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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seitwärts von dieser Stelle in lautloser Stille am Boden, während noch eine Strecke weiter zurück ihre Pferde angepflockt waren. Die Gegenwart dieser Tiere machte das Beschleichen der Indianer von dieser Seite fast zu einer Unmöglichkeit, da das Pferd der Prärie an Wachsamkeit den Hund fast übertrifft und die Annäherung jedes lebenden Wesens seinem Herrn durch Schnauben verkündet.
    „Wer führt sie an?“ fragte Fire-gun.
    „Matto-Sih, die ‚Bärentatze‘. Winnetou ist gewesen an seinem Rücken, daß er ihn konnte niederschlagen mit dem Tomahawk.“
    „Matto-Sih? Das ist der Tapferste der Sioux; er fürchtet sich vor keinem Krieger und wird uns wohl zu schaffen machen! Er ist stark wie der Bär und listig wie der Fuchs; er hat nicht alle seine Männer bei sich, sondern die übrigen in der Prärie zurückgelassen. Ein kluger Krieger wird nicht anders handeln.“
    „Ugh!“ gab Winnetou in tiefem Gutturalton seine Zustimmung zu erkennen.
    „Mein roter Bruder warte, bis ich zurückkehre!“
    Er schlich sich über den Bahnkörper hinüber zu Dick Hammerdull und sagte zu diesem:
    „Noch dreihundert Körperlängen vorwärts, Dick, dann bist du den Indsmen gegenüber. Ich teile meine Leute drüben, schicke die Hälfte mit Winnetou hinaus in die Prärie, um –“
    „Ob Ihr sie schickt oder nicht, das bleibt sich gleich“, fiel ihm der Dicke flüsternd in die Rede; „aber was sollen sie da draußen, Colonel?“
    „Die Ogellallahs werden von Matto-Sih angeführt –“
    „Von der ‚Bärentatze‘? Zounds! Dann haben wir die Tapfersten des Stammes gegen uns, und ich traue es ihm zu, daß er da draußen auf der alten Wiese eine Reserve halten hat.“
    „So meine ich auch. Also diese Reserve lasse ich durch Winnetou abschneiden und gehe mit den übrigen direkt auf die Pferde los. Gelingt es uns, diese in unsere Gewalt zu bekommen oder zu zerstreuen, so sind die Roten verloren.“
    „Well, well, Colonel, und Dick Hammerdull und seine Büchse werden das ihrige beitragen, daß wir den Zug mit Skalps beladen können!“
    „Du wartest also mit den Deinen, bis drüben der erste Schuß losgeht; die Indsmen werden uns hinter sich wissen und sich zu dir herübermachen, wo du sie empfängst. Aber ruhig warten, Dick, bis sie so weit heran sind, daß ihr sie Mann für Mann sehen könnt. Erst dann schießt ihr los; dann geht keine Kugel fehl!“
    „Keine Sorge, Colonel! Dick Hammerdull weiß ganz genau, was er zu tun hat. Nehmt Euch nur vor den Pferden in acht, denn so ein Indsmustang schnobert den Weißen zehn Meilen weit!“
    Fire-gun schlich davon, und der dicke Trapper kroch längs der Reihe der hinter ihm liegenden hin, um ihnen die erhaltene Instruktion mitzuteilen.
    Als er wiederkehrte, nahm er neben Pitt Holbers Platz, der sich während der letzten Stunden schweigsam verhalten hatte. Diesem flüsterte er zu:
    „Pitt Holbers, altes Coon, nun geht der Tanz bald los!“
    „Hm, wenn du denkst, Dick! Hast du nicht Freude darüber, he?“
    Hammerdull wollte eben eine Antwort geben, da – zuckte seitwärts drüben ein flüchtiges Leuchten auf, welchem ein lauter Knall folgte – noch ehe der Plan Sam Fire-guns ausgeführt war, hatte sich das Gewehr von einem der ihm folgenden Arbeiter entladen.
    Sofort standen die Ogellallahs auf den Füßen und eilten nach ihren Pferden. Aber der geistesgegenwärtige Sam Fire-gun hatte kaum hinter sich den verräterischen Schuß gehört, so eilte er, den Folgen dieser Nachlässigkeit zuvorzukommen.
    „Vorwärts, Männer, zu den Pferden!“ rief er.
    In weiten Sätzen stürmte er auf die Tiere los und erreichte sie mit den Seinen noch vor den Indianern. Mit Gedankenschnelle waren sie von den Pflöcken befreit und jagten wiehernd und schnaubend in die weite, dunkle Savanne hinaus.
    Die den jetzt eintreffenden Indianern entgegenkrachenden Schüsse machten diese stutzig. Ihre Pferde waren fort; sie konnten in der Finsternis die geringe Zahl ihrer Gegner nicht erkennen und hielten einige Augenblicke vollständig ratlos still, sich den Waffen der Weißen preisgebend. Dann aber ertönte der laute Ruf des Anführers; sie wandten sich und stürmten zurück, um jenseits des Dammes Deckung zu suchen und die zu ergreifenden Maßregeln zu beraten.
    Kaum aber hatten sie den Bahndamm erreicht, so stieg nur wenige Fuß vor ihnen eine dunkle Linie wie aus der Erde empor; der Blitz aus über fünfzig Büchsen erhellte für einen Moment die Nacht, und das Geheul der Getroffenen zeigte, daß

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