Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
neue Quälerei des Unbekannten? Sollte ich meine eigene Beerdigung in jeder Phase deutlich wahrnehmen?
    Ich sah die Gesichter der Männer undeutlich über mir. Sie waren groß wie Ballons, unförmig und verschwommen. Ich konnte ihre Gesichtszüge nicht genau erkennen, trotzdem hatte ich das Gefühl, sie würden mich zynisch angrinsen.
    Kalter Wind fauchte über mich hinweg. Meine Todesangst erreichte einen kaum zu beschreibenden Höhepunkt. Ich hätte alles darum gegeben, wenn ich jetzt ein Lebenszeichen von mir hätte geben - nur mit den Augen blinzeln oder den Brustkorb heben können.
    Doch Stahlketten schienen meinen Körper zu umschlingen. Ich wollte eine Hand heben und konzentrierte mich auf meine Arme, doch die lähmende Starre ließ sich nicht abschütteln.
    Jetzt kamen die kahlen Baumkronen des Friedhofs in meinen Sichtbereich. Wie kam ich hierher?
    Wer hatte die Grabstätte für mich gekauft? Ich war ein Fremder in diesem Land. Man hatte mich hierher verschleppt, weil man meine Hilfe benötigte. Statt dessen landete ich auf dem Friedhof.
    Ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Ihr begrabt mich lebendig, wollte ich schreien, aber meine Lippen blieben fest zusammengepreßt. Ich mußte das Schreckliche in aller Deutlichkeit miterleben.
    Jetzt setzten sie den Sarg ab. Ich hörte das Klirren mehrerer Spaten. Unterdrückte Flüche wurden laut. Sie sprachen russisch. Aus ihren Worten konnte ich nichts über mein Schicksal entnehmen. Diese Männer würdigten mich keines Blickes. Für sie war ich nur einer von vielen; in diesen Tagen waren viele Menschen gestorben.
    Woher wußte ich das?
    Ich konnte es nicht sagen. Die lähmende Mauer, die mein Bewußtsein umschloß, verhinderte jede Rückerinnerung. Vielleicht war das auch besser so. Wenn die Ursache für meinen entsetzlichen Zustand auf dämonische Einwirkungen zurückzuführen war, konnte mich keine Kraft der Welt mehr retten.
    Plötzlich mußte ich an Coco denken. Meine Begleiterin war viele tausend Kilometer von mir entfernt. Sicher ahnte sich nichts von meinem Ende. Sie würde auf mich warten. Vielleicht erfuhr sie eines Tages, daß man mich lebendig begraben hatte. Ich schauderte. Das Ganze war zu schrecklich. Ich wollte an etwas anderes denken, nur nicht an dieses Grauen; doch die Wirklichkeit ließ sich nicht verdrängen.
    Die Männer hoben den Deckel auf den Sarg und nagelten ihn zu. Das Hämmern dröhnte in dem engen Behälter und erfüllte mich mit Grausen. Jeder Schlag hörte sich wie ein mächtiger Gongschlag an. Erst jetzt wurde mir bewußt, daß der Sarg ein kleines Sichtfenster besaß.
    Sie hoben ihn hoch und ließen ihn über zwei Seilrollen in die Grube fahren. In der dampfenden Erde steckten halbierte Würmer. Die nackten Wurzeln einiger Sträucher ragten heraus.
    Dann fielen die ersten Erdbrocken auf den Sarg.
    Ich wollte mit dem Kopf hochrucken, um die Scheibe einzurammen, und strengte mich unmenschlich dabei an. Aber ich blieb unverändert in der Rückenlage liegen. Jetzt bedeckten die Erdbrocken die kleine Scheibe fast völlig. Es wurde dunkel; nur ab und zu huschte noch ein Lichtstrahl in mein Gefängnis.
    Nein! schrie es in meinem Innern. Begrabt mich nicht! Laßt mich wieder raus! Laßt mich raus!
    Das Plumpsen der Erdbrocken drang jetzt nur noch gedämpft an mein Ohr. Um mich herum herrschte die schwärzeste Nacht, die ich mir vorstellen konnte. Ich hörte das Blut in meinen Adern rauschen. Mein Herzschlag glich einer Pumpe. In meinen Ohren summte es. Plötzlich spürte ich ein merkwürdiges Kribbeln in den Armen und Beinen. Das Gefühl verstärkte sich.
    Schlagartig wußte ich, was das zu bedeuten hatte. Ich konnte mich wieder bewegen. Vielleicht waren die Friedhofsarbeiter noch in der Nähe. Vielleicht hatten sie das Grab noch nicht ganz zugeschaufelt. Ich mußte versuchen, ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
    Ich holte tief Luft, doch die Luft im Sarg war stickig und verbraucht. Ich mußte husten. Grelle Schemen tanzten vor meinen Augen. Ich wußte, daß ich ersticken würde. Doch das konnte lange dauern. Ich nahm mich zusammen, atmete noch einmal durch und schrie dann meine ganze Verzweiflung hinaus. Ich schrie und schrie, wie ich nie zuvor in meinem Leben geschrien hatte, und hämmerte mit den Fäusten gegen den Sargdeckel. Dabei stieß ich mit der Stirn gegen die kleine Glasscheibe. Die Splitter bohrten sich in meine Haut. Feuchte Erde rieselte in den Sarg. Ich spürte einen erdigen Geschmack im Mund. Zwischen meinen Zähnen

Weitere Kostenlose Bücher