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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Explosion.

    Es dunkelte schon am Nachmittag. Düstere Nebelwolken hingen über der Stadt. Tauwetter hatte eingesetzt und das vereiste Land hatte sich auf einmal in eine schmutziggraue Einöde verwandelt.
    Ich hielt mich im Stadtarchiv auf. Seit Stunden durchstöberte ich alte Wälzer. Ich wollte herausfinden, ob in der Stadt einst Dämonen gehaust hatten. Doch in den Aufzeichnungen der Stadtschreiber fand ich nichts darüber. Sollte es hier unerklärliche Vorfälle gegeben haben, so hatte man sie entweder verschwiegen oder aber - was ich für wahrscheinlicher hielt - aus den Akten getilgt. Anschließend nahm ich mir die Landkarte vor. Ich verfolgte den Weg von der Stadt zum Friedhof. Dahinter war sogar das Geröllfeld eingezeichnet. Die Schlucht setzte sich in einem großen Bogen nach Osten fort und führte dann, sich nach beiden Seiten stark erweiternd, in das benachbarte Tal. Die tiefste Stelle war laut Karte hundertzehn Meter tief.
    Ging man in westlicher Richtung um die Schlucht herum und folgte einem schmalen Pfad, so erreichte man schließlich die Bojarenruine. Auf der Karte war nichts weiter darüber angegeben. Hatte der Schamane dort sein Versteck?
    Plötzlich verschwamm alles vor meinen Augen. Ich wollte mich dazu zwingen, die Nachforschungen weiter zu betreiben, doch eine unbeschreibliche Müdigkeit überfiel mich. Ich spürte, wie meine Arme und Beine schwerer wurden. Zentnergewichte schienen an meinem Körper zu hängen. Ich rief nach dem Archivangestellten, doch meine Stimme überschlug sich; ich brachte nur noch ein heiseres Krächzen zustande.
    Was war mit mir los? Hatte der Unbekannte herausgefunden, daß Ihm meine Nachforschungen gefährlich werden konnten?
    Ich schleppte mich mühsam ans Fenster. Der Nebel war noch stärker geworden. Man konnte höchstens fünfzig Meter weit blicken. Die Straße schien ins Nichts zu führen. An der Straßenecke sah ich zwei Männer auf der Erde liegen. Sie hatten sich zusammengerollt und schliefen auf den kalten Steinen.
    Was war passiert? Fiel die ganze Stadt in eine Art Dornröschenschlaf?
    Ich konnte nicht verhindern, daß Panik in mir aufstieg.
    „Genosse Archivar!"
    Mein Ruf verhallte in den langgestreckten Sälen, deren Regale mit Tausenden von Aktenordnern gefüllt waren. Es roch nach Staub und dem Muff vieler Jahre.
    Ich stützte mich auf die Kante des Lesetisches. Mein Gehirn arbeitete langsam. Für jeden Schritt brauchte ich mehrere Minuten. Es war, als hätte sich der Zeitablauf verzögert.
    Ich muß Kiwibin anrufen, sagte ich mir. Vielleicht wurde er von den Ereignissen verschont.
    Das Telefon stand im Nebenraum. Dort arbeitete der Archivar. Ich kämpfte mich durch ein unsichtbares Gestrüpp aus Spinnweben, betäubenden Nebeln und tückischen Fußangeln. In Wirklichkeit war nichts vorhanden, was mein Fortkommen behinderte. Das wußte ich auch. Trotzdem fürchtete ich mehr denn je, auf der Stelle tot umzufallen.
    Die Tür knarrte, als ich dagegenstieß.
    Der Archivar lag mit dem Gesicht auf dem Tisch. Seine Rechte umklammerte den Telefonhörer.
    Das Tuten erfüllte den Raum.
    Ich trat an den Reglosen heran und berührte seine Halsschlagader. Die Haut des Mannes fühlte sich merkwürdig kalt an. Er war tot.
    Ich betrachtete ihn näher. Er wies keinerlei Verletzungen auf. Er war einfach vornüber gekippt.
    Seine Augen standen offen. Ich wollte sie schließen, doch es ging nicht.
    Seine Finger hatten sie wie die Zacken einer Bärenfalle um den Telefonhörer geschlossen. Ich mußte jeden Finger einzeln hochbiegen. Wie in Zeitlupe wählte ich die Nummer des Rathauses. Meines Wissens nach mußte sich Kiwibin dort noch aufhalten. Er hatte vorgehabt, die Ergebnisse der polizeilichen Verhöre abzuwarten, bevor er weitere Schritte unternahm.
    Kiwibin meldete sich nicht. Ich hatte es fast erwartet. Meine Befürchtung, die ganze Stadt könnte von dem lähmenden Bann befallen sein, schien sich zu bewahrheiten. Einer nach dem anderen fiel dem Unheimlichen zum Opfer.
    Mir wurde schwarz vor den Augen. Die Bücherregale schienen einen höllischen Reigen zu veranstalten. Ich machte ein paar Schritte, dann sank ich um. Ich merkte schon nicht mehr, wie ich verkrümmt zu Boden fiel.

    Sie hoben mich einfach in einen schmucklosen Sarg. Ihre Bewegungen waren schnell und routiniert. Ich war starr wie ein Toter. Dennoch nahm ich alles um mich herum wahr. Meine Augen standen offen. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise schloß man die Augen eines Toten.
    War das etwa eine

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