0800 - Die Kaiserin von Therm
der blosthischen Wissenschaftler. Seine Blicke streiften das Narvion-Schiff.
„Werden euch andere folgen?"
Vlission nannten den eigenen Namen, dann die seiner Begleiter.
„Ich wage keine Vorhersage", antwortete er. „Die Flotte hat sich aufgelöst, der größte Teil aller Kommandanten lebt nicht mehr.
Ich weiß nicht, was die Soberer, die jetzt die Schiffe führen, vorhaben."
„Und ihr? Wie sehen eure Pläne aus?"
„Wir verlassen Bloth!" brach es aus Woulto hervor.
Der Geschlechtslose zuckte zusammen, als habe er einen Hieb erhalten.
Vlission warf Woulto einen strafenden Blick zu.
„Sofern es keinen zwingenden Grund gibt, der uns zum Bleiben veranlassen könnte", schränkte er ein.
„Natürlich", sagte Sotiul. „Natürlich ..."
Es entstand eine peinlich wirkende Pause, die Sotiul offenbar zum Nachdenken benutzte.
Schließlich straffte der Tiotroniker die Schultern und holte tief Atem, als hätte er sich zu einem Entschluß durchgerungen.
„Ich lade euch ein, für einige Zeit meine Gäste zu sein, meine Freunde."
Vlission dachte an den bewaffneten Roboter. Er überlegte, ob Sotiul die Einladung nachdrücklicher wiederholen würde, falls sie auf Ablehnung stoßen sollte. Der Kommandant brauchte nur in die Gesichter seiner beiden Begleiter zu blicken, um zu erkennen, was sie von einem längeren Aufenthalt hielten.
Vlission hatte den Eindruck, daß der Ankömmling die Antwort gespannt erwartete, die ganze Haltung des Tiotronikers drückte Erwartung aus. Doch Sotiul schwieg höflich, wenn es ihm auch sichtbar schwer fiel.
„In besonderen Fällen pflegte ich mich mit der Besatzung abzusprechen", sagte Vlission ausweichend. „Wenn du gestattest..."
„Ja", sagte Sotiul. „Natürlich, das kann ich verstehen."
Die Szene, dachte Vlission, war an Unwirklichkeit nicht mehr zu überbieten. Er wußte, daß sich auch Sotiul dessen bewußt war.
Der Geschlechtslose hielt durch sein Benehmen den Anschein eines offiziellen Empfangs aufrecht - als existierte kein zerfallener Raumhafen.
Da meldete sich Fyolt.
„Die Schiffstiotronik hat sich abgeschaltet, Kommandant!"
„Was?" entfuhr es Vlission. „Bist du sicher?"
Er starrte Sotiul an.
„Es muß geschehen sein, nachdem die Verbindung zu dem Verbund der Tiotroniken auf Blosth abgeschaltet wurde", fuhr Fyolt fort. „Das kann kein Zufall sein."
„Das kann kein Zufall sein", wiederholte Vlission, mehr an Sotiul gewandt. „Wie groß ist unter diesen Umständen das Risiko eines Starts?"
„Unerträglich groß!"
Sotiul lächelte verbindlich.
„Selbstverständlich sind alle Besatzungsmitglieder bis zur Behebung des Schadens meine Gäste."
Sie waren in die Falle gegangen! dachte Vlission wütend. Aber wessen Gefangene waren sie - Sotiuls oder die der Tiotroniken, die auf Blosth noch funktionierten?
*
In der Serie niederschmetternder Erfahrungen, die Vlission und seine Freunde in den nächsten Tagen machten, war das Gefühl der völligen Verlorenheit, das sie in den verlassenen Wohnkesseln überkam, am schwersten zu ertragen.
Die Einsamkeit der Raumfahrer wurde nur bei gelegentlichen Besuchen Sotiuls unterbrochen, aber der Tiotroniker kam, abgesehen von seinem ständigen Begleiter, dem bewaffneten Roboter, stets allein und war in der Preisgabe von Auskünften äußerst sparsam.
Sein Versprechen, ein paar Techniker zum Narvion-Raumer zu schicken, hatte er bisher nicht eingelöst, während seine wahren Absichten nach wie vor undurchschaubar blieben.
Wenn es tatsächlich noch ein paar Hunderttausend Soberer auf Blosth gab, lebten sie außerhalb der Zentren, abgesehen von ein paar Verrückten, die den Raumfahrern immer wieder über den Weg liefen, mit denen aber keine Gespräche angeknüpft werden konnten.
Den Nachrichten, die regelmäßig gesendet wurden, konnten Vlission und seine Begleiter keine wichtigen Informationen entnehmen.
Sieben Tage nach der Landung erschien Sotiul abermals, diesmal hatte er außer dem Roboter einen zweiten Soberer bei sich, einen schlanken hochgewachsenen Mann, den er als Kospeelior vorstellte.
Vlission, der entschlossen war, ein offenes Wort zu erzwingen, sah sich von Sotiul überrumpelt, als dieser von sich aus auf den augenblicklichen Zustand zu sprechen kam.
„Eure Ungeduld ist begreiflich", sagte er. „Ich bedaure außerordentlich, daß ein schlechter Eindruck entstanden ist.
Bevor ich jedoch nicht sicher sein konnte, daß ein Erfolg noch möglich ist, konnte ich nicht sagen, worum es
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