Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Decke, welche er vorhin von der Erde aufgerafft hatte, vorsorglich über die Laternen und Reflektors und rief zu gleicher Zeit mit möglichst lauter Stimme:
    „Lichter aus – macht den Zug dunkel!“
    Sofort verschwanden alle Laternen. Die Angestellten an der Pazificbahn sind geistesgegenwärtige und schnell gefaßte Leute. Sie konnten sich denken, daß der Ruf seinen guten Grund habe, und folgten ihm augenblicklich.
    „'s death!“ rief es nun von der Maschine herab; „warum verdeckt Ihr unsere Flamme, Mann? Ich hoffe nicht, daß da vorn irgend etwas los ist! Wer seid Ihr, und was hat Euer Signal zu bedeuten?“
    „Wir müssen im Finstern sein, Sir“, antwortete der umsichtige Trapper; „es sind Indsmen vor uns, und ich glaube sehr, daß sie die Schienen aufgerissen haben!“
    „Alle Teufel! Wenn dem so ist, so seid Ihr der bravste Kerl, der jemals durch dieses verfluchte Land stolperte!“
    Zur Erde herabspringend, drückte er ihm die Hand und gebot, die Wagen zu öffnen.
    Nach kaum einer Minute waren die Jäger von einer Menge Neugieriger umringt und mußten sich fast wundern über die bedeutende Anzahl von Leuten, welche den Coupés entstiegen, um sich über die Ursache des Aufenthaltes zu unterrichten.
    „Was ist los? Was gibt es? Warum halten wir?“ rief es von allen Seiten.
    In kurzen Worten erklärte Hammerdull die Verhältnisse und brachte dadurch eine nicht geringe Aufregung unter den Anwesenden hervor.
    „Gut, sehr gut!“ rief der Ingenieur. „Zwar bringt das eine Störung im Betrieb hervor, aber das hat nichts zu sagen gegen die prächtige Gelegenheit, den roten Halunken einmal eins auf das Fell zu brennen. Das ist in kurzer Zeit das dritte Mal, daß sie es wagen, grad auf dieser Strecke Züge zu überfallen und auszurauben, und allemal sind es die verdammten Ogellallahs gewesen, dieser verteufeltste Stamm der Sioux, denen die Wildheit und Feindseligkeit nur durch eine gute Kugel ausgetrieben werden kann. Heut' aber sollen sie sich geirrt haben und ihren Lohn gleich in ganzer Summe erhalten! Jedenfalls haben sie geglaubt, daß dieser Zug wie gewöhnlich viele Güter und nur fünf bis sechs Leute mit sich führe. Glücklicherweise aber haben wir einige Hundert Arbeiter geladen, die für den Brücken- und Viaduktenbau droben in den Mountains bestimmt sind, und da diese braven Leute fast alle Waffen bei sich tragen, so wird uns die Sache gar nicht schwer werden und nur einigen Spaß bereiten!“
    Er stieg zunächst wieder auf die Maschine, um die überflüssigen Dämpfe abzulassen, welche mit gellendem Zischen den Ventilen entströmten und die Umgebung des Wagens in eine weiße Wolke hüllten. Dann sprang er herab, um Revue über die ihm zu Gebote stehenden Kräfte zu halten, und fragte:
    „Zunächst sagt mir einmal, wie Ihr Euch nennt, Mann? Ich muß doch wissen, wem ich die glückliche Warnung zu verdanken habe.“
    „Mein Name ist Hammerdull, Sir, Dick Hammerdull, so lange ich lebe!“
    „Schön! Und der andere hier?“
    „Wie der heißt, das bleibt sich gleich, aber da er zufällig auch einen Namen hat, so schadet es keinem Menschen etwas, wenn Ihr ihn erfahrt. Er nennt sich Pitt Holbers, Sir, und ist ein Kerl, auf den man sich verlassen kann.“
    „Und die beiden anderen – dieser da und der dort bei den Pferden?“
    „Das sind zwei Männer aus Germany da drüben herüber, Sir, und heißen Heinrich Sander – Harry würde viel besser klingen – und – verdammt miserabler Name! – Peter Wolf. Sprecht die beiden Worte ja nicht aus, Sir, denn Ihr werdet das Genick dabei brechen!“
    „Well!“ lachte der Beamte. „Es ist nicht jede Zunge so commodious wie die Eurige, Master Hammerdull!“
    „Hammerdull? Dick Hammerdull?“ rief da eine tiefe, kräftige Stimme, und ein Mann drängte sich durch die Umstehenden herbei. „Welcome, altes Coon! Dachte dich erst in ‚Hide-spot‘ zu treffen und muß hier an dich rennen! Welche Angelegenheit hat dich herausgetrieben?“
    „Was mich herausgetrieben hat, Colonel, das bleibt sich gleich, aber ich habe mir ein wenig Pulver, Blei und Tabak geholt. Der lange Pitt ist mitgegangen, wißt's schon, Colonel, zu Master Winklay, dem Irishman, und haben da zwei aus Germany mitgebracht, die Sam Fire-gun, nämlich Euch, gern sehen wollen.“
    „Sam Fire-gun!“ rief der Maschinist, auf den Fremden zutretend. „Seid Ihr das wirklich, Sir?“
    „Man nennt mich so!“ klang kurz und einfach die Antwort. Der Sprecher war ein Mann von wahrhaft

Weitere Kostenlose Bücher