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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sahen nach ihren Büchsen, machten ihre Waffen gebrauchsfertig und folgten dann den Spuren, aus deren Richtung ein näherer Zweck des Rittes allerdings nicht zu erkennen war. Sie führten endlich direkt auf ein schmales aber tiefes Flüßchen zu, welches die Indianer durchschwommen haben müßten, da man ihre Spur am jenseitigen Ufer erkennen konnte.
    Hammerdull musterte, vorsichtig zwischen dem Gesträuch haltend, das drüben sich ausbreitende, hügelige Terrain.
    „Wir müssen ihnen auch dort nach. Sie führen nichts Gutes im Schild, und wenn ich berechne, daß wir ihnen vor – – –“
    Er konnte nicht weiter sprechen; ein Lasso zischte durch die Luft, schlang sich um seinen Hals und riß ihn zur Erde. So erging es auch den beiden anderen; ehe sie an Gegenwehr denken konnten, waren sie von den fürchterlichen Riemen umschlungen, lagen unter den unvermutet über sie hergefallenen Feinden und wurden ihrer Waffen beraubt und gefesselt. Es waren fünf Indianer.
    Mit wahrhaft gigantischen Anstrengungen sträubte sich der Steuermann gegen die Umschlingung; es half ihm nichts; die Büffellederriemen waren zu fest; er erreichte nichts als ein verächtliches Knurren von seiten der Indianer. Dick Hammerdull und Pitt Holbers dagegen nahmen die Sache gelassener. Sie schwiegen und ergaben sich regungslos in ihr Geschick.
    Der Jüngste der Wilden trat vor sie hin. Drei Adlerfedern schmückten sein hochgeflochtenes Haupthaar, und das Fell eines Jaguars hing ihm von den Schultern hernieder. Er musterte sie mit drohendem Blick und begann dann mit einer verächtlichen Handbewegung:
    „Die weißen Männer sind schwach, wie die Brut des Präriehundes; sie vermögen nicht, ihre Fesseln zu zersprengen!“
    „Was sagt der Halunke?“ fragte Peter Polter, der das Idiom des Wilden nicht verstand, die beiden Leidensgefährten.
    Er erhielt keine Antwort.
    „Die weißen Männer sind keine Jäger. Sie sehen nicht, sie hören nicht und haben keine Klugheit. Der rote Mann sah sie kommen hinter sich her. Er ging durch das Wasser, um sie zu täuschen, und kehrte zurück. Sie haben keine List gelernt und liegen nun auf der Erde wie Kröten, die man mit dem Stock zerschlägt.“
    „Mille tonnerre, wollt ihr mir wohl endlich sagen, was der Kerl zu schwatzen hat, he?“ schrie der Steuermann, sich erfolglos unter seinen Fesseln emporbäumend.
    Die Angeredeten schwiegen auch jetzt.
    „Die weißen Männer sind feige wie die Mäuse. Sie wagen nicht, mit dem roten Mann zu sprechen; sie schämen sich, vor ihm zu liegen als – – –“
    „Heiliges Graupelwetter, was er sagt, frage ich euch, ihr Schufte!“ brüllte Peter, jetzt über ihr Schweigen noch wütender, als über die Lage, in welche sie durch ihre Unvorsichtigkeit geraten waren.
    „Ob er etwas sagt oder nicht, das bleibt sich gleich“, meinte Hammerdull; „aber er schimpft dich eine dumme, feige Kröte, weil du so unvorsichtig bist, dich fangen zu lassen!“
    „Dumm – feige – Kröte – mich schimpft er –, mich bloß? Habt ihr euch etwa nicht auch fangen lassen? Warte, ihr Schlingel, er soll den Peter Polter aus Langendorf kennenlernen und ihr dazu! Mich allein hat er geschimpft, mich allein, hahaha! Na warte, so werde ich ihm auch beweisen, daß nur ich allein mich nicht vor ihm fürchten brauch!“
    Er zog die sehnigen Glieder langsam zusammen. Die Indianer waren seitwärts getreten, um sich leise zu beraten und bemerkten diese Bewegung nicht.
    „Eins – zwei – drei adjes, Dick Hammerdull – adjes, Pitt Holbers – kommt recht bald hinterdrein gesegelt!“
    Das Vertrauen auf seine Riesenkraft hatte ihn bei dieser fast übermenschlichen Anstrengung nicht im Stich gelassen. Die Riemen sprangen; er schnellte empor, stürzte zum Pferd, schwang sich auf und flog davon.
    Die Wilden hatten das Entkommen eines ihrer Gefangenen für keine Möglichkeit gehalten, und die Bewegungen des Steuermannes waren so blitzschnell gewesen, daß er schon eine ziemliche Strecke zurückgelegt hatte, ehe sie nach den Schußwaffen griffen. Die Kugeln trafen ihn nicht; aber zwei der Indianer saßen auf, ihn zu verfolgen. Die andern blieben bei den beiden Gefangenen zurück.
    Während des ganzen Zwischenfalls war kein Wort, kein Ruf zu hören gewesen; jetzt trat der junge Wilde, welcher vorhin gesprochen hatte, wieder zu den beiden Jägern heran und fragte sie:
    „Kennt ihr Sam Fire-gun, den weißen Jäger?“
    Die Gefragten würdigten ihn keiner Antwort!
    „Ihr kennt ihn, denn

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