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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wird man einen Überfall beschließen und zwar einen baldigen, damit uns der ihnen entflohene Steuermann nicht zeitig genug zu warnen vermag. Aus diesem letzteren Grund sind sie sicher schon unterwegs und wir haben sie zu erwarten, ohne sie erst aufsuchen zu müssen. Der Posten mag daher wieder an seinen Platz gehen und wird verdoppelt. Wir anderen halten uns schlagfertig. Also, das Feuer aus vor der Höhle, Kinder; die Kienfackeln im Innern können weiter brennen. Ich werde einmal nach unseren beiden Gefangenen sehen.“
    „Ich gehe mit, Onkel“, meinte Wallerstein; „ich habe die meiste Veranlassung, mich zu überzeugen, daß wir sie festhaben.“
    Er ergriff einen der brennenden Kienäste und leuchtete dem voranschreitenden Colonel. Bei den Gefangenen angekommen, warf der letztere einen forschenden Blick auf sie. Sein Auge fiel dabei auf den feuchten und infolgedessen etwas weichen Kalkboden der Grotte. Über sein Gesicht zuckte ein gedankenschneller Blitz der Überraschung, der allerdings kaum zu bemerken war, da die düster rote Flamme nur von seitwärts auf ihn fiel.
    „Alles sicher, komm!“ meinte er ruhig und verließ mit seinem Begleiter den Platz. Aber zu den Seinigen zurückgekehrt, genügte ein halblauter Ruf, sie schleunigst um sich zu versammeln.
    „Hört, Leute, ich habe recht geraten. Die Indsmen sind nicht nur unterwegs, sondern sogar schon im Hide-spot gewesen! Sie haben es entdeckt!“ Eine dem Schrecken nahe Verwunderung zeigte sich auf den Gesichtern der sofort nach Messer und Revolver greifenden Leute. Der Colonel fuhr fort: „Ich muß euch ein Geheimnis mitteilen, von dem ich bisher aus Rücksicht auf die allgemeine Sicherheit kein Wort verlauten ließ. Die Höhle hat nämlich einen verborgenen Ausgang.“
    „Ah!“ klang es leise rundum.
    „Ich fand ihn an demselben Tag, an welchem ich die Höhle entdeckte. Das Wasser des Baches fällt hinten in die Tiefe und hat sich da einen Kessel gegraben, aus welchem es durch das Innere des Berges seinen Ausweg findet. Ich befestigte damals an der Seite des Falles ein festgedrehtes Doppelseil, ließ mich hinab und fand, daß die Passage dem Wasser entlang und hinaus in das Freie ganz gut zu ermöglichen ist. Das Seil hängt noch und befindet sich in gutem Zustand. Als ich nun jetzt nach unseren Gefangenen sah, bemerkte ich fremde Fußstapfen im Boden; ein rascher Blick auf die beiden Männer überzeugte mich, daß ihre Banden gelockert sind.“
    „Wie geht das zu?“ fragte ich. „Ich habe sie selbst gefesselt und zwar so, daß sie nur mit Hilfe anderer gelöst werden können.“
    „Die Indianer haben einige Kundschafter ausgeschickt, welchen die Entdeckung des Ausgangs gelungen ist. Sie sind in denselben eingedrungen, an dem Seil emporgestiegen, haben die Gefangenen gefunden, ihnen die Banden gelockert und sie jedenfalls auch mit einigen Waffen versehen. Dann sind sie zurückgekehrt, um die Ihrigen zu holen.“
    „Warum haben sie da Sanders und Jean Letrier nicht mitgenommen?“ fragte Wallerstein.
    „Weil dann alles verraten wär, wenn wir die Abwesenheit derselben vor der Zeit entdeckten. Vor allen Dingen müssen wir die zwei gefährlichen Burschen unschädlich machen, indem wir sie wieder binden. Vorwärts, Neffe; wir gehen voran; die anderen folgen leise nach, um sich, sobald der Widerstand, den sie leisten werden, beginnt, auf sie zu werfen. Wir müssen alles Blutvergießen zu vermeiden versuchen!“ – – –
    Während dieser Unterredung war in der Grotte auch ein leises Gespräch geführt worden.
    „Jean, hast du den Blick gesehen?“ fragte Sanders flüsternd, als sich Sam Fire-gun und Wallerstein entfernt hatten.
    „Welchen Blick?“
    „Den der Colonel auf den Boden warf.“
    „Nein; ich habe den Kerl gar nicht angesehen.“
    „Er hat alles entdeckt.“
    „Nicht möglich! Er ging ja vollständig beruhigt fort.“
    „Nichts als schlaue Verstellung! Er sah die Fußspuren des Jägers und Indianers; ich habe es ihm trotz des halben Lichtes augenblicklich angemerkt. Es zuckte ganz verdächtig über sein Gesicht. Dann warf er einen kurzen, aber dolchscharfen Blick auf unsre Fesseln, und der Klang, den sein ‚Alles sicher‘ hatte, vervollständigte mir nur den Beweis, daß es alles durchschaut hat.“
    „Teufel! Wenn er nun fort wäre, um die Leute zu holen und uns wieder binden zu lassen. Es wäre zum verrückt werden!“
    „Er bringt sie sicher.“
    „So wehre ich mich bis auf den letzten Blutstropfen. Denn wenn sie uns

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