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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leute, die Euch vielleicht auch einen Bescheid geben. Es sind zwei dabei, die den ganz genau kennen, nach dem Ihr Euch erkundigt.“
    Der Mann drehte sich um und war nicht mehr zu sprechen. Der auf so recht amerikanische Weise Zurechtgewiesene wandte sich ruhig zu den übrigen:
    „Ist es wahr, was Winklay sagte?“
    Er bekam keine Antwort. Etwas klüger wandte er sich an Pitt Holbers:
    „Wollt Ihr wohl die Güte haben, mir eine Auskunft zu geben, Master Schweigsamkeit?“
    „Hört, Sir, mein Name lautet Holbers, Pitt Holbers, wenn Ihr's merken könnt, und wenn Ihr dreihundert Männer zugleich fragt, so weiß keiner, ob grad er es ist, der antworten soll. Was wollt Ihr von Sam Fire-gun?“
    „Nichts, was ihm unangenehm sein könnte. Ich bin aus dem Osten herübergekommen, um mich ein wenig im Wald umzusehen, und brauche einen Mann, bei dem man etwas unter die Hand bekommt. Dazu ist Sam Fire-gun der Richtige, und ich will Euch daher fragen, wohin man sich zu wenden hat, um mit ihm zusammenzutreffen.“
    „Möglich, daß er der Richtige wäre; aber ob er's auch sein will, das ist eine andre Frage. Ihr seht mir nicht grad aus, als ob Ihr zu ihm paßt!“
    „Meint Ihr? Kann sein, aber auch nicht. Also sagt, ob Ihr eine Auskunft geben könnt und wollt?“
    Der Aufgeforderte drehte sich langsam nach dem Winkel herum, in welchem derjenige saß, der vorhin bei der Ankunft der Fremden ruhig sitzen geblieben war.
    „Was meinst du, Dick Hammerdull?“
    Der Mann hatte bisher den Kopf geneigt gehalten und dem Inhalt seines Glases eine so anhaltende Aufmerksamkeit erwiesen, daß sein Auge gar nicht auf die zwei Fremden gefallen war. Jetzt drehte er sich herum und schob die Kopfbedeckung nach hinten, als wollte er seinem Verstandedie nötige Freiheit zu einer vernünftigen Antwort geben.
    „Was ich meine, das bleibt sich gleich. Er soll den Colonel finden!“ sagte er.
    Er drehte sich wieder ab, um von neuem in sein Glas zu blicken. Der Schwarzbärtige aber schien mit diesem kurzen, mangelhaften Bescheid nicht zufrieden zu sein, sondern trat näher zu ihm heran.
    „Wer ist der Colonel, Master Hammerdull?“ fragte er.
    Der Gefragte sah langsam und erstaunt empor.
    „Wer der Colonel ist, das bleibt sich gleich. Colonel heißt Oberst; Sam Fire-gun ist unser Oberst, folglich nennt man ihn den Colonel.“
    Der Frager konnte sich über den logischen Trapper eines Lächelns nicht erwehren. Er legte ihm die Hand wie herablassend auf die Schulter und forschte weiter:
    „Nur nicht hitzig, Master! Wenn man gefragt wird, so steht man Rede und Antwort, so ist es überall, und ich sehe nicht ein, warum es hier am Arkansas anders sein soll. Wo ist der Colonel zu finden?“
    „Wo er zu finden ist, das bleibt sich gleich. Ihr werdet zu ihm kommen, und damit basta!“
    „Hoho, Mann, das ist mir nicht genug. Ich muß doch wissen, wo und wie dies geschehen soll!“
    Dick Hammerdull machte ein noch viel erstaunteres Gesicht als vorhin. Er war der schweigsamste Mann zwischen den Seen und dem Busen von Mexiko und sollte hier zu einer langen Rede gezwungen werden? Das konnte er sich unmöglich gefallen lassen. Er nahm das Glas empor, tat einen nicht enden wollenden Zug aus demselben und erhob sich dann. Erst jetzt war es möglich, ihn von Kopf bis Fuß in Augenschein zu nehmen.
    Er schien von dem Modelleur der menschlichen Schöpfung als Gegenstück zu Pitt Holbers gearbeitet worden zu sein. Er war ein kleiner und außerordentlich dicker Mann, wie sie Amerika nicht sehr häufig aufzuweisen hat, von dem man nicht recht wußte, ob man sich vor ihm fürchten oder über ihn lachen solle. Sein kurzer, runder Körper stak in einem aus Büffelleder gefertigten Sack, dessen ursprünglicher Stoff jedoch nicht mehr gegenwärtig war, denn eine jede Blessur des alten Kleidungsstückes war durch Aufheftung des ersten besten Stückes ungegerbten Felles oder irgendeiner andern fraglichen Materie derartig geheilt worden, daß mit der Zeit Flick an Flick und Fleck an Fleck gekommen war und die Reparaturstücke wie die Ziegel eines Daches über- und aufeinander lagen. Dazu war der Sack jedenfalls für eine weit längere Person verfertigt worden und hing ihm fast bis auf die Knöchel hernieder. Die Beine staken in zwei Futteralen, die man weder Stiefel oder Schuhe, noch Strümpfe und Gamaschen nennen konnte, und auf dem Kopf trug er einen formlosen Gegenstand, der vor Zeiten einmal eine Pelzmütze gewesen sein konnte, jetzt aber vollständig haarlos war. Das

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