0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
der sie ihre Reize einsetzte, ließ sie sich ganz sicher von niemandem vorschreiben. Zudem wäre Zamorra niemals auf so einen Gedanken gekommen. Und andere Personen interessierten mit ihren Meinungen und Ansichten sowieso nicht.
»Grund?« Zamorra zuckte mit den Schultern. »Spielt doch jetzt keine Rolle mehr, ob es einen gab oder nicht. Das Amulett hat reagiert, und ich habe keine Ahnung, wieso. Aber eins kann ich euch sagen. Meine düsteren Vorahnungen, was diese technischen Vermessungen angeht, waren offensichtlich wesentlich realer, als ich es mir selber eingestehen wollte. Ich mache mir Vorwürfe.«
»Passiert ist passiert. Darüber müssen wir kein Wort mehr verlieren. Aber du solltest wirklich intensiv versuchen, die immer wieder auftretenden Probleme mit Merlins Stern zu analysieren.« Tendyke strich sich über die Haare, was ein unzweifelhafter Beleg dafür war, dass ihn die Sache reichlich mitgenommen hatte. Schließlich war die gesamte wissenschaftliche Anlage unter dem Hauptsitz von Tendyke Industries in großer Gefahr gewesen.
»Und so schwer es dir auch fallen wird, so solltest du dennoch das Amulett nur noch dann benutzen, wenn du die Risiken irgendwie abschätzen kannst.«
Zamorra lachte unwillig auf. »Na, dann erklär du mir mal, wie ich das wohl erkennen soll. Aber du hast ja Recht. Der Hund, der sein eigenes Herrchen beißen will, kann nicht mehr sein Beschützer sein.«
Ehe Tendyke antworten konnte, meldete sich die hausinterne Sprechanlage. Es war van Zants Stimme, die aufgeregt aus den Lautsprechern kam.
»Chef, kommen Sie mit Zamorra und Nicole in Khira Stolts Räume. Schnell, es eilt!« Die Verbindung brach abrupt ab.
Nur wenige Minuten später standen sie vor der offenen Tür zu dem Appartement, in dem die Biologin einquartiert war. Artimus erwartete sie bereits aufgeregt.
Wortlos deutete er auf den Tisch, auf dessen Platte Khiras Nachricht zu lesen war.
Der erste Satz reichte aus, um allen klar zu machen, was hier geschehen war.
Artimus - nicht böse sein, okay? Ich brauche ein paar Tage Urlaub. Alleine! Ich bin bei Freunden.
»Sie ist wahnsinnig geworden. Gar keine Frage…« Van Zant war deutlich anzusehen, wie fassungslos ihn die Tatsache machte, dass die Kleinwüchsige sich eine Auszeit verordnet hatte. Alles in ihm weigerte sich einzugestehen, dass Khira dermaßen leichtsinnig sein konnte. Sie wusste doch nur zu genau, welche Gefahren ihr draußen von Sarkana und seinem Volk blühten.
Dennoch gab es keinen Zweifel, dass sie es getan hatte.
»Aber so einfach kann man doch von hier unten nicht verschwinden, oder?« Nicole Duval kannte das Sicherheitsdenken von Tendyke Industries, wenn es um die eigenen Mitarbeiter ging. Sie musste nur an das Heer von Security-Leuten denken, die ständig und überall präsent waren.
Tendyke und van Zant sahen sie ratlos an, doch Zamorra hatte eine Vorstellung, wie Khira dem Sicherheitskokon entschlüpft war.
»Der Alarm. Natürlich, als der Alarm durch Merlins Sterns Ausraster ausgelöst wurde, hat sie die Gunst der Stunde genutzt. In solchen Situationen kann es drunter und drüber gehen, selbst bei erfahrenen Sicherheitsleuten. Und Khiras Kleinwüchsigkeit kann da sogar hilfreich gewesen sein.«
Nicole begann das Zimmer zu durchsuchen. »Viel wichtiger wäre jetzt, eine Ahnung zu bekommen, wohin sie will. Irgendeinen Anhaltspunkt muss es geben, denn ohne entsprechenden Auslöser wird sie diesen Entschluss nicht gefasst haben. Da bin ich sicher.« Zamorras skeptischen Blick entschärfte Nicole mit einem einzigen Satz. »Sie ist eine Frau - ich bin eine Frau. Alles klar, Chéri?«
Darauf gab es keine vernünftige Erwiderung. Also schwieg Zamorra und half seiner Lebensgefährtin beim Suchen.
»Was ist das?« Aus einem der Wandfächer fischte Nicole ein handliches Gerät heraus.
Van Zant wurde aktiv. »Ein Pager? So ein Ding habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.«
Nicole ließ es sich gefallen, dass Artimus ihr das Gerät von der Handfläche fischte. Das Elektronikgenie war sofort in seinem Element.
»Da ist eine Nachricht drauf: Komm zu mir - der weiche Stein sehnt sich nach Dir! Wir brauchen Deine Hilfe! «
Van Zant sah hilflos in die Runde, doch den Sinn der Worte verstand keiner der Anwesenden. Ein Ruck ging durch den Südstaatler.
»Gleichgültig was das zu bedeuten hat. Wichtig ist nur, dass ich den Absender ermitteln kann. Und glaubt mir: ich werde ihn ermitteln.« Er hetzte aus dem Raum.
Tendyke sah seine Freunde und
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