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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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knirschten kleine Steinchen.
    Erschöpft hielt ich inne. Meine Hände waren zerschunden, doch der Sargdeckel ließ sich nicht anheben. Ich konnte mich nicht von den Tonnen schwerer Erde befreien, die auf mir lasteten.
    Die Männer hatten mich nicht gehört. Ich war dazu verdammt, weiter in diesem stickigen Sarg zu liegen, bis der Tod eintrat, und dazu verurteilt, bis zum letzten Augenblick das Grauen zu durchleben.
    Saboroschje - schoß es mir durch den Kopf. Das war die Stadt, in die mich Kiwibin verschleppt hatte. Auf einmal wußte ich wieder, was geschehen war. Ich befand mich auf der Fährte eines Schamanen. Dieser Kerl schien daran schuld zu sein, daß die Menschen in Saboroschje fürchteten, lebendig begraben zu werden. Daher zogen es viele von ihnen vor, freiwillig in den Tod zu gehen. Ich erinnerte mich an die Landkarte, auf der die Bojarenruine eingezeichnet gewesen war. Automatisch wollte ich danach greifen, doch meine Hände fuhren ins Leere. Ich kam hoch. Auf einmal war die Luft wieder frisch. Ich wischte mir über die Stirn. Über mein Gesicht tropfte Schweiß. Meine Sachen klebten am Körper.
    Ich war gar nicht lebendig begraben worden.
    Die Erkenntnis ließ mich aufatmen. Ich blickte mich um. Rechts von mir brannte eine kleine Schreibtischlampe. Der Telefonhörer baumelte herunter. Ich befand mich im Stadtarchiv und hatte das Gebäude überhaupt nicht verlassen - weder freiwillig noch unfreiwillig. Ich hatte hier gelegen und meine eigene Beerdigung geträumt.
    War das eine Warnung des Unbekannten, die Hände aus dem Spiel zu lassen?
    Er hätte wissen müssen, daß ich mich durch so etwas nicht einschüchtern ließ.
    Langsam kam ich auf die Beine. Die Lähmung war vollständig aufgehoben.
    Der tote Archivar war verschwunden. Ich sah mich um, konnte ihn jedoch nirgends mehr entdecken. Warum hatte man ihn abgeholt und mich liegengelassen? Oder war der Mann vielleicht gar nicht tot gewesen?
    Ich stürzte mich ans Fenster. Ein merkwürdiges Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit. Es klang zuerst wie das klagende Säuseln des Windes; dann wurde es deutlicher. Eine Stimme hallte durch die Straßen der Stadt. Sie rief die Menschen. Sie lockte sie in eine ganz bestimmte Richtung. Ich kannte die Richtung. Sie führte aus der Stadt hinaus. Wenn man ihr folgte, würde man zum Friedhof kommen. Ich war sicher, daß man dann noch weitergehen mußte. Entweder bis zur Schlucht oder nach oben zur Bojarenruine.
    War das überhaupt eine Stimme, die dort rief? Vielleicht existierte sie nur in meiner Einbildung? Möglicherweise aber handelte es sich um eine Gedankenstimme. Inzwischen wußte ich, daß der unheimliche Fremde über suggestive Fähigkeiten verfügte.
    Die Straßen waren grau und düster. Ich starrte so lange hinunter, bis mir die Augen weh taten. Erst jetzt erkannte ich die schwankenden Gestalten, die aus den Häusern kamen und wie Schlafwandler nach Norden gingen. Ihr Scharren klang geisterhaft. Ich erschauerte. Waren das wandelnde Tote? Seelenlose Zombies, die dem Ruf ihres Meisters folgten?
    Fragen über Fragen, die ich nicht beantworten konnte.
    Plötzlich glaubte ich erstarren zu müssen: Dort unten lief Kiwibin vorbei. Mein sowjetischer Kollege benahm sich nicht anders als alle anderen Bürger der Stadt. Er torkelte wie ein Berauschter über die Straße, änderte die Richtung, als würde er einen inneren Kampf gegen den unsichtbaren Zwang ausfechten, schloß sich dann aber wieder der ständig anwachsenden Menge an.
    Warum verspürte ich den gespenstischen Zwang nicht?
    Meine Rechte umkrampfte die gnostische Gemme. Ich trug den Dämonenbanner ständig bei mir.
    Die Gemme hing an einer Silberkette. Auf dem Halbedelstein erkannte man eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biß. Das Zeichen war kein Allheilmittel gegen dämonische Ausstrahlungen, doch es hatte mich mehr als einmal vor dem Verderben bewahrt. So auch in diesem Augenblick.
    Ich empfing die Stimme des Unheimlichen, doch ich geriet nicht in ihren Bann. Vielleicht verzettelte der Magier seine Kräfte. Wenn er in dieser Nacht die ganze Stadt in seine Gewalt bringen wollte, mußte er sich gewaltig anstrengen. Dabei konnte es passieren, daß der eine oder andere seinem Bann nicht unterlag.
    Ich lief aus dem Haus. Draußen war es kalt und ungemütlich. Es hatte wieder gefroren. Die Straßen waren spiegelglatt.
    Außer dem Schlurfen der Menschen war nichts zu hören. Kein Hund bellte, kein Motor brummte.
    Ich wurde das Gefühl nicht los, daß ich

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