080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen
Hintertür geöffnet. Die beiden Jungen und das Mädchen huschten in das dunkle Haus, trugen die Benzinkanister und das Ölgefäß mit sich.
Drinnen schütteten sie Benzin ins Treppenhaus, sie öffneten alle Türen, gossen Benzin und Öl in die Räume, über Möbel, Vorhänge, Teppiche und Schränke. Kichernd goß Erika über die Betten der beiden alten Leute eine halbe Kanne Benzin aus.
„Den letzten Rest in den Flur im ersten Stock“, befahl Erika. „Die Holzbauer darf nicht davonkommen, sonst ist alles umsonst gewesen.“
Die drei Kinder gossen Benzin vor Gerda Holzbauers Tür. Dann verließen sie das Haus. Sie versteckten sich in einer Buschgruppe, die wild zwischen den Häusern wuchs. Harald Finck zog eine kleine Fackel aus der Tasche. Erika entzündete sie.
„Flieg zum Haus, Martin, und wirf sie durch das Fenster.“
Martin schwebte mit der Fackel auf das Haus zu und warf sie durch das Schlafzimmerfenster der beiden alten Leute.
Es gab einen leisen, dumpfen Knall. Sofort schoß eine Flamme auf, raste durch das ganze Haus. Flackernder Feuerschein erhellte die Nacht. Dichter Rauch quoll aus dem Schlafzimmerfenster. Kein Laut war zu hören, als zwei Menschen in ihren Betten eines qualvollen Todes starben.
„Wie das brennt“, flüsterte Martin. Der Widerschein des Feuers spiegelte sich in seinen dunklen Augen. „Wie Zunder.“
„Da rettet auch die Feuerwehr nichts mehr“, stimmte Harald ihm zu. „Der ganze Plunder der beiden Alten steht in Flammen. Von dem Haus werden nur rauchende Trümmer übrig bleiben.“
Schon leckten lange Flammen aus dem Schlafzimmerfenster. Auch hinter den anderen Fenstern loderte und brannte es. In kürzester Zeit hatte das Feuer reichlich Nahrung gefunden, fraß sich prasselnd und krachend ins Holz.
Gerda Holzbauer hatte einen schweren Alptraum. Sie träumte, sie sei in der Hölle und kleine Teufel, mit den Gesichtern von Erika Möller, Harald Finck und Martin Roemer, quälten sie hohnlachend im Feuer. Dann erwachte die junge Lehrerin. Sie hustete, denn dichte Rauchschwaden zogen durch das Zimmer. Sie sah lodernde Flammen.
Gerda Holzbauer sprang in wilder Panik aus dem Bett. Sie taumelte durch das raucherfüllte Zimmer zur Tür, riß sie auf. Die Zugluft des offenstehenden Feuers fachte die Flammen im Flur an, ließ sie noch höher lodern.
Mit einem Blick sah Gerda Holzbauer, daß sie hier nicht entkommen konnte. Auch die Treppe stand schon in Flammen. Gerda Holzbauer schlug die Tür zu. Sie wankte zum Fenster, halb bewußtlos schon vom Rauch. Die frische Nachtluft belebte sie wieder.
Mit tiefen Zügen atmete sie den Sauerstoff ein, den sie so dringend brauchte. Aus dem Fenster im Erdgeschoß schlugen die Flammen, auch aus dem Schlafzimmerfenster der beiden alten Leute.
Die Flammen knatterten und prasselten und griffen immer mehr um sich. Schon drang die Hitze durch den Fußboden. Gerda Holzbauer kletterte auf die Fensterbank. Ihre einzige Chance war, in den Garten hinabzuspringen und so der Flammenhölle zu entkommen.
Als Gerda Holzbauer auf dem Fensterbrett stand, von den lodernden Flammen angeleuchtet, rannte eine kleine Gestalt zwischen den Büschen am hinteren Ende des Grundstücks hervor. Gerda Holzbauer erkannte im Feuerschein, wer da vor ihr stand. Erika. Ihr hübsches Kindergesicht war zu einer Grimasse verzerrt.
Sie deutete auf die Lehrerin, die nur einen hellen Pyjama trug, schrie: „Halt!“ Gerda Holzbauer wollte springen, aber sie konnte es nicht. Bewegungslos stand sie auf dem Fensterbrett, nur dreieinhalb Meter über dem weichen Gartenboden.
Die Hitze wurde immer schlimmer. Schon leckten Flammenzungen durch die Ritzen zwischen den Fußbodendielen. Schweiß und Tränen liefen über das Gesicht der Lehrerin. Sie wollte einen Schritt vorwärts machen, wollte sich einfach fallen lassen, doch es ging nicht. Sie konnte nicht einmal das letzte Glied des kleinen Fingers bewegen. Sie stand wie Lots Frau, nachdem sie zur Salzsäule geworden war.
Zwei Jungen stellten sich neben Erika auf. Der Feuerschein verzerrte ihre Gesichter zu denen kleiner, grinsender Höllenteufel. Sie hatten für Gerda Holzbauer nichts menschliches mehr an sich.
In den letzten Augenblicken ihres Lebens begriff die junge Lehrerin, daß ihr Verdacht, über den Richard Reimer so gelacht hatte, richtig gewesen war. Das da unten waren keine Kinder, das waren Geschöpfe des Satans.
Die Gardine des Fensters, in dem Gerda Holzbauer stand, fing Feuer. Sie schlug Gerda Holzbauer
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