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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Trapper trotz der dichten Dunkelheit nicht verfehlte, führte in gerader Richtung durch den Wald, zwischen den Riesenstämmen tausendjähriger Eichen und Buchen hindurch, bis sie an den Lauf eines Wassers kamen, den sie mit verdoppelter Vorsicht aufwärts verfolgten.
    Nach einiger Zeit gelangten sie an die Stelle, wo die Wellen aus dem Fuß des Berges traten. Dichtes Gestrüpp bestand diesen Ort. Der Trapper langte in das Gestrüpp, schob es auseinander und verschwand hinter demselben. Der Indianer folgte ihm. Sie befanden sich in einem niedrigen natürlichen Stollen, dessen Sohle das Bett des Baches bildete, in dessen Wasser sie langsam vorwärts krochen.
    Es war ein mühevoller und beschwerlicher Weg, welchen sie zurücklegten. Auch der Trapper verfolgte ihn zum erstenmal; er war heute bloß bis an den Eingang gekommen. Sie mochten wohl eine halbe Stunde lang dem durch das Innere des Berges in zahlreichen Windungen und kleinen Schnellen sich arbeitenden Wasser entgegengekrochen sein, als sie ein leises Brausen vernahmen, welches von Sekunde zu Sekunde stärker wurde und endlich ein Getöse bildete, welches auch den lautesten Schall der menschlichen Stimme unhörbar machte.
    Sie standen vor dem senkrechten Fall des Baches. Oben über ihnen befand sich der Hide-spot Sam Fire-guns, und vor ihnen lag ein gewiß sehr tief von dem stürzenden Wasser ausgehöhltes Kesselloch, aus welchem die Wellen an ihren Füßen vorüberspülten. Wurde der Wasserlauf wirklich als geheimer Ausgang benutzt, so mußte es irgend eine Vorrichtung geben, welche die Möglichkeit bot, neben dem stürzenden Bach von oben in die Tiefe zu gelangen.
    Der Trapper suchte mit den tastenden Händen. Seine Erwartung hatte ihn nicht getäuscht; er ergriff ein Doppelseil, stark und haltbar aus Schlingpflanzenfaser gedreht und in zahlreichen Knoten geschlungen, so daß es keiner großen Anstrengung bedurfte, sich an ihm auf- oder niederwärts zu bewegen.
    Er unterrichtete seinen Begleiter von diesem Fund und dem daraus hervorgehenden Unternehmen, da zu sprechen nicht möglich war, durch fühlbare Fingerzeige, probierte, ob das Seil oben auch genügend befestigt sei und zog sich dann langsam an ihm in die Höhe.
    Der Indianer folgte ihm. Es war für die Uneingeweihten ein gefährlicher, ja beinahe ein fürchterlicher Weg, sich neben dem Wasserfall, dessen Sprühregen sie durchnässte und dessen Schall in dem engen Raum sie fast betäubte, unter sich eine ungekannte Tiefe und über sich einen vielleicht nur allzu wachsamen Feind, mühsam empor zu turnen. Sie schreckten nicht vor ihm zurück, der eine aus Gier nach dem Gold, von dessen Menge man sich Wunderdinge erzählte, und der andere aus jugendlicher Tatenlust.
    Sie legten ihn glücklich zurück und faßten im oberen Bett des Wassers festen Fuß. Das Getöse des Falles machte es ihnen unmöglich, irgend ein Geräusch vor sich zu entdecken; sie tasteten sich langsam vorwärts, bis der Schall sich zu einem leisen Rauschen gemildert hatte. Da blieb der Trapper stehen; es war ihm, als habe er menschliche Laute vernommen. Das Messer ziehend und den wegen des Wassers bisher sorgsam verhüllten Revolver lockernd, schlich er, natürlich gefolgt von dem ebenso kampfbereiten Indianer, langsam und geräuschlos vorwärts. Die Stimmen wurden deutlicher. Die beiden schlichen sich weiter hin, legten sich nieder, lauschten aufmerksam und hörten jemand leise sprechen:
    „Verdammt, mir schneiden die Riemen in das Fleisch, als seien sie aus Messerschneiden gedreht. Der Teufel hole diesen Sam Fire-gun und seine ganze Gesellschaft!“
    „Klage nicht, sage ich dir; es wird ja nicht besser dadurch. Wir sind nur selbst an unserer Lage schuld! Hätten wir eine bessere Wacht gehalten, so wären wir nicht so schmählich überrumpelt worden. Dieser Winnetou ist ein wahrer Teufel, der Colonel ein Riese und die anderen sind alle Männer, die schon manchen guten Messerstich in ihrem Fleisch gefühlt haben. Aber einen Trost haben wir: sie werden uns nicht töten, und das gibt Hoffnung. Ich habe bald die Hände frei und dann, sacre-bleu, dann werde ich mit ihnen Abrechnung halten, denn wir werden – – –“
    „Sanders – Master Sanders, seid Ihr es?“ klang da eine leise Frage aus dem Hintergrund des Raumes, in welchem Sanders und Letrier gebunden lagen.
    „Wer ist da?“ antwortete der Gefragte, aufs höchste überrascht.
    „Sag erst, wer ihr seid!“
    „Heinrich Sanders und Peter Wolf, weiter niemand. Wir liegen hier

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