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08

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Titel: 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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auf die Kinder.
    So blieb mir ein wenig Zeit, um nachzudenken. In was waren wir da nur hineingeraten? Was genau war der Rat? Würde es so schlimm werden, wie es sich anhörte? Weil ich nämlich ein bisschen den Eindruck bekam, als wäre es eine Gerichtsverhandlung, nur ohne eine Jury. Oder ohne eine unvoreingenommene Jury. Und was sollte ich ihnen berichten? Ich hatte Antonia nicht dazu gezwungen, die Kugeln für mich abzufangen. Ich hatte sie noch nicht einmal darum gebeten. Wir hatten den Raum betreten, der Typ hatte geschossen, und Antonia war gestorben. Ende.
    Ich schlenderte um die Wippen herum und überlegte mir einen Plan. Aber für strategische Überlegungen hatte ich kein Talent - das überließ ich immer Tina und Sinclair -, und so fühlte ich mich nur noch hilfloser als gewöhnlich. Was machten wir eigentlich hier?
    Mal angenommen, der Rat beschloss, dass die Vampire Mist gebaut hatten.
    Was dann? Sie würden uns wohl kaum bestrafen können. Oder doch? Würde das bedeuten, dass wir uns bekriegen würden? Das könnte ein Problem sein -
    ich wusste weder, wie viele Vampire es auf der Welt gab, noch hatte ich eine Möglichkeit, sie alle zu mobilisieren. Und ich wollte es auch gar nicht. Ich fand es absolut lächerlich, dass ich Erwachsene, die viel, viel älter waren als ich, kontrollieren sollte. Und sie dann auch noch auf Werwölfe hetzen? Also bitte!
    Gereizt trat ich gegen ein Grasbüschel und sah dann hoch, als ich hörte, dass ein Kind in Tränen ausbrach. Ein kleines Mädchen - drei, vier? - lag schluchzend auf dem Kies, und ein größerer Junge - neun, zehn? - stand über ihr.
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    „Ich habe gesagt, du bist nicht an der Reihe", sagte der Bengel, der keineswegs Reue zeigte. Ich kannte ein paar Vampire, die genauso waren.
    Wenn man kinderlos ist (ich fühlte mich immer noch so, weil Baby Jon erst seit kurzem bei mir war), ist man wie erstarrt, wenn Kinder sich schlecht benehmen. Auf der einen Seite weiß man, dass das Kind im Unrecht ist, und man will helfen. Auf der anderen Seite ist es nicht das eigene Kind, und daher sollte man sich vielleicht besser heraushalten.

    Das kleine Mädchen weinte immer noch. Der größere Junge saß auf der Schaukel, auf der sie eben noch gewesen war.
    Ich warf einen Blick zu den Müttern auf der Bank und sah, wie eine im Gespräch innehielt. Sie sagte in einem Ton, den ich ganz furchtbar hasste, weil er zwar streng klingen sollte, aber nur zeigte, wie stolz sie eigentlich auf ihren großen Jungen war: „Jaaaaason! Du weißt, du sollst warten, bis du dran bist, Süßer."
    „Genau!", schluchzte das winzige Mädchen auf dem Kies. „Das hab ich auch gesagt! Mom! Mommy, Jason hat mich von der Schaukel .. "
    „Bist du auch lieb zu deiner kleinen Schwester, Jason Dun-heim?", fragte Mom. Sie fragte. Sie sagte es ihm nicht. Oh, lieber Gott, verschone mich mit überverständnisvollen Volltrotteln, die sich zwar fortpflanzen wollen, aber dann ihre Elternpflichten nicht wahrnehmen. „Jason? Ja?"
    Warum fragte sie? Ich hasse es, wenn Eltern fragen. Was ist, wenn die Kinder Nein sagen? Was sollen sie dann tun? Sich davonschleichen? Einen Wutanfall bekommen? Was?
    „Mommy!"
    „Halt die Klappe, Heulsuse."
    „Jason? Du weißt, dass wir solche Ausdrücke nicht verwenden, Jason?
    Süßer?"
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    Ich seufzte. Na ja, die Kleine schien sich nicht wehgetan zu haben (ich konnte kein Blut an ihr riechen), und auch wenn mir diese Mutter missfiel, die so offensichtlich ein Kind dem anderen vorzog, gab es doch nicht viel, das ich tun ...
    „Entschuldige dich!"
    Ich drehte den Kopf so schnell, dass ich mir fast ein Schleudertrauma eingefangen hätte. Lara hatte sich eingemischt (stöhn) und stemmte Jason am T-Shirt in die Höhe.
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    Lara hatte seinen dicken Hintern von der Schaukel gezerrt und stemmte ihn mit einem Arm in die Höhe. Ich hatte sie nicht kommen hören, dabei befand sich das Klettergerüst auf der anderen Seite des Spielplatzes, weit weg von den Schaukeln.
    „Lass mich los!" Jason zappelte und trat um sich.
    Lara schüttelte ihn unsanft, anscheinend so mühelos wie ich einen Salzstreuer.
    „Entschuldige dich!"
    „He!" Wie durch ein Wunder war das Wesen, das Jason geboren hatte, aufgestanden und rannte nun auf die Schaukeln zu. „Lass meinen Sohn in Ruhe! Setz ihn sofort ab!"

    Auch ich begann zu rennen. Aber meine Motive waren alles andere als altruistisch. Ich war ganz und gar nicht daran interessiert, Jasons verwöhnten kleinen Hintern zu retten.
    Alles, woran ich

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