080 - Vampirklinik des Dr. Satanas
Zehenspitzen ging der Agent weiter.
Er mußte nun so schnell wie möglich mit seiner
Abteilung Kontakt aufnehmen und den Zwischenfall melden.
Instinktiv tastete er nach dem winzigen Knopf
unterhalb der Ringfassung, in der die goldene Weltkugel lag, und meinte, einen
Schlag ins Gesicht zu erhalten – auch er fehlte!
Larry erschrak.
Wie lange war er schon ohne Ring?
Ohne den auf ihn eingerichteten Magnetismus kam es
nach einer gewissen Zeit zur Selbstauflösung des Materials und damit der Sende-
und Empfangsanlage. Bevor der Zerfall einsetzte, wurde ein automatisches Signal
ausgelöst, das dem Leiter der PSA den Tod des Ringträgers mitteilte.
Arturo war mehr als nur ein Bauchredner. War er eine
Marionette oder ein Handwerkszeug des unheimlichen Dr. Satanas? War er
vielleicht sogar Satanas selbst?
Der Korridor war lang, viele Türen mündeten auf ihn.
Dem Geruch nach handelte es sich um ein Kellergewölbe.
Nicht alle Türen hatten eine glatte Oberfläche.
Manche bestanden aus Gittern, und X-RAY-3 konnte durch
die Stäbe hindurch in die dahinterliegenden Kammern sehen. Sie waren alle
dunkel und fensterlos.
Larry Brent öffnete jede Tür. Zum Glück war keine
verschlossen. Er hoffte, Morna Ulbrandson zu entdecken. Die Schwedin war zur
gleichen Zeit mit ihm in einen Hinterhalt geraten. Und es gab noch jemand, um
den er sich sorgte.
Glenda Milford!
Was war aus ihr geworden?
Am Ende des Ganges führte eine steile Treppe nach
oben.
Das Kerzenlicht war zu schwach, um die obersten Stufen
noch auszuleuchten.
Larry nahm die Kerze an sich.
Fest stand, daß er nicht der einzige war, der sich
hier in diesem rätselhaften ihm unbekannten Gebäude aufhielt. Jemand hatte die
Kerze angezündet und in den Ständer gestellt. Wer war der mysteriöse Hausherr?
Wo hielt er sich verborgen?
Noch andere und wichtigere Fragen drängten sich dem
PSA-Agenten auf.
Ganz oben stand die um Morna.
Was war aus ihr geworden?
Drohte ihr Gefahr? War sie überhaupt noch am Leben?
Da vernahm er von links ein Geräusch.
Hier zweigte der Kellergang ab. Links und rechts waren
grobgemauerte Wände. Ganz hinten eine Gittertür.
Von dort war das Geräusch gekommen. Es hörte sich an,
als würde sich ein Tier aus raschelndem Stroh oder Heu erheben.
Larry Brent streckte die Hand mit der Kerze aus.
Im Licht der unruhig flackernden Flamme erblickte er
einen alten Mann, der seine knochigen, dürren Finger um die Gitterstäbe gelegt
hatte und seinen Kopf gegen die Stangen preßte.
Der Alte hatte ein ausgemergeltes Gesicht und
schlohweißes Haar. Ein zerfetztes Hemd und eine dünne, viel zu große Hose
schlotterten um seine Glieder.
Der Greis starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an
und streckte ihm eine Hand entgegen. »Ein Mensch?« röchelte er mit schwacher
Stimme. »Ein Mensch aus Fleisch und Blut, und kein Gespenst?«
In der fenster- und lichtlosen Zelle gab es ein
primitives Strohlager, zwei vor Schmutz starrende Wolldecken, einen grob
gezimmerten Tisch, auf dem ein Blechnapf stand, an dem verkrustetes Essen hing.
Im Stroh raschelten Mäuse, sie turnten auch an den Tischbeinen hoch, um sich an
den Resten in dem Napf zu laben.
»Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte Larry
ruhig. »Ich bin keine Geistererscheinung. Ich wurde gefangengehalten, wie Sie.
Nur hatte man meine Tür nicht verschlossen.«
Dem Aussehen des Alten nach zu urteilen, mußte dieser
schon lange Zeit ein Gefangener sein, denn er befand sich in einem
erbarmungswürdigen Zustand.
»Wie sind Sie hierhergekommen?« wollte Larry Brent
wissen. »Und wie lange sind Sie schon hier? Wer ist für Ihre Gefangennahme
verantwortlich? Was ist das für ein Verlies? Wem gehört das Haus? Und wer sind
Sie?«
»Viele Fragen auf einmal, junger Mann«, antwortete der
Alte kraftlos. An seiner Reaktion konnte Larry feststellen wie weit dieser noch
imstande war, einen klaren Gedanken zu fassen.
»Ich werde sie Ihnen der Reihe nach beantworten. Ob es
Ihnen allerdings etwas nützt, wage ich zu bezweifeln. Sie sind ein neues Opfer.
Ich bin gewissermaßen der Hausherr – der gewesene. Nun ist es ein anderer. Er
hat kurzerhand meine Stellung eingenommen, aber keiner weiß davon. Wie lange
ich schon hier unten festgehalten werde, weiß ich nicht. Ich habe mich in der
Einsamkeit mit meinen Forschungen stets wohl gefühlt, habe die Nähe von
Menschen nie vermißt… seit Maggies Tod! Aber das ist lange her, unsinnig,
darüber zu sprechen. Eines Tages kam der Fremde. Er war groß,
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