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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keinen häuslichen Herd, an welchem die Familie ihr Glück zu genießen und zu feiern vermag. Wie das Wild, vorsichtig, scheu und heimlich, jagt oder schleicht der Jäger sich über die weiten Savannen, vor, neben, hinter und um sich die Gefahr und den immerfort drohenden Tod. Aber nicht immer darf dies währen, sonst würde seine riesige Körperkraft, seine mutige Ausdauer, seine unbeugsame Energie endlich doch erliegen. Auch er bedarf der Erneuerung seiner Kräfte, der Erholung und Ruhe. Und dies findet er an den sorgfältig ausgesuchten Orten, die er teils zu diesem Zweck, teils auch zur Aufstapelung seiner Jagdbeute herzustellen pflegt, in den sogenannten Hicking-holes oder Hide-spot (Verstecke, heimliche Niederlagen der erbeuteten Felle). – – –
    Es war einige Tage, nachdem Sam Fire-gun seine Trapper und seine Gäste aus dem ‚Lager‘ nach dem eigentlichen Hide-spot geführt hatte, als drei Männer durch die Prärie ritten, welche einige Maultiere an der Koppelleine führten. Dieser Umstand ließ erraten, daß sie ausgezogen waren, um ‚Fleisch zu machen‘, das heißt nach dem Jägerausdruck, um auf die Jagd zu gehen und die Ihrigen mit der notwendigen Nahrung zu versorgen.
    Der eine war kurz und dick, der andere unendlich lang und hager, und der dritte hing auf seinem Pferd, als erwarte er alle Augenblicke einen heftigen Choleraanfall.
    „Zounds“, meinte dieser letztere, indem er einen Versuch machte, sich in gerade Stellung emporzurichten, „ich wollte, ich wäre in unserem Loch zurückgeblieben und hätte mich nicht vom Teufel reiten lassen, mit euch hier auf der traurigen Wiese herumzuschlingern wie ein Fahrzeug, welches Kompaß und Steuer verloren hat. Machen mir die verteufelten Jungs weis, daß die Büffel hier herumlaufen wie die Ameisen, und nun sind wir bereits zwei Tage auf dem Kurs, haben weder Ochse noch Kuh, ja nicht einmal ein armseliges Kalb zu Gesicht bekommen. Und dabei schüttelt mich mein Gaul wie eine Medizinflasche auf und nieder, daß ich gewiß noch aus allen Fugen gehe, und zuletzt nicht einmal mehr meinen Namen weiß. Macht, daß wir wieder bald vor Anker gehen. Wer Fleisch haben will, mag sich welches holen; ich brauche keins!“
    „Ob du Fleisch brauchst oder nicht, Peter, das bleibt sich gleich“, antwortete der Dicke; „aber was willst du essen, wenn wir keines bekommen?“
    „Wen denn anders als dich, den fetten Hammerdull, he! Oder denkst du etwa, daß ich mich da an Pitt Holbers machen werde, an dem nichts zu finden ist als Knochenzeug und ungegerbte Schwarte?“
    „Was sagst du da, Pitt Holbers, altes Coon?“ lachte Dick Hammerdull.
    „Wenn du meinst, daß sich der alte Seefisch um sich selber zu bekümmern hat, Dick, so gebe ich dir vollkommen recht. Ich habe nicht den mindesten Appetit, ihn anzubeißen.“
    „Das wollte ich mir auch verbeten haben! Wer den Steuermann Peter Polter aus Langendorf anbeißen will, der muß ein anderer Kerl sein als – – – Donner und Doria, guckt doch einmal hier zur Erde. Hier ist irgendwer gelaufen; ob Mensch oder Tier, das weiß ich nicht, aber wenn ihr das Gras untersuchen wollt, so wird es sich wohl zeigen, was für eine Kreatur es gewesen ist.“
    „Egal, Pitt Holbers“, meinte Hammerdull, „es ist wahr: hier ist das Gras zerstampft. Laßt uns absteigen!“ Die beiden Jäger verließen ihre Pferde und untersuchten den Boden mit einer Sorgfalt, als hinge ihr Leben daran.
    „Hm, alter Pitt, was meinst du dazu?“ fragte Hammerdull.
    „Was ich meine? Wenn du denkst, daß es Rothäute gewesen sind, Dick, so gebe ich dir vollständig recht.“
    „Ob es welche gewesen sind oder nicht, das bleibt sich gleich, aber daß es keine andern waren, das ist sicher. Peter Polter, steig ab, daß man dich nicht so weit erkennen kann.“
    „Gott sei Dank, ihr Leute, daß wir auf die roten Halunken stoßen, denn auf diese Weise komme ich von meiner Bestie herab!“ erwiderte dieser, indem er sich mit einer Miene, als sei er einer fürchterlichen Gefahr entronnen, von dem Gaul herabbalancierte. „Wie viele sind es ihrer denn gewesen?“
    „Fünf, das ist sicher. Und daß sie zu den Ogellallahs gehören, daran ist auch kein Zweifel.“
    „Woran erkennst du das?“
    „Weil vier von ihnen neueingefangene Pferde haben. Das Tier des Fünften ist uns entgangen, als wir sie überrumpelten, und zum Fang der anderen benutzt worden. Macht euch kampfbereit. Wir müssen ihnen nach, um zu sehen, was sie wollen!“
    Die drei Männer

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