Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
glauben.“
    „Kennt Ihr den Kanada-Bill?“
    „Sehr genau. Er ist lange verschwunden gewesen, mir aber heut über den Weg gelaufen, soeben erst hat er einen Mordversuch begangen.“
    „Was Ihr sagt! Wo? An wem?“
    Old Shatterhand erzählte ihm die Sache, und da hielt denn auch Gromann nicht länger hinter dem Berg und sagte:
    „Da muß ich aufrichtig zu Euch sein. Ich war früher Pharmazeut und als solcher bei Mr. Cleveland in Norfolk, Nordkarolina, in Kondition. Da trat bei ihm ein gewisser Walker ein, welcher engagiert wurde, weil er gute Zeugnisse besaß, die aber, wie wir uns später überzeugten, gefälscht waren. Bald stellte sich es heraus, daß er von der Pharmazie fast weniger als ein Anfänger verstand; es gab sehr ernste Szenen zwischen ihm und dem Prinzipal, und dann verschwand er plötzlich und mit ihm der Inhalt der Kasse mit dem ganzen Vermögen Clevelands. Ich liebte meinen Prinzipal; er war mein Wohltäter gewesen. Der Verlust richtete ihn vollständig zugrunde; die Polizei fand keine Spur von dem Verbrecher, und so nahm ich mir vor, ihm privat nachzuspüren. Indem ich nach ihm suchte, kam ich auf die Fährte anderer Personen, die ebenso wie er gesucht und nun durch mich der Gerechtigkeit überliefert wurden. Das verschaffte mir einen guten Ruf bei der Polizei, und ich wurde als Detektiv engagiert. Nun standen mir weit mehr materielle und geistige Mittel zu Gebote, mit deren Hilfe es mir gelang, einen Anhalt zu gewinnen. Auf diesem fußte ich weiter, bis ich endlich eine sichere Spur entdeckte, die mich hierher führte.“
    „Zu White?“
    „Ja.“
    „Er ist jener Walker?“
    „Ja.“
    „Er muß Euch aber doch erkannt haben!“
    „Natürlich; aber ich machte ihm die Sache so plausibel, daß er mich engagierte, natürlich nur, um mich zum Schweigen zu bringen. Nun bin ich als Assistent bei ihm, aber meines Lebens keinen Augenblick sicher, denn ich muß zu jeder Stunde gewärtig sein, daß er mich auf irgendeine Weise aus dem Weg räumt, um einen Zeugen seiner Vergangenheit zu beseitigen. Welche Vorsicht und Aufmerksamkeit das meinerseits erfordert, könnt Ihr Euch kaum denken!“
    „Warum macht Ihr ihn nicht unschädlich?“
    „Auf welche Weise könnte ich das tun?“
    „Indem Ihr ihn arretiert.“
    „Das kann ich nicht.“
    „Warum?“
    „Weil ich keinen Beweis gegen ihn habe. Ich weiß, daß er das Vermögen Clevelands gestohlen hat, aber überführen kann ich ihn nicht. Ich habe ihn Tag und Nacht beobachtet, habe alle seine Geheimnisse zu ergründen versucht, habe in jedem Winkel, in jeder Ecke, die mir zugänglich war, nachgeforscht; es ist alles vergeblich gewesen.“
    „Die Euch zugänglich war – das ist die Sache! Er wird sich hüten, Euch seine Geheimnisse zugänglich zu machen. Bei diesem Halunken kommt Ihr mit aller Eurer List nicht weiter als bisher; bei ihm kann man den gordischen Knoten nicht aufknüpfen, sondern man muß ihn zerhauen, und das werden wir heute tun. Hoffentlich kann ich dabei auf Eure Hilfe rechnen?“
    „Oh, wenn Old Shatterhand was in die Hand nimmt, dann braucht er so eine geringe Hilfe, wie die meinige ist, nicht dabei!“
    „Hat er Schränke, Kästen, in die Ihr noch nicht gekommen seid?“
    „Ja.“
    „Wo?“
    „In seiner Privatwohnung unten.“
    „Die wird er uns einmal öffnen müssen!“
    „Das tut er nicht!“
    „Wenn er's nicht tut, tue ich's!“
    „Das würde gesetzwidrig und also strafbar sein. Verzeiht, Sir, daß ich Euch darauf aufmerksam mache!“
    „Pshaw! Was frage ich nach Euren Paragraphen, mit denen es Euch doch nicht gelungen ist, ihn zu fangen und zu überführen! Er ist der Kanada-Bill, der noch niemals nach einem Gesetz gefragt hat; also fällt es mir auch nicht ein, das Gesetz um die freundliche Erlaubnis zu bitten, wenn ich ihm das Handwerk legen will. Könnt Ihr jetzt vielleicht hier abkommen?“
    „Ja. Wir haben augenblicklich keinen schweren Patienten.“
    „So kommt mit mir herunter!“
    Sie stiegen miteinander die Treppe hinab und gingen zu der Stelle, wo Eduard wartete. Dieser bekam von Old Shatterhand die Anweisung, wie er sich zu verhalten hatte, und dann begaben sie sich nach dem Erdgeschoß, wo Werner wohnte. Es war grad so um Mitternacht.
    Sie gingen über den Hof und von dem Flur aus in die Küche, wo Eduard damals mit Anitta gelauscht hatte. Auch heut war diese leer. Werner saß mit Frau, Tochter und White in der Stube. Eben sagte der letztere:
    „Jetzt Señor Carlos, ist es grad zwölf; die sechs

Weitere Kostenlose Bücher