffen?“
    „Die Offiziere des ‚l'Horrible‘ werden bei ihr zu finden sein.“
    „Ah!“
    „Ihr wollt Heuer auf dem Schiff nehmen, und sie wird euch den Herren empfehlen.“
    „Donnerwetter – uns empfehlen – die reiche, vornehme Miß? Seid Ihr klug, Sir?“
    „Ich denke es!“
    Die Männer sahen ihn halb zweifelnd, halb respektvoll forschend an. „Dann seid Ihr wohl ein wenig gut mit ihr bekannt?“
    „Möglich! Ihr werdet jedenfalls gemietet werden und geht sofort an Bord.“
    „Ganz wie Ihr befehligt, Sir.“
    „Es wird dann dafür gesorgt werden, daß die Offiziere und Subalternen an das Land gehen. Der ‚Schwarze Kapitän‘ wird dann mit seinen Leuten bei euch anlegen und – – – na, das übrige ist nicht meine Sache; ich bin bloß sein Agent. Was ihr noch zu wissen braucht, wird euch Tom schon sagen.“
    Die Männer nickten zustimmend. Der Plan des scheinbaren Agenten nahm ihre Köpfe so sehr in Anspruch, daß sie keine Zeit zu langen Reden hatten. Dieser fuhr fort: „Und nun noch eins: Tom ist Bootsmann, und ihr habt ihm von diesem Augenblick an in allen Stücken Gehorsam zu leisten, versteht ihr?“
    „Yes, Sir!“
    „Seid ihr treu und verschwiegen, so könnt ihr auf den Kapitän rechnen; bei dem geringsten Zeichen von Verrat aber seid ihr verloren, dafür ist gesorgt. Also nehmt euch zusammen!“
    „Keine Sorge, Master! Wir wissen, was wir vorhaben; es ist so etwas schon längst unser Wunsch gewesen, und da er nun so schön in Erfüllung geht, werden wir uns das Vergnügen nicht selbst verderben.“
    „Schön! Hier habt ihr noch ein wenig, um zu trinken; ich muß nun fort, Adieu!“
    „Adieu, Sir!“
    Während die andern sich in achtungsvolle Stellung erhoben, reichte er Tom wie herablassend die Hand und verschwand dann durch die Tür.
    „Alle Teufel, konnte der Kerl zugreifen!“ bemerkte der eine.
    „Und was die Hauptsache ist, mit diesen kleinen Händen“, fügte der andre hinzu. „Man sieht es ihm nicht an, aber er hat wahrhaftig den Satan im Leib!“
    „Setzt euch“, mahnte Tom; „ich habe euch noch mancherlei zu erklären.“
    Die Männer saßen noch lange beisammen und lauschten den Reden ihres Kameraden. Er war ein erfahrener und gewiegter Maat und verstand es, sie vollständig für das beabsichtigte Unternehmen zu gewinnen, so daß an einen Verrat ihrerseits nicht zu denken war. Seine Auslassungen bezogen sich darauf, daß grad jetzt während des Krieges zwischen den Nord- und Südstaaten ein gut geführter Kaper, der nebenbei heimlich Piraterie treibe, vortreffliche Geschäfte machen könne. – – –
    Die Gemächer der Frau de Voulettre waren am Abend nach dieser Unterredung hell erleuchtet. Sie hatte große Soiree. Im Salon wurde zum Piano getanzt; an den Büffets nahm man die feinsten Delikatessen und Erfrischungen zu sich; die älteren Herren hatten sich in die Nebenzimmer zurückgezogen, wo man allerlei diskutierte oder sich einem ‚kleinen‘ Spielchen hingab, bei welchem die Dollars zu Hunderten gesetzt, gewonnen oder verloren wurden.
    Selbst der Neid mußte gestehen, daß unter allen anwesenden Damen der Herrin des Hauses die Krone gebühre. Sie verstand es, jedes Wort so auszusprechen und jede, auch die kleinste Bewegung so auszuführen, daß der Beobachter selbst gegen seinen Willen angezogen und dann dauernd gefesselt wurde.
    Jetzt eben ruhte sie in nachlässiger Stellung auf dem samtenen Diwan und wehte sich mit dem perlenbesetzten Fächer Kühlung zu. Ihr dunkles Auge ruhte mit

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