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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sagt jetzt Mr. Shatterhand, ob es für uns beide heut noch etwas zu tun gibt!“
    „Ich wüßte nicht, was. Kommt morgen mit euern Pferden an den Landeplatz des Steamers; das ist alles, was ich euch noch zu sagen habe. Aber, fast hätte ich ein Wichtiges vergessen: Ihr seid bestohlen worden und habt also kein Geld?“
    „Wollt Ihr uns borgen, Sir?“
    „Gern.“
    „Danke! Wir borgen Euch auch, wenn Ihr etwas braucht. Ich stelle Euch sogar diesen ganzen Beutel zu Verfügung und würde es als große Ehre schätzen, wenn Ihr die Güte hättet, ihn als Geschenk von mir anzunehmen.“
    Er zog bei diesen Worten einen großen, ganz vollen Lederbeutel aus der Tasche und warf ihn auf den Tisch, daß es nur so klirrte; es klang nach lauter Gold.
    „Wenn ich ihn nähme, hättet Ihr dann selbst nichts mehr“, antwortete ich.
    „Das schadet nichts, denn Pitt Holbers hat einen grad so großen und grad so vollen Ledersack. Wir sind nämlich so gescheit gewesen, nur die Papiere in die Brieftasche zu tun. Einige Tausend Dollars haben wir uns in Goldstücke umwandeln lassen und sie hier in diese Taschen gesteckt. Wir können also alles behalten, was wir brauchen. Nun aber wird es klug sein, zu schlafen, denn von hier bis Kansas City werden wir wohl wenig schlafen können. Man weiß, daß es auf dem Steamer kaum möglich ist, ein Auge zuzutun.“
    „Wenn ihr das wollt, so könnt ihr gehen, es gibt nicht mehr zu besprechen.“
    „Well! So komm, Pitt Holbers, altes Coon! Oder hast du noch Lust zu bleiben?“
    „Hm! Wenn ich es mir richtig überlege, so ist das Bier, welches bei Mutter Thick aus dem Faß läuft, eine Flüssigkeit, in welcher man sich da oben in den Felsenbergen wohl nicht wird baden können. Oder schmeckt es dir nicht, lieber Dick?“
    „Ob es mir schmeckt oder nicht, das ist ganz egal; aber es ist ein großartiges Getränk, und wenn du Lust hast, noch länger hier zu bleiben, so werde ich dich nicht im Stich lassen, zumal ich nur deshalb vom Schlafengehen sprach, damit du nicht mitgehen solltest. Ich habe nämlich auch noch Durst.“
    Sie blieben also sitzen, und ich war ebenso wie Treskow nicht so unmenschlich, sie in dem traulichen Stübchen allein zu lassen. Es entspann sich also noch eine recht animierte Unterhaltung, während welcher mir die originelle Art und Weise der beiden Trapper viel Vergnügen bereitete. Sowohl Treskow, als auch der frühere Indianeragent hatten von ihnen erzählt, dabei aber vergessen, den Namen zu nennen, den man ihnen gegeben hatte. Sie wurden nämlich die ‚Verkehrten Toasts‘ genannt. Toasts sind bekanntlich geröstete Butterschnitten oder zusammengelegte Butterbrote. Diese werden natürlich mit den Butterseiten zusammengelegt; Hammerdull und Holbers pflegten aber während des Kampfes Rücken an Rücken zu stehen, um sich gegenseitig zu decken; sie kehrten sich also die verkehrten Seiten zu und hatten darum den Beinamen ‚Verkehrte Toasts‘ bekommen.
    Wenn ich sie nicht getroffen hätte, wäre ich allein nach den Felsenbergen geritten, und so war es mir recht lieb, daß ich sie hier gefunden hatte. Der heitere Dick Hammerdull und der trockene Pitt waren zwei Begleiter, in deren Gesellschaft ich auf keine Langeweile zu rechnen hatte, und da sie viel, viel bessere Westmänner waren, als zum Beispiel Old Wabble, Sam Parkens und Jos Hawley, so brauchte ich auch nicht zu befürchten, daß sie mir durch fehlerhaftes Verhalten die gute Laune verderben würden. Treskow war kein Westmann, aber ein Gentleman, für den ich mich interessierte, von Erfahrung, kenntnisvoll und doch dabei bescheiden. Es stand also zu erwarten, daß wir recht gut zusammenhalten würden.
    Mutter Thick besorgte mir einen zuverlässigen Boten, den ich zu Winnetou schickte. Dieser Mann hatte sich sehr beeilt, denn der Häuptling der Apachen traf vor dem Boardinghause ein, als ich am andern Morgen oben beim Kaffee saß. Natürlich brachte er mein Pferd mit. Ich freute mich innerlich über die ehrerbietigen und bewundernden Blicke, mit denen die Anwesenden ihn betrachteten, und über die Art und Weise, mit welcher ihn Mutter Thick bediente, obgleich er nur um ein Glas Wasser gebeten hatte; es war, als ob ein König bei ihr eingekehrt sei.
    Ich erzählte ihm, was geschehen war und weshalb ich ihn hatte holen lassen, und er war, wie gewöhnlich, mit allem einverstanden, was ich bestimmt hatte. Er erkannte Treskow sofort wieder, schien aber an die Fehler zu denken, welche damals gemacht worden waren, denn er

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