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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beschwerlicher. Stunden vergingen; der Abend begann unter den hochgewölbten Baumkronen eher zu dunkeln als draußen in der offenen Prärie, und es wurde immer schwerer, die eingeschlagene Richtung einzuhalten. Da hob Potter den Kopf und sog mit weitgeöffneten Nüstern die Luft ein.
    „Das riecht nach Brand und Rauch. Sie haben Lager gemacht. Vorwärts, aber leise, leise, denn wir sind jetzt ganz nahe bei ihnen!“
    Das Unterholz war jetzt gewichen, und die gigantischen Stämme ragten frei, wie die Säulen eines gewaltigen, grünbedachten Tempels, zu der dichten Kronendecke empor. Wir Männer krochen von einem Baum zum andern auf dem Bauch und suchten dann stets hinter den dicken Baumstämmen so lange Deckung, bis wir uns überzeugt hatten, daß man uns nicht bemerkt habe und unsere nächste Umgebung noch frei von Gefahren sei.
    So gelangten wir an den Rand eines Gutter, wie der Hinterwäldler die rißartigen Vertiefungen nennt, welche, lang, schmal und tief geschnitten, sich oft im dichtesten Urwald zeigen. Potter schob vorsichtig den Kopf vor und blickte hinab. Grad unter uns, in einer Tiefe von ungefähr vierzig Fuß, brannte ein Feuer, um welches wohl um die fünfzig rote und weiße Männer saßen, während seitwärts von ihnen und von ihren scharfen Blicken bewacht drei Gestalten lagen, die an Händen und Füßen gebunden waren. Es hatten sich also mit der weißen Gesellschaft des Kapitäns nicht alle Ogellallahs vereinigt, die dem Kampf entronnen waren.
    „At length, da haben wir sie!“ meinte der kleine Trapper. „Und sie ahnen nicht, daß sie von oben so prächtig beguckt werden, hihihihi! Aber wer sind denn die drei Leute dort? Schiebt euch ein wenig weiter vorwärts, Mesch'schurs, bis dort zu den Farnkrautbüscheln, da können wir die Gesichter sehen!“
    Ein dichtes Farngesträuch trat bis an den Rand des Gutter heran und gestattete uns, so vollständig uns hier zu verbergen, daß wir unmöglich gesehen werden konnten.
    „Zounds“, flüsterte Potter, als er jetzt den Blick wieder hinabwarf, „es ist der Colonel mit Pitt Holbers und Dick Hammerdull, die sie überfallen und gefangengenommen haben!“
    „Der Colonel?“ fragte der Steuermann, indem er den Kopf zwischen den breiten Blätter hindurchsteckte; „heavens – vraiment – wahrhaftig! Soll ich hinunterspringen und ihn mit meinen beiden Fäusten aus der Patsche herausfischen, Bill?“
    „Warte noch ein wenig, Alter; wollen erst sehen, was da eigentlich vorgehen soll! Siehst du nicht, daß die Schufte sich nur so eng zusammengetan haben, um über das Schicksal der Gefangenen zu beraten? Dort der schwarzbärtige Jäger führt den Vorsitz; die Ogellallahs leiden das; ihr Häuptling muß also dort an der Bahn mit gefallen sein. Schaut, jetzt sind sie fertig, und der Anführer erhebt sich!“
    Es war so, wie er sagte. Einer von den weißen Jägern, der allem Anschein nach den Anführer machte, war aufgestanden und zu den Gefangenen getreten. Er löste die Fesseln, welche ihre Füße umschlungen hielten, und gab ihnen einen Wink, sich zu erheben. Als ich den Blick schärfer auf ihn warf, erkannte ich in ihm das Original von der Photographie, welche Treskow besaß. Er gebot den Gefangenen in befehlendem Ton:
    „Steht auf und vernehmt, was über euch beschlossen ist!“
    Die drei Männer folgten dieser Aufforderung.
    „Ihr seid Sam Fire-gun, der Anführer der Jäger, die hier im Wald ihr verborgenes Lager haben?“
    Der Angeredete nickte zustimmend.
    „Ihr habt Matto-Sih, den Häuptling dieser braven Redmen, erschlagen?“
    Ein gleiches Nicken war die Antwort.
    „Man sagt, daß Ihr viel Gold von den Bergen herab in Euer Versteck geschafft habt. Ist das wahr?“
    „Sehr viel!“
    „Und daß Ihr mehrere Tausend Biberfelle in Eurem Versteck liegen habt?“
    „Well, Master, Ihr seid gut unterrichtet.“
    „So hört, was ich Euch zu sagen habe: Diese roten Männer verlangen Euren Tod. Ich habe ihnen denselben zwar zugestanden, aber sie verstehen unsre Sprache nicht, und ich will Euch daher einen Vorschlag machen.“
    „Redet!“
    „Ihr führt uns in Euer Versteck, gebt uns das Gold und die Häute und seid dann frei!“
    „Ist das alles, was Ihr von uns wollt?“
    „Alles. Entscheidet schnell!“
    „Ihr scheint verteufelt wenig von Sam Fire-gun gehört zu haben, Master, daß Ihr mir einen so albernen Vorschlag machen könnt. Ihr habt Euch mit den roten Schuften, die Ihr also an Schurkerei noch übertrefft, nur verbündet, um meines Goldes

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