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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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neuen Diebstahl in Verbindung gebracht und einen ihrer Beamten mit der Photographie hergeschickt. Dieser Beamte war ein geborener Deutscher namens Treskow, der feine Gentleman, den ich vorhin erwähnt habe. Die Unterredung zwischen ihm, Wallerstein und Peter Polter hatte zur Folge, daß der Polizist sich für kurze Zeit entfernte und dann mit der Nachricht zurückkehrte, daß er mit ihnen nach Fort Gibson fahren und dann zu Sam Fire-gun reiten werde, um dem Original seiner Photographie einen amtlichen Besuch abzustatten. So kamen diese drei nach dem Store und Boardinghouse des Irländers Winklay.
    Wie hochinteressant mir diese Angelegenheit war, das läßt sich denken. Ich freute mich, der Begleiter dieser Leute sein zu können, und da sie es sehr eilig hatten, so wurde baldigst aufgebrochen.
    Der Weg, den wir einzuschlagen hatten, war ganz genau derselbe, den Dick Hammerdull mit seinen Begleitern vorher geritten war, doch konnten wir ihre Spuren allerdings nicht mehr erkennen.
    Peter Polter, der Steuermann, war diesen Weg auch schon geritten, vermochte aber nicht, sich genau auf ihn zu besinnen. Bill Potter erwies sich als ein desto besserer und ausgezeichneter Führer. Das kleine, so zart und schwächlich scheinende Männchen entwickelte einen Scharfsinn, eine Ortskenntnis, eine Ausdauer und Beweglichkeit, welche ihm unser aller Vertrauen gewann.
    Wir beeilten uns natürlich so viel wie möglich; aber Wallerstein und Treskow waren keine guten Reiter, und dem Steuermann machte sein Dacota-Traber so viel zu schaffen, daß er aus dem Ärger gar nicht herauskam. So hatte der Ritt schon einige Tage gedauert, als wir den Schienenstrang der Bahn erreichten, an welchem der Überfall der Ogellallahs stattgefunden hatte. Es war am frühen Morgen, als Bill Potter plötzlich sein Pferd anhielt und aufmerksam in die Ferne schaute.
    „Schaut, Mesch'schurs“, rief er, indem er mit dem Arm vorwärts deutete. „Schaut dort in die Luft und dann nieder auf die Erde! Dort oben fliegen die Totengräber (Aasgeier), und unten sitzen die Coyoten (Schakale, Savannenwölfe) in der Nähe des Geleises. Dort hat irgendwer den letzten Stich oder die letzte Kugel erhalten. Wollen hoffen, daß es kein Weißer, sondern eine Rothaut gewesen ist, hihihihi! Kommt, laßt uns einmal nachsehen!“
    Wir setzten unsre Pferde in Trab und gelangten auf den Kampfplatz. Die Leichen der Erschlagenen lagen, von Geiern und Wölfen ihres Fleisches beraubt, noch da, wie sie gefallen waren. Die Bahnzüge waren vorübergesaust, ohne daß deren Insassen die Stätte beachtet hatten. Potter untersuchte jede Kleinigkeit genau.
    „Lack-a-day“, meinte er endlich; „hier hat ein fürchterlicher Kampf stattgefunden. Seht ihr diese Schienen hier? Sie sind repariert worden. Die roten Halunken haben den Zug überfallen wollen, sind aber von den Weißen daran gehindert worden. Es waren die Ogellallahs; ich sehe es an der Tätowierung. Und diese zerspaltenen Schädel – einen solchen Hieb vermag nur der Colonel, Sam Fire-gun, zu führen. Dick Hammerdull ist dabei gewesen und Pitt Holbers auch. Hier haben sie gestanden, wie gewöhnlich Rücken an Rücken; ich sehe es an den Fußspuren, die tief in die Erde gegraben sind. Dort haben die Feuer gebrannt; da drüben hatten die Indianer ihre Pferde angepflockt – seht ihr die Löcher im Boden? Hihihihi, diese Fußstapfen sollte ich wohl kennen! Ich lasse mir vom ersten besten Grizzly die Hirnschale einbeißen, wenn das nicht der Colonel war mit Dick Hammerdull und Pitt Holbers und – und – wahrhaftig, das ist kein andrer gewesen als Winnetou, der Häuptling der Apachen!“
    Wir mußten über den Scharfsinn und die Sicherheit staunen, mit welcher der kleine Jäger aus den verworrenen und schon vielfach verwischten Spuren seine Schlüsse zog. Nachdem er alle vorhandenen Spuren genau betrachtet hatte, kam er zu dem Bescheid:
    „Die Weißen haben die Richtung nach dem Hide-spot eingeschlagen, doch will ich wetten, daß die Indsmen sich gesammelt haben und sie nun verfolgen. Das beste ist, Mesch'schurs, wir bleiben auf der Spur!“
    Wir stimmten bei und trabten dann munter hinter dem Kleinen her.
    „Behold“, rief er nach Verlauf von kaum einer halben Stunde, „habe ich nicht recht gehabt? Hier sind zwei Trupps Pfeilmänner von rechts und links gekommen. Sie haben den Kampfplatz umritten, um die Richtung zu finden, in welcher die Weißen fortgegangen sind, und sich hier vereinigt, um ihnen zu folgen. Der Sand behält

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