0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
? Es musste auch überhaupt nichts mit ihr zu tun haben, dass der Blutsauger sich hier aufhielt, doch so etwas wie ein mulmiges Gefühl kam schon in ihr auf. Besser, sie würde schnell von hier verschwinden.
»Also gut, ich nehme Ihr Angebot an. Aber…«
Er unterbrach sie lächelnd. »Anschließend trennen sich unsere Wege - ich verspreche es. Ich will nur, dass sie heil ankommen, mehr nicht. Wohin soll es denn überhaupt gehen?«
Khira nannte die Straße, mehr nicht, denn irgendwie konnte sie kein wirkliches Vertrauen zu ihrem Helfer finden. Der nickte lächelnd.
»Das ist ja praktisch um die Ecke. Der Flughafen liegt im Stadtteil Queens. Die Adresse ist beste Lage in Manhattan. Das sind nur gute fünfzehn Meilen, also überhaupt kein Problem. Dort vorne steht mein bescheidenes Fahrzeug.«
Khira Stolt musste zugeben, dass sie in Sachen Autos alles andere als eine Expertin war. Das war der Grund, warum sie überhaupt nicht einschätzen konnte, zu welcher Marke das Fahrzeug gehörte. Aber eines war ihr klar: es zählte zur absoluten Oberklasse.
Die Fahrt verlief schweigend. Außer dem üblichen Geplänkel über New York, und wie sehr sich die Stadt nach dem September 2001 verändert hatte, gab es nichts. Vielleicht war Khira in ihrer Vorsicht ja zu weit gegangen. Jedenfalls versuchte der Mann in keiner Weise etwas über sie heraus zu finden. Also wohl doch falscher Alarm.
Dennoch war van Zants Denkweise schon viel weiter in Khiras Kopf verankert, als sie es je geglaubt hätte. Artimus predigte ihr Vorsicht und ein gesundes Maß an Misstrauen gegenüber allen Personen.
»Halten Sie doch bitte dort vorne, okay?« Ihr Chauffeur nickte kurz. Als der beeindruckende Wagen zum Stehen kam, öffnete die Biologin die Seitentür. »Ich danke Ihnen wirklich von Herzen. Ohne Sie würde ich wahrscheinlich niedergetrampelt und flach wie eine Briefmarke nach wie vor im Terminal stecken.«
Der Mann wandte sich zu Khira. »War mir ein Vergnügen, aber dennoch nicht der Rede wert. Viel Spaß in New York.« Er hielt kurz inne. »Und… ich wünsche Ihnen wirklich alles Gute.«
Khira war froh, wieder aus dem Wagen heraus zu sein. Halbherzig hob sie die Hand und winkte dem sich entfernenden Fahrzeug nach. Sie blieb auf der Stelle stehen, bewegte sich keinen Meter weiter. Erst als sie nach Minuten sicher war, dass ihr Helfer nicht erneut hier auftauchte, ging sie mit noch zögerlichen Schritten weiter. Noch war sie nicht davon überzeugt, dass er wirklich fort war. Er konnte in einer der Nebenstraßen parken und sie beobachten.
Jetzt siehst du aber schon Gespenster… Sie versuchte sich zu beruhigen.
Nach weiteren zehn Minuten hatte sie die Straße erreicht, die ihr wirkliches Ziel war. Khira lächelte. Artimus wäre stolz auf sie, denn natürlich hatte sie dem Fremden nicht den wirklichen Ort ihrer Reise verraten.
Sie bog durch den gusseisernen Torbogen hindurch in den Innenhof ein, der sich hell und freundlich vor ihr ausbreitete. Hier hatte sich in den vergangenen Jahren jedenfalls nichts verändert. Wer hier wohnte, der zahlte gerne die überzogenen Mieten, denn dafür bekam man Ruhe und Abgeschiedenheit von der Metropole, die nur wenige Meter entfernt tobte.
Zielsicher steuerte Khira auf das Haus mit der sonnengelben Fassade zu. Endlich war sie da.
Im Hausflur fiel ihr noch einmal der Fremde von vorhin ein. Wahrscheinlich maß sie ihm ganz einfach zu viel Bedeutung bei - warum sollte es denn keine hilfsbereiten Menschen mehr geben?
Nur eines Sache hatte sie an ihm besonders gestört.
Seine Augen, die er durch die Sonnenbrille die ganze Zeit über versteckt hatte.
Ja, sie hätte gerne seine Augen gesehen…
***
Die Silberscheibe lag auf dem Schreibtisch, hinter dem Robert Tendyke saß und das Amulett mit nachdenklichen Blicken bedachte.
In den Besuchersesseln vor dem Tisch hatten es sich Zamorra und Nicole bequem gemacht.
»Verdammt, Zamorra, das hätte zu einer echten Katastrophe werden können. Ein Wunder, dass dabei niemand verletzt wurde.« Tendyke strich nachdenklich mit den Fingerspitzen über das Amulett, das sich kühl wie immer anfühlte.
»Ich kann den Grund nicht finden, warum Merlins Stern sich bedroht gefühlt hat.« Nicole schlug die Beine übereinander, was bei dem äußerst kurzen Kleid, das sie nun trug, ein riskantes Unterfangen war. Andererseits hatte sie sich um Konventionen dieser Art noch nie viele Gedanken gemacht, denn wer es nicht mochte, der konnte ja woanders hin schauen. Die Art, in
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