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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kannte, der wußte, daß diese Gleichgültigkeit ein tiefes Interesse verbergen sollte, dem selbst der kleinste Gegenstand nicht entgehen konnte.
    Es war noch nicht die Hälfte der anberaumten Stunde vergangen, so wurden drüben am Quai die Proviant- und Munitionsvorräte aufgestapelt, welche der Lieutenant bestellt hatte. Sie wurden in Booten abgeholt und an Bord gewunden. Als Parker zurückkehrte, war man mit dieser Arbeit fertig und der Dampfer rauschte bereits heran, um die ‚Swallow‘ in das Schlepptau zu nehmen.
    Jetzt war Kapitän und Mannschaft vollständig in Anspruch genommen, doch als die hohe Reede erreicht war, der Dampfer sich verabschiedet hatte und die Segel gehißt und gestellt worden waren, konnte man sich einer ungestörteren Unterhaltung hingeben.
    Was die beiden Lieutenants miteinander zu besprechen hatten, war schon während ihrer Abwesenheit vom Schiff erledigt worden. Jetzt trat Parker zum Steuer, an welchem Peter Polter neben Forster stand.
    „Ihr seid Peter Polter?“ fragte er ihn.
    „Peter Polter aus Langendorf, Käpt’n“, salutierte der Gefragte in strammer, dienstlicher Haltung, „Hochbootsmannsmaat auf Ihrer englischen Majestät Kriegsschiff Nelson, dann Steuermann auf dem Vereinigen Staaten Klipper ‚Swallow‘ –“
    „Und jetzt Steuermann par honneur auf demselben Schiff“, fügte der Lieutenant hinzu.
    „Käpt’n!“ rief Polter erfreut und schickte sich an, eine Dankesrede zu halten, der Kommandeur aber winkte ihm abwehrend zu.
    „Schon gut, Steuermann! Was meint Ihr zu dem Kurs, den der ‚l'Horrible‘ eingeschlagen haben wird?“
    Peter Polter merkte recht gut, daß der Lieutenant diese Frage nur aussprach, um seine seemännische Umsicht einer kleinen Prüfung zu unterwerfen. Er fühlte sich vollständig in seinem Element und antwortete daher kurz, wie es sich einem Offizier gegenüber schickt:
    „Wegen Mangel an Proviant nach Acapulco.“
    „Werden wir ihn bis dahin erreichen?“
    „Ja, der Wind ist günstig und wir segeln mehr Knoten als er.“
    „Wollt Ihr Euch mit Forster das Steuer teilen?“
    „Gern.“
    „So seht gut nach Kompaß und Karte, damit wir strikte Richtung haben!“
    Er wollte sich abwenden, wurde aber durch eine ganz unerwartete Frage Peters davon abgehalten:
    „Nach Acapulco oder Guayaquil, Sir?“
    „Warum Guayaquil?“
    „Um ihn zu überholen und von vorn zu nehmen. Er ist uns dann sicherer, weil er die Verfolger nur hinter sich vermuten kann.“
    Parkers Augen blitzten auf.
    „Steuermann, Ihr seid kein übler Maat. Ihr habt recht, und ich werde Euch ohne Zögern folgen, obgleich er auf den Gedanken kommen kann, von Acapulco aus uns auf der Sandwich-Route zu entgehen.“
    „So müssen wir zwischen dem Süd- und Westkurs kreuzen, bis wir ihn haben.“
    „Richtig! Legt zwei Strich nach West hinüber, Forster. Ich werde alle Tücher hissen. Meine Instruktion lautet ungesäumt nach New York zurück, und der Handel mit dem ‚l'Horrible‘ kann nur als kurzes Intermezzo gelten.“
    Er sprach das so gelassen, als sei der Weg um Kap Horn bis New York und die Wegnahme eines Piraten eine ganz alltägliche Kleinigkeit. Dann trat er zu der Gruppe der Jäger, welchen er sein Willkommen aussprach und dann ihre Plätze anweisen ließ. Der Indianer schien ihn sehr zu interessieren.
    „Hat Winnetou nicht Sehnsucht nach der Heimat der Apachen?“ fragte er ihn.
    „Die Heimat des Apachen ist der Kampf“, lautete die stolze Antwort.
    „Der Kampf zur See ist schlimmer, als der Streit zu Lande.“
    „Der Häuptling des großen Kanu wird Winnetou nicht zittern sehen!“
    Parker nickte; er wußte, daß der Indianer die Wahrheit gesprochen habe.
    Die Aufregung, welche der Tag mit sich gebracht hatte, legte sich allmählich, und das Leben an Bord kam gar bald wieder in das gewöhnliche, ruhige Gleis. Tag verging um Tag; einer glich so vollständig dem andern, daß die an die unbeschränkte Freiheit der Prärie gewöhnten Jäger nach und nach an der Langeweile zu leiden begannen.
    Die Breite von Acapulco lag schon seit gestern hinter ihnen und Parker befahl, herumzulegen, um beide Kurse, nach Guayaquil und den Sandwichinseln, im Auge behalten zu können.
    Eine sehr stramme Brise hatte sich erhoben, und die Sonne sank zwischen kleinen, aber dunklen Wölkchen im Westen.
    „Werden morgen eine ganze Handvoll Wind haben, Käpt’n“, meinte Peter Polter zu Parker, als dieser an einem Spaziergang über das Deck am Steuer vorbeikam.
    „Wäre gut für

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