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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Beschaffenheit des Bodens, der Erddecke untersuchte. Endlich, es war schon fast Abend, blieb er an einer Stelle stehen und sagte:
    „Hier muß mein junger Bruder graben, aber allein, mit keinem andern; da wird er Nuggets und goldenen Sand finden.“
    Ich löste mir den betreffenden Claim und grub. Winnetou hatte recht gehabt; ich fand Nuggets. Ich mußte mich zwar sehr vor den andern Diggers in acht nehmen und meinen Fund verheimlichen, denn das ist meist räuberisches Gesindel, und es wäre mir vielleicht auch noch übel ergangen, wenn nicht in den letzten Tagen Old Shatterhand wiedergekommen wäre, um sich nach meinen Erfolgen zu erkundigen.“
    „War Winnetou wieder bei ihm?“
    „Nein; er hatte sich für einige Zeit von ihm getrennt, um erst nach Sacramento und dann nach San Francisco zu gehen. Er blieb bei mir, bis ich die Minen verließ, und sorgte dafür, daß mir kein Digger nahe kam. Dann fuhr er mit mir hierher.“
    „Heut?“
    „Ja.“
    „So ist er mit Euch hier angekommen?“
    „Natürlich! Wir saßen miteinander in einem Wagen.“
    „Als Ihr ausgestiegen wart, spracht Ihr noch einmal in den Wagen hinein, wohl mit ihm?“
    „Ja. Er stieg nicht gleich mit mir aus, weil er noch mit einem andern Passagier zu reden hatte. Ich sagte ihm guten Abend und bat ihn, Wort zu halten.“
    „Welches Wort?“
    „Er hat mir versprochen, mich morgen auf der Mission zu besuchen.“
    „Teufel! Ist's wahr?“
    „Ja“, antwortete Eduard, der nicht sah, in welcher Aufregung sich der Doktor jetzt befand. Dieser hatte große Angst vor Old Shatterhand; er versuchte, sich zu beherrschen, und erkundigte sich:
    „Könnt Ihr denn auch beweisen, daß Ihr die dreitausend Dollar habt? Das müßt ihr natürlich gleich heut abend beweisen können!“
    „Das kann ich. Ich habe den ganzen Goldstaub in gute Papiere umgetauscht, die ich bei mir habe.“
    Da blieb White stehen, zog den Hahn des Revolvers leise auf und sagte:
    „Wißt Ihr, das Glück, daß Ihr Old Shatterhand und Winnetou getroffen habt, ist groß; noch größer, noch viel, viel größer aber ist die Dummheit, daß Ihr mir alles erzählt!“
    „Dummheit? Warum?“
    „Weil Ihr nun das Mädchen nicht bekommt und auch das Geld nicht behaltet.“
    „Wieso?“
    „Wieso, fragt Ihr? Ihr werdet es sogleich erfahren.“
    Im nächsten Augenblick krachte ein Schuß und Eduard stürzte zu Boden, wo er lag, ohne sich zu rühren. White hob ihn auf, trug ihn ein Stück vom Wege seitwärts fort und legte ihn dort nieder. Dort wollte er ihn einstweilen liegen lassen, um ihn später in der Nacht irgendwo einzuscharren; vor allen Dingen mußte er ihm die Taschen leeren. Eben als er damit beginnen wollte, hörte er Schritte, welche sich rasch näherten; er huschte fort, um sich ja nicht sehen zu lassen. Der Tote lag ja gut, und er konnte ihm das Geld ebenso später wie jetzt nehmen. Er ging gar nicht erst in seine Wohnung, sondern gleich zu Werner, um dort Punkt für Punkt zwölf Uhr seine Ansprüche geltend zu machen.
    Der Erzähler hielt jetzt wieder inne, um seine Zuhörer zu fragen:
    „Nun, ist die Geschichte jetzt interessanter als vorher?“
    „Viel, viel interessanter!“ wurde ihm geantwortet. „Aber wo bleibt denn Old Shatterhand?“
    „Er ist ja schon da?“
    „Ja, auf dem Bahnhof!“
    „Nein, sondern viel näher!“
    „Wo?“
    „Auf dem Wege nach der Mission. Er ist es ja, dessen Schritte White kommen hörte.“
    „Ah so!“
    „Ja. Nämlich als Old Shatterhand aus dem Bahnwagen stieg, suchte sein Blick nach seinem jungen Reisegefährten. Er sah ihn bei White stehen und stutzte. Wer war nur dieser Mann? Er mußte ihn kennen; er hatte ihn gesehen. Er sann und sann, und da fiel es ihm endlich ein: dieser Mann, mit dem Eduard gesprochen hatte, war der Kanada-Bill! Beide waren schon fort. Old Shatterhand eilte ihnen nach, sah sie aber in der nächsten Straße nicht. Wo der Kanada-Bill auftritt, gibt es stets eine Teufelei. Hatte er eine solche mit Eduard vor? So fragte sich Old Shatterhand. Er mußte ihn warnen. Er wußte, daß er nach der Mission gehen wollte, erkundigte sich bei einem Vorübergehenden nach ihr und ging.“
    Als er die Stadt verlassen hatte, war der Weg dunkel; er mußte langsam gehen, um ihn nicht zu verlieren: Da hörte er vor sich einen Schuß und eilte auf die Stelle zu, wo er gefallen war. Da blieb er stehen und lauschte. Es war ihm, als ob sich jemand leise entfernte. Er suchte, ob jemand getroffen sei und vielleicht an der Erde liege.

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