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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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umher und redete mit sich selbst. Fidelma schaute sich nach Bruder Guss um, doch der war nicht zu sehen, ebensowenig wie Schwester Gormán.
    »Nun, Fidelma?« Cian war neben ihr aufgetaucht und riß sie aus ihren Gedanken. Sein Ton war spöttisch. »Nach dem Ruf zu urteilen, den du dir in den letzten Jahren erworben hast, hätte ich gedacht, das Rätsel um Schwester Muirgel wäre inzwischen gelöst.«
    Es fiel ihr schwer zu glauben, sie sei einmal so unreif gewesen, diesen Mann zu lieben. Sie widerstand der Regung, ihm eine scharfe Antwort zu geben, denn auch ihm wollte sie noch ein paar Fragen stellen. Und nun bot sich die Gelegenheit dazu. Statt einer Antwort fragte sie also kühl: »Wie lange hat deine Affäre mit Schwester Muirgel gedauert?«
    Cian fuhr zusammen. Sein überhebliches Lächeln wurde noch breiter.
    »Rechnest du jetzt meine Liebesverhältnisse nach? Was willst du über Muirgel wissen?«
    »Ich setze lediglich meine Nachforschungen über ihren Tod fort.«
    Cian musterte ihre gelassene Miene, zuckte dann leicht mit den Schultern.
    »Wenn du es genau wissen willst, nicht sehr lange. Bist du sicher, daß du kein persönliches Interesse an der Antwort hast?«
    Fidelma mußte lachen.
    »Du schmeichelst dir selbst, Cian – aber das hast du ja immer getan. Schwester Muirgel wurde von jemandem ermordet, den sie kannte. Das sagte ich schon am Frühstückstisch.«
    »Willst du mich da hineinziehen?« tobte Cian. »Hat dir dein verletzter Stolz nach so vielen Jahren derart den Sinn verwirrt, daß du mich beschuldigst? Das ist doch völlig absurd!«
    »Warum sollte das absurd sein? Bringen Liebende nicht gelegentlich einander um?« fragte sie harmlos.
    »Meine Affäre mit Muirgel war lange vorbei, bevor wir auf diese Fahrt gingen.«
    »Lange ist ein dehnbarer Begriff.«
    »Na ja, ungefähr eine Woche vor unserem Aufbruch.«
    »Hast du sie ohne ein Wort verlassen oder hattest du diesmal soviel Mut, es ihr ins Gesicht zu sagen?« fügte sie rücksichtslos hinzu.
    Cian lief rot an.
    »Tatsächlich war es so, daß sie mich verließ und, ja, sie hat es mir gesagt. So unglaublich es klingt, sie hat mir erklärt, sie liebe jemand anderen – nämlich Bruder Guss, diesen kleinen Idioten.«
    Damit bestätigte sich, daß zumindest ein Teil der Geschichte von Bruder Guss der Wahrheit entsprach, obwohl Crella leugnete, daß ihre Freundin ein Verhältnis mit ihm hatte.
    »Wie ich dich kenne, Cian, hast du das nicht einfach so hingenommen. Dafür bist du zu eitel. Du mußt doch dagegen protestiert haben.«
    Cians herzhaftes Lachen überraschte Fidelma.
    »Wenn du es wissen willst, ihr Geständnis hat mich sehr erleichtert, denn ich wollte das Verhältnis von mir aus beenden.«
    Das glaubte sie ihm nicht. »Du kannst mich kaum davon überzeugen, daß du dich von einem jungen Burschen wie Guss verdrängen läßt, ohne daß das deinen Stolz verletzt.«
    »Wenn du schon die schauerlichen Einzelheiten erfahren willst, Canair und ich liebten uns bereits eine Weile. Ich bemühte mich, Muirgel loszuwerden. Zum Glück machte sie es mir leicht.« An seiner prahlerischen Haltung war zu merken, daß Cian nicht log.
    »Wann wurdest du Canairs Liebhaber?«
    »Ach, das willst du auch genau wissen! Also wirklich, Fidelma, seit wann frönst du dem Voyeurismus?«
    Sie mußte sich beherrschen, um ihm nicht in das höhnisch lachende Gesicht zu schlagen.
    »Ich muß dich wohl daran erinnern«, erwiderte sie eisig, »daß ich eine dálaigh bin, die einen Mordfall untersucht.«
    »Eine dálaigh meilenweit von unserem Heimatland entfernt, an Bord eines Pilgerschiffs«, spottete Cian. »Du hast kein Recht, in meinen Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln, dálaigh. «
    »Ich habe jedes Recht dazu. Du hattest also Liebesaffären mit Muirgel und Canair? Wie ich dich kenne, hast du es wahrscheinlich mit den meisten jungen Frauen in Moville getrieben.«
    »Eifersüchtig, wie?« höhnte Cian. »Du warst schon immer besitzergreifend und eifersüchtig, Fidelma von Cashel. Versuch deine Schnüffelei nicht als Teil deiner Pflicht auszugeben. Von deinen Schmolltouren hatte ich bereits genug, als wir noch jünger waren.«
    »Dein törichter Stolz interessiert mich nicht, Cian. Ich will nur die Wahrheit herausbekommen. Ich muß Muirgels Mörder finden.«
    Sie merkte, daß ihre Stimmen immer lauter geworden waren und sie sich fast anschrien. Zum Glück hatten wohl die Geräusche von Wind und Meer ihre Worte unverständlich gemacht, obgleich Murchad, der in der

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