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08

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Titel: 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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abgestattet hatten, war sie nicht ganz sie selbst gewesen. Eine Chemotherapie ist nicht gerade förderlich für das Gedächtnis.
    „Der hier? Das ist Sean. Und du erinnerst dich sicher an Lara, Betsy."
    „Hallo", sagte die winzige Werwölfin, als sie die Kühlschranktür aufzog und eine Tupperwareschale herauszog. Sie öffnete den Deckel und . .
    „Wag es ja nicht!", sagte Jeannie ernst. Sie tat, als würde sie Jessicas leises Würgen nicht hören. „Entweder lässt du einen der Köche diesen Hamburger für dich zubereiten, oder du fragst mich."
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    „Aber er schmeckt besser, wenn er roh ist", quengelte Lara, das merkwürdige Kind.
    „Du hast gehört, was ich gesagt habe." Jeannie knallte ihrem Sohn eine Fertig-Lunchbox für Kinder vor die Nase, der sie sorgfältig auspackte und aß.
    „Ich will aber einen rohen Hamburger essen."
    Jessica sah mich an und zog die Augenbrauen hoch. Lara legte ihre winzigen Hände auf ihre winzigen Hüften und sah mit bösem Blick hoch zu ihrer Mutter.
    „Tja, Pech", erwiderte Jeannie mit bewundernswerter Gleichgültigkeit. „Und vielleicht beeindruckt es deinen Vater und die anderen, wenn du sie so anstarrst, aber mich lässt es kalt. Also: gebratener Hamburger? Oder kein Hamburger?"
    „Kein Hamburger."
    „Aha, du willst dich zu Tode hungern, um die Frau zu ärgern, die dich geboren hat." Jeannie lehnte sich gegen den Tresen und legte die Hand über die Augen. „Ah, ,wie viel schärfer als ein Schlangenbiss es ist, ein undankbares Kind zu haben'."

    „Mommy Shakes", sagte Sean, nahm vorsichtig eine Scheibe Salami aus der Box und steckte sie sich in den Mund.
    „Ja, das stimmt. Mommy zitiert gerne Shakespeare."
    Lara seufzte. „Wenn ich nichts zu essen bekomme, kann ich dann auf den Spielplatz gehen?"
    „Lara, es tut mir leid, aber im Moment kann ich hier nicht weg. Dein Vater und ich haben etwas zu besprechen." Ihr Blick huschte zu mir, aber ich hatte den Eindruck, dass es unbewusst geschah.
    „Ich kann mitgehen", schlug ich vor. „So käme ich ein bisschen aus dem Haus."
    „Oh. Na gut. Das ist sehr nett von dir, Betsy, aber du kennst dich nicht gut mit Werwölfen aus und .. "
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    „Ich kenne mich nicht aus? Hallo?! Ich habe mit einem zusammengewohnt!"
    Jeannie sah mich lange zweifelnd an und winkte mich dann mit einem Finger zu sich. „Würdest du mal einen Augenblick herkommen, bitte?"
    Jessica warf mir einen Blick zu, der mir zu verstehen gab, dass ich gut daran täte, ihr später alles haarklein zu erzählen, und sagte: „Ich habe ein Auge auf den Jungen, Jeannie."
    „Das ist gut, Jessica. Wenn er noch Hunger hat .. "
    „Und den hat er bestimmt", funkte Lara dazwischen.
    „.. es liegt etwas für ihn im untersten Fach des Kühlschranks zu deiner Rechten."
    Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand durch eine Tür, die ich erst wahrnahm, als Jeannie darauf zuging.
    Wahrscheinlich würde ich jetzt durch das Kaninchenloch fallen. Ich und Alice.
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    „Ich werde dir meine Tochter anvertrauen", begann Jeannie, sofort nachdem sie vier Waschmaschinen auf einmal angestellt hatte. Die geheimnisvolle Tür hatte in einen Waschsalon geführt. Die Wyndhams hatten ihren eigenen Waschsalon! Unglaublich.
    Als sie die Maschinen anstellte, rätselte ich erst, warum. Dann aber verstand ich, dass sie nicht wollte, dass Lara unsere Unterhaltung mithörte. Oder irgendjemand anderes in unserer Nähe.
    „Ich tue das", fuhr sie fort, „weil ich weiß, dass du Antonia mochtest und ihren Tod nicht gewollt hast. Und weil Lara auf sich selbst aufpassen kann.
    Wenn du also versuchst, sie zu beißen oder ihr auf irgendeine Weise wehzutun, dann rechne besser damit, dass es dein Kopf ist, der wie ein Ball über den Spielplatz hüpft."
    „Wie, ähem . . nett. Du musst sehr stolz auf sie sein."
    „Aber vergiss nicht: Ein Werwolfwelpe ist nicht wie ein Menschenkind. Sie sind anders."

    „Okay."
    „Schneller. Stärker. Sogar grausamer. In deinen Augen sieht sie wie ein kleines Mädchen aus, aber du musst immer daran denken, dass sie die Tochter ihres Vaters ist, des Mannes, der über fünfundzwanzig Werwölfe töten musste, um Rudelführer zu werden. Hast du mich verstanden?"
    Ich starrte sie eine Weile lang an, während die Maschinen um uns herum scht-dump, scht-dump, scht-dump machten.
    Eigentlich hatte ich erwartet, die übliche Ermahnung zu 45
    hören: Wenn du mein Kind beißt, dann finde ich dich und erschieße dich.
    Aber anscheinend lag die Sache ganz anders. Jeannie

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