0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
ihre Hände zu zittern begannen. Die Wahrheit war schmerzhaft, doch sie wollte ihre Freundin nicht belügen. »Aron ist tot, Melinda. Getötet von deinem Herrn. Und mich wird er auch umbringen, wenn er endlich hat, was er von mir will.«
Khira hatte mit einer heftigen Reaktion auf diese Offenbarung gerechnet, doch Melinda verfiel in eine minutenlange Starre. Die Kleinwüchsige befürchtete schon, dass die halb verdurstete Vampirin in Agonie verfallen war. Doch dann klärte sich Melindas Blick überraschend auf.
»Also ist alles vorbei. Dann soll es wohl so sein. Ich hoffe, Aron musste nicht zu sehr leiden?«
Khira brachte die Antwort nicht über ihre Lippen. Beschämt sah sie zu Boden.
Melinda verstand. »Aber auch du weißt nicht alles, Khira. Du sagst, Sarkana will etwas von dir haben? Meinst du die Tränen aus Blut? Aber die hat er doch bereits. Du warst noch nicht bei Sinnen, da hat man sie dir vom Gesicht weg gestohlen. Also ist auch dein Leben nun verwirkt.«
Sofort wurde Khira klar, was Melinda meinte. Der Traum… die sanften Berührungen in ihrem Gesicht. Sie hatte in Arons Atelier Bluttränen geweint, als sie die Statue entdeckt hatte. Sie wusste nicht wie und womit, aber irgendwer hatte sie ihr sorgfältig vom Gesicht gewischt.
Es war also nur noch eine Frage der Zeit, wann Sarkana den Befehl geben würde, seine Erzfeindin zu vernichten.
Lautes Rasseln ließ Khira aus ihren Gedanken hochschrecken. Die Ketten lösten sich wie von Geisterhand geöffnet von Melindas Gliedmaßen. Die Vampirfrau war frei. Entsetzt realisierte Khira, welchen Tod Sarkana für sie vorgesehen hatte.
Nur langsam und vor Schmerzen stöhnend kam Melinda auf die Beine. Ihre Körpergröße, um die Khira die Freundin schon immer beneidet hatte, ließ sie wie einen Turm in die Höhe wachsen. Ihre einst so wundervollen Brüste hingen schlaff herunter - selbst bei der schlechten Beleuchtung konnte Khira jede einzelne von Melindas Rippen erkennen. Doch noch war Kraft in diesem Körper.
Mit einer wilden Bewegung warf sie ihre Haarpracht in den Nacken.
»Also lässt Sarkana mich doch noch einmal trinken.«
Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und näherte sich Khira, die nicht fähig war sich zu bewegen.
»Du musst mir vergeben, Khira. Ich will es nicht tun. Aber der Durst… er brennt so mächtig in mir. Bitte versteh doch…«
Mit weit aufgerissenen Augen sah die Kleinwüchsige den Tod auf sich zukommen. Und sie wusste, dass sie nun keine Chance mehr hatte, ihm zu entkommen.
Melinda breitete die Arme aus, als wolle sie die Freundin umarmen. Dann griff der Tod nach Khira Stolt…
***
Zamorra spürte Nicoles Hand nicht mehr in der seinen!
Artimus war noch da, und instinktiv griff der Parapsychologe noch fester zu. Dieser Pfad war absolut nicht vergleichbar mit einem Transport mittels Regenbogenblumen. Wenn man sich dort auf seinen Zielpunkt konzentrierte, dann lief alles ab wie eine Fahrt auf einer Einbahnstraße, die keine Abzweigungen kannte.
Alleine mangelnde Konzentration konnte einen Fehltransfer verursachen, doch eine solche Situation war im Prinzip erst einmal eingetreten. Die allerdings hatte Zamorra, Nicole und Asmodis in eine fatale Situation gebracht. Nur mit Mühe und viel Glück hatten sie Omron, die Welt der humanoiden Ratten, wieder verlassen können. Zwar hatten sie auch dort Verbündete und echte Freunde gefunden, doch den Rest seines Lebens hätte Zamorra auf Omron nun wirklich nicht verbringen wollen. [3]
Der Pfad oder Weg, auf dem sie sich in diesem Augenblick befanden, war von gänzlich anderer Beschaffenheit. Er bestand aus reiner Magie - dunkler Magie, und deren Initiator war niemand anderes als Sarkana, der Herr über alle Vampire.
Zamorra riss sich zusammen. Sorgen konnte er sich um Nicole noch später in Hülle und Fülle machen. Jetzt hieß es erst einmal, diesen Pfad bis zu seinem Ende - oder war es der Anfang? - zu folgen. Nicole war nicht zum ersten Mal bei ihren gemeinsamen Aktionen von ihm getrennt worden. Sie wusste sich durchaus alleine durchzuschlagen. Wer in seiner schönen Gefährtin eine leichte Beute, ein hilfloses Opfer vermutete, der machte damit einen Fehler, den er nie mehr wiederholen konnte…
Viel konnte Zamorra während des Transfers nicht erkennen, doch auf diesem Pfad wimmelte es von Abzweigungen. Es fiel ihm nicht leicht, sich und Artimus auf dem geraden Weg zu halten.
Nur einen Schritt vor dem Ziel geschah es dann. Ein unwiderstehlicher Sog zerrte an den beiden
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