0805 - Der Echsenvampir
später davon erzählen. Zuerst sollten wir uns auf den Weg machen.«
»Du willst den Echsenvampir suchen«, vermutete Diana.
»Suchen und vernichten.«
»Dann auf nach Mainz!« Zamorra erhob sich. »Der Flug nach Frankfurt dauert nicht gerade lang, und unterwegs kann Andrew uns alles erzählen. Von dort aus ist es ja nur noch ein Katzensprung nach Mainz.«
***
Die neunzig Minuten vergingen im wahrsten Sinn des Wortes im Flug - was nicht nur daran lag, dass sie in einem Flugzeug saßen, das sie rasch an ihr Ziel brachte, sondern auch daran, dass Andrew den Rest seiner Erlebnisse mit dem Echsenvampir berichtete.
Zuerst war Zamorra schockiert, was Andrew damals getan hatte… doch je länger er darüber nachdachte, desto verständlicher wurde es ihm. Bei der Vorstellung, Nicole nicht nur durch den Tod zu verlieren, sondern sie darüber hinaus als Höllenkreatur zur Gegnerin zu haben, drehte sich ihm der Magen um.
Vielleicht hätte er ähnlich gehandelt wie Andrew, der sich mit einem Trick aus der Verantwortung zurückgezogen hatte. Einem Trick, der ethisch höchst zweifelhaft gewesen war.
Und doch, trotz all seiner Sicherheitsvorkehrungen, hatte die Vergangenheit den Auserwählten wieder eingeholt. Nach all der Zeit waren die Weichen neu gestellt worden. War es wirklich ein Zufall gewesen?
Doch jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken.
Kurzfristig Plätze für den Flug nach Frankfurt zu bekommen, war nicht weiter schwierig gewesen. In einer Rundmail an verschiedene Fluggesellschaften hatte Zamorra virtuell mit ein wenig Geld gewinkt, und so waren ihm binnen kürzester Zeit zwei Reisemöglichkeiten angeboten worden.
Das Flugzeug ging in den Landeanflug. Andrews Gesicht verzog sich. »Ich habe mich an das Fliegen nie gewöhnen können.« Bleich geworden, schloss er die Augen und presste seinen Hinterkopf in die Rückenlehne. Beim Start war es ähnlich gewesen. »Schon früher nicht. Nur in den fliegenden Zigarren hatte ich mich noch einigermaßen sicher gefühlt.«
Zamorra wusste, dass es keinerlei Sinn machte, ihm zu erzählen, dass statistisch gesehen das Reisen in den modernen Flugzeugen wesentlich sicherer war als damals in Zeppelinen. Flugangst war nichts Rationales; sie ließ sich mit Argumenten nicht lindern.
Andrew saß zwischen ihm und Nicole. Diana war letztendlich ohne großes Murren im Château geblieben. Zamorra wusste sie in guten Händen. Lady Patricia, die Mutter von Rhett Saris, kümmerte sich um sie.
Als das Flugzeug endlich stand, erhob sich Andrew mit käsigem Gesicht.
Die Drei ließen sich im Strom der Passagiere nach draußen spülen.
Beim Warten am Gepäckband trippelte Nicole hin und her. »Ich halte das hier für Zeitverschwendung. Wir könnten schon im Taxi sitzen und unser Hotel ansteuern.«
Zamorra seufzte nur, doch Andrew wagte einen Einwand, was den Meister des Übersinnlichen die Augen verdrehen ließ. Er wusste genau, was nun unausweichlich kommen musste. »Es ist nun mal nicht jedermanns Ding, ohne Kleider zu verreisen«, meinte Andrew arglos.
Nicoles Augen blitzten auf. »Wer redet denn davon, nackt zu fliegen? Nicht dass ich etwas dagegen hätte, aber man muss ja nicht unbedingt auf diese Weise für Aufregung sorgen.« Sie lächelte Andrew betörend an. »Falls du aber von Ersatzkleidung sprichst: Dafür gibt es meiner bescheidenen Meinung nach solche netten Einrichtungen wie Boutiquen!«
»Dort ein wenig«, Zamorra betonte die beiden letzten Worte auffallend, »zu shoppen, hätte allerdings länger gedauert als hier auf die beiden Koffer zu warten. Siehst du?« Er schnappte sich beide Gepäckstücke, die wie durch ein Wunder nacheinander auf dem Band herangefahren wurden, und schleppte sie triumphierend zum Wagen.
Nach einer kurzen Zugfahrt saßen sie zwei Stunden später zu dritt in dem Doppelzimmer, das Nicole und er gebucht hatten. Sie hatten ein kleines Hotel bezogen, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof in Mainz. Hin und wieder hörte man das Geräusch vorbeibrausender Züge oder das quietschende Bremsen der zahlreichen Busse.
»Das Einzige, das mir noch unklar ist, ist die Frage, wie wir dieses Echsenmonstrum ausfindig machen sollen.« Nicole schloss das Fenster, um die Geräuschkulisse zu dämpfen.
»Ich bin seit damals nicht mehr hier in der Stadt gewesen«, sagte Andrew gedankenverloren. »Es weckt die Erinnerungen in noch stärkerem Maß, obwohl natürlich nichts mehr so aussieht wie damals.«
»Du hast uns noch nichts Genaueres darüber erzählt,
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